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Alt 03.05.2009, 00:32
here_comes_the_sun here_comes_the_sun ist offline
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Standard AW: und noch eine traurige Tochter

Hallo Ihr Lieben,

endlich mal wieder ein kleines Lebenszeichen von mir - obwohl, so klein ist das garnicht, mehr dazu später.
Ich habe ein wirklich schlechtes Gewissen, weil ich mich so klammheimlich aus dem Staub gemacht habe, aber ob Ihr es glaubt oder nicht, ich habe ehrlich oft an Euch gedacht!
Nach den Turbulenzen im letzten Jahr war ich zu Jahresbeginn echt ausgelaugt und mußte den EK einfach mal "ad acta" legen. Ich weiß, das klingt doof und für einige Betroffene hier vielleicht auch irritiernd, aber bei aller Liebe und Nähe zu meiner Mutter ist und bleibt es ihre Erkrankung und ich mußte wirklich aufpassen, daß ich vor lauter Engagement nicht mein eigenes Leben und v.a. meine Kinder "vergesse". Die OP-Phase war vorbei, die Chemo lief, der Zug war eben am Rollen, mehr konnte ich medizinisch-inhaltlich nicht tun. Wir - meine Mutter und ich - haben uns daher auch bei unseren Treffen wieder auf das "normale" Leben konzentriert, daher war der EK ein wenig "weggeschoben". Im Februar und März hatte ich obendrein das Gefühl "jetzt mal auch was für mich" tun zu müssen, neben dem Alltagswahnsinn habe ich viel Sport gemacht und Freunde getroffen - Dinge, die ich im letzten halben Jahr sehr stark vernachlässigt hatte...
Nun und in dieser Zeit... haben mein Mann und ich Nummer 4 (!!!) auf den Weg geschickt... Das war nach all dem erst einmal ein Schock, ich wollte nicht noch einmal Mutter werden, dann meine kranke Mutter, die Arbeit und und und... Unsere "Kleine" hatte im März ihren 7. Geburtstag gefeiert, geht brav in die Schule, mein "ganz Großer" wird im Juni 16 und ist halb auf dem Absprung von zu Hause... Ich wollte eigentlich keine Windeln mehr wechseln etc... Aber nach dem ersten Schrecken dachte ich, mein Gott, wie egoistisch von mir, sei doch glücklich und froh, welch ein Segen, was für Geschenk. Daher haben wir - und ganz besonders mein Mann - uns FÜR das Leben entschieden. Nach einer kleinen "Verdauungspause" haben wir nun letzten Sonntag die Kinder eingeweiht, die völlig aus dem Häuschen sind. Und meine geliebte Mum guckte im allerersten Moment verwundert, freut sich aber - denke ich - nun sehr. Sie meinte erst vorgestern, daß es schön ist, nach dem letzten halben Jahr im November (zum 1. Advent ist´s soweit) ein neues Enkelkind begrüßen zu können... Da hatten wir beide Freudentränen in den Augen.

Nun zu meiner Mum: vor etwa 3 Wochen hat sie ihre 6. Chemo bekommen. Danach war sie erst mal wieder platt, hinzu kam der Frust, daß sie weiterhin deutlich ihre Schwächung spürt und vieles nicht mehr so wie früher geht. Genau zu diesem Zeitpunkt wurde das Wetter so schön und sie war größtenteils zu schlapp, dies auch draußen genießen zu können...
Am Dienstag wurde dann das Verlaufs-CT anfertigt, die Gyn-Untersuchung durchgeführt und der TM bestimmt. Am Donnerstag fand dann die Befundbesprechung statt. Die Gyn.-Untersuchung hat einen "regelrechten" Befund nach OP ergeben. Im CT hat man keinerlei Veränderung im Vorgleich zum Vor-CT (nach 3 Zyklen Chemo) gesehen. Der Arzt fand das toll - keine Verschlechterung = keine Progredienz. Wir finden das nicht so toll: Weiterhin/konstant großer Pleuraerguß, weiterhin unklarer Leberherd ("nicht sicher tumorbedingt" - war aber im Erst-CT noch nicht da!!!). Wir hatten eigentlich mehr erwartet/erhofft, nämlich "Wegschmelzen" sämtlicher Herde... Obendrein der TM CA-125: Vor OP/bei Diagnosestellung extrem hoch (ich glaube es waren so um die 4000, genau weiß ich´s nicht mehr), nach OP/vor Chemo 1900, dann kontinuierlicher Abfall (wegen der Avastin-Studie wurde er vor JEDEM Zyklus bestimmt). Vor Zyklus #6 war er 240 (also immernoch kräftig erhöht) und nun - nach dem eigentlichen Chemo-Ende - ist er auf 315 gestiegen!!! Daß er keinen Normalwert bei der nächsten Bestimmung haben würde, damit haben wir eigentlich schon gerechnet, aber ein Anstieg....
Der Doc sah es erst mal "locker", gibt all dem nicht so großes Gewicht. Jetzt wird geklärt, wie es weiter gehen soll. Am Dienstag wird der "Fall" meiner Mutter in einer Konferenz besprochen. Momentane Idee lautet: Verlaufs-TM in vier Wochen, evtl. weitere Chemo-Zyklen. Dies würde bedeuten, daß meine Mutter aus der Avastin-Studie rausfällt, dabei wollte sie die gerne weiter machen. Alternativ "Zuwarten", Avastin weiter.
Wenn es unter weiteren Taxol-/Carboplatin-Gaben zu einem weiteren Anstieg kommt, wird an eine Second-line-Chemo gedacht... Naja, soweit sind "wir" ja (noch?) nicht. Wegen des Leberherdes habe ich eine PET-CT-Untersuchung vorgeschlagen, das will der Doc in der Konferenz diskutieren. Alternativ soll eine Punktion erfolgen, das will meine Mutter aber nicht, sie hat Angst nach all dem was sie so erlebt hat...


So, jetzt habe ich irre viel geschrieben, aber nach so langer Zeit gab es ja auch viel zu erzählen... Ich hoffe, ich habe Euch damit nicht "erschlagen". Danke für Eure Zuwendung, Nähe und Euren Trost in der Vergangenheit, das habe ich nie vergessen und war in Gedanken wirklich oft bei Euch.

Alles Liebe und herzliche Grüße, Eure Sun.
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"Wende dein Gesicht der Sonne zu,
dann fallen die Schatten hinter dich"
(Afrikanische Weisheit)
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