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Alt 21.12.2003, 04:08
Gast
 
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Standard Junge Menschen im Austausch über Brustkrebs

Hallo liebe Mitbetroffene. Es ist mir ein Bedürfnis Euch meine Geschichte in wenigen Worten zu erzählen, da ich weiß, dass nur jemand der selbst erkrankt ist nachvollziehen kann, was es bedeutet mit der Erkrankung im Stich gelassen zu werden. Meine Erstdiangose war im September 1998m da war ich 38 Jahre alt, meine Kinder 10, 11, 14 und 16 Jahre. Wir waren eine glückliche Familie mit gutem Auskommen. Aber die Erkrankung sollte alles ändern. Im August 1999 ist mein Exmann ausgezogen. Die Scheidung war im Mai 2001. Im November 2001 fing er dann an keinen Unterhalt zu zahlen, so daß ich entweder mit den Kindern von Sozialhilfe hätte leben müssen, oder so wie ich es gemacht habe, voll Berufstätig sein mußte. Bin dank meines Einsatzes wieder in meinen alten Beruf als MTLA tätig geworden. Paradoxerweise im hilstologischen Labor. Jeden Tag abgeschnittene Brüste vor den Augen, meine linke war auch amputiert worden. War nicht ganz einfach zu verkraften. Auch ich hatte Probleme mich so anderen Männern zu zeigen, besonders da mein eigener Mann mich trotz Brustaufbau nach der OP sexuell abgelehnt hatte( vorher hatten wir ein aktives Sexualleben) Habe aber dann nur noch positive Erfahrungen gemacht. Lebe heute wieder mit meinem neuen Lebensgefährten zusammen(also bitte nicht den Mut verlieren, die meisten Männer haben kein Problem damit umzugehen). War aber mit der vollen Berufstätigkeit trotz der Hilfe meines Partners total überfordert, habe dann noch halbe Tage gearbeitet. Irgenwie habe ich mich nach der Hochdosischemo nicht wieder richtig erholt. Am 1. April 2003 wurden bei mir Lebermetastasen festgestellt, im Juli der rechte Leberlappen entfernt. Bei der histologischen Untersuchung wurden auch im Bereich des linken Lappens Mikrometastasen gefunden. Ich war die ganze Zeit trotz der vielen Steine , die man mir in den Weg gelegt hatte und obwohl ich als MTA genau wußte, was 10 Lymphknotenmetastasen bedeuteten überwiegend positiv, lebensfroh, eingestellt. Leider hat mein Exmann uns die Zeit, wo es mir zwischendurch gut ging, sehr schwer gemacht. Habe alle 4 Kinder alleine durch die Pubertät gebracht,erziehungsmaäßig fällt er mir regelmäßig in den Rücken (Vor unserer Trennung waren wir uns immmer einig!), stellt meine Entscheidungen vor den Kindern in Frage, wodurch ich es und die Kinder natürlich auch, schwer haben miteinander klar zu kommen. Unsere älteste Tochter hat er darin unterstützt mit 17 Jahren, vor dem Abitur auszuziehen, um sie anschließend genau so wie uns alle, unterhaltsmäßig hängen zu lassen. Sie unterstütze ich heute auch noch finanziell. (Er hat den Kontakt zu ihr abgebrochen, trotz des guten Abis und der Ausbildung die sie heute macht,total fleißig und zuverlässig) Mein Exmann hat sein neues Ingenieurbüro auf den Namen seiner neuen Partnerin angemeldet,alles Geld auf andere Namen in Sicherheit gebracht, er verdient auf dem Papier sehr wenig, so daß nur die beiden jüngsten Kinder den niedrigsten Unterhaltssatz bekommen. Ich lebe jetzt noch bis September von Krankengeld. Habe Rente beantragt, weil ich zu 100% Erwerbsunfähig geworden bin. Diese ist aber abgelehnt worden, weil ich es leider nicht mehr geschafft habe 36 Monate sozialversicherungpflichtig tätig zu sein. Der Krebs war schneller. Zu allem Übel fängt jetzt das gleiche Spiel mit meiner nächst ältesten Tochter an. Mein Exmann stärkt Ihr auch den Rücken gegen mich, obwohl wir nur die üblichen Reibereien haben, die für dieses Alter üblich sind. Sie will jetzt auch ausziehen. Meine Kinder sind mir das wichtigste im Leben und ich mache mir solche Sorgen, dass wenn ich den Kampf gegen den Krebs verlieren sollte, keine Mutter mehr da ist, sich um die vom Vater im Stich gelassenen halberwachsenen Kinder zu kümmern. Ich wünsche mir so sehr, er würde mich und die Kinder in Frieden leben lassen, es ist doch so alles schon schwer genug. Aber er kann es irgendwie nicht haben, dass es mir trotz Krebs nach unserer Trennung gut geht. Er wollte aus Mitleid und für die "Leute" bei mir bleiben, das konnte ich aber nicht ertragen, denn dann hätte ich mich aufgeben müssen.Ich wollte nicht dabei zusehen wie er sich dann eine andere Frau sucht um mich dann zu verlassen. Ich bin eine Kämpfernatur, aber langsam reicht es auch mir. Seit neun Monaten Chemotherapie, zum zweiten Mal die Haare verloren( ist nicht das Schlimmste, aber tut doch weh), OP, und eine wirklich schlechte Prognose. Für meinen neuen Partner auch nicht leicht zu verkraften, hatten auch unsere Probleme, hat Angst mich zu verlieren..., stehe ständig zwischen den Fronten was die Kinder anbelangt, möchte selber noch länger leben, meine Kinder gut zu Ende großziehen können, ein wenig glücklich sein. Langsam aber sicher habe ich keine Kraft mehr, wo soll man die auch immer herholen. So, genug des Gejammers, wollte mir nur mal alles von der Seele reden, aber bei Menschen, die auch verstehen was in einem vorgeht, denn Krebs verändert doch vieles, das ein gesunder Mensch nur schwer nachvollziehen kann. Vielleicht ist auch jemand da der mir antwortet und ein paar Tips geben kann. Bis bald, Martina