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Alt 20.04.2009, 16:07
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Hallo Ihr Lieben,

ich habe Probleme mit dem ollen Pc und komme nur "sekundenweise" ins Internet.

Also - Mama rief mich gegen halb eins an. Der Tumor in der Leber, der ja seinerzeit eine beachtliche Größe von 9 cm erreicht hatte, und unter der Gabe von Topotecan dann auf 7 cm verkleinert werden konnte, ist lt. heutigem CT wieder 9 cm groß. Gleiches Bild in etwa beim Primärherd in der Lunge. Der Onkologe meinte, dass der Tumor dem Topotecan gegenüber evtl. schon resistent sei. Allerdings bekommt sie diesen Zyklus wohl noch wie geplant, weil auch der Allgemeinzustand (der ja in der letzten Zeit nicht allzu gut war) eine Rolle mitspielt. Morgen wird anhand der Tumormarker nochmal geschaut und beraten.

Als meine Mutter mich heute anrief, war sie selber sehr gefasst. Sie hat wieder versucht MICH zu trösten, MIR Mut zu machen - wie meine liebe Mama eben so ist. Und ich hätte weinen können. Ganz so, wie ein Kind das wohl macht manchmal. Ich bin traurig. Nicht, dass ich damit nicht gerechnet hätte. Nein! Ich sag ja - in meiner gesamten Erwartungshaltung bin ich bescheiden geworden. Egal was kommt, ich bin für sie da und an ihrer Seite. Und das was meine Mama heute für mich ist, das wird sie immer für mich sein. Das kann ich immer wieder nur sagen. Und in dem ich das schreibe muss ich heulen. Eine Scheisse ist das. Man hofft und hofft und betet und es zerreißt einen immer wieder aufs Neue, obwohl man irgendwo damit rechnet, es weiß und vieles ahnt. Ich hasse diesen Scheiss-Krebs - und glaubt mir eines - könnte man den personifizieren - ich würd ihn alle machen - echt!

Das Kopf MRT soll am 11.Mai gemacht werden. Meine Mutter hatte zuletzt auch Beschwerden in der Schulter, aber die war auf der Aufnahme von heute wohl unauffällig. Weiß jemand, wie aussagekräftig ein (ich glaube Thorax-) CT im Bezug auf Knochenmetastasen ist?

Meine Mutter erzählte mir dann heute noch einmal von dem Onkologen. Ich bin ganz ehrlich - ich bin froh, dass meine Mama da ist. Sie fühlt sich gut aufgehoben und versorgt dort. Wo ich demnächst mal hinspazieren werde (ist nämlich im gleichen Haus wie mein Kinderarzt) ist der Hausarzt meiner Mama. Die Tussi (<<--ist echt ne Tussi) die vorne arbeitet, die tickt nicht sauber. Meine Mutter hatte doch damals die Vitamin-C Infusionen machen lassen. Unterdessen rät man ja eher davon ab. Nun...ich hab meiner Mutter das so nie gesagt, weil ich ja schlecht sagen konnte:"Hör mal Mama, aber das, was da bereits durch Deine Venen gelaufen ist, war evtl. kontraproduktiv...!" Jedenfalls hat ihr die Arzthelferin, Frau Tussi, geraten, erneut sowas machen zu lassen. Da musste ich ja dann ein wenig gegenargumentieren. Da sagt Frau Tussi doch zu meiner Mutter."Jaja, das haben sie sicher irgendwo im Internet gelesen, dass das schädlich sein soll. Quatsch ist das...das behauptet rein die Schulmedizin!" Meine Mutter hat ihr dann gesagt, dass sie an und für sich der Meinung war, dort in schulmedizinischer Behandlung zu sein. Tussilein kriegt jedenfalls noch näheren Bescheid. Aber heute lieber nicht...ich bin nämlich nicht gut drauf und nicht so sortiert und überlegt wie sonst.

Im Grunde hab ich die Hose voll und bin verzweifelt. Ich harre der Dinge die da kommen - sonst bleibt mir ja nix zu tun. Übrigens hat der Onko meiner Mama in Punkto Uneinsichtigkeit ein wenig den Kopf gewaschen. Ging um den HB-Wert. Er hat ihr gesagt, dass sie, sobald die Werte auf xy zurückgefallen sind, SOFORT anrufen soll. Dann muss sie nach Essen und bekommt dort eine Bluttransfusion. Außerdem hat er sie gefragt, ob sie Schmerzen hätte. Konnte sie klar verneinen (dafür bin ich dankbar). Sie müsse in keinster Weise Schmerzen haben, und bekäme, sofern der Fall mal eintritt, alles was sie benötigt, damit sie schmerzfrei ist. Das finde ich gut. Mama beruhigt das auch. Sie ist sehr tapfer. Ich hab sie so lieb.

Ehe ich das vergesse - ich möchte mich bei Euch allen ganz herzlich für das Daumendrücken bedanken. Ich denke in den letzten Tagen viel über das Forum nach. Darüber, ob ich in absehbarer Zeit auch noch meinen Platz hier finden werde. Solche Dinge, die kommen einem ja manchmal in den Sinn, erscheinen deplaziert, aber lassen sich nicht verdrängen. Ich habe viele Bekannte und eine handvoll richtige Freunde. Aber jemand, der das nicht erlebt hat, kann sich da auch nicht reinversetzen. Hier muss ich mich nicht groß erklären oder haarklein erläutern, was was bedeutet, und welche Konsequenzen das hat. Hier wird man verstanden. Dafür danke!

Wisst Ihr - mein Denken und mein Verlangen hat sich verändert, im Bezug auf die Krankheit. Noch vor einem Jahr, da hatte ich den Wunsch, dass ein Wunder geschieht. Nicht, dass ich mir das heute nicht auch noch wünschen würde - aber heute wünsche ich mir auch solche Dinge, die realistischer sind. Dass meine Mama nicht leiden muss zum Beispiel. Oder dass sie einfach noch ganz viel gute Zeit haben darf. Ich bin bescheidener geworden und mit dieser Erkrankung hab auch ich mich verändert. Diese Veränderung wird sich, das ist meine Sichtweise heute, Rest meines Lebens nicht mehr abschütteln lassen. Ich glaube das wird so bleiben.

Ihr Lieben...ich meld mich wieder - und nochmals danke, weil ihr da seid!

Liebe Grüße

Annika
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