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Alt 03.05.2009, 13:18
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Standard AW: Meine Mama: nichts ist mehr wie es mal war. Und die Welt steht still.

Ihr Lieben, in den letzen zwei Wochen war es das erste Mal, das es mir schwer fiel, in meiner Ecke zu lesen und zu schreiben. Ganz komisch.

Vor allem, weil auch meine Trauer mal so und mal so ist. Ich hatte ein paar Tage, vorletzte Woche, da kam ich so überhaupt nicht an mich dran, an meine Traurigkeit, die war wie zugedeckt, aber offensichtlich nur zugedeckt, denn fröhlich sein ging auch nicht.

Das hat sich in der letzten Woche mal wieder geändert. Ich HÄTTE sicher auch viel Ablenkung, aber ich mag sie nicht so zulassen. Das geht mal so stundenweise, aber dann kommt wieder die harte Realität und macht mich traurig.
Es ist so merkwürdig. Im Moment geht es mir wieder ziemlich bescheiden.... mal sehen. Ich dachte immer, die Sonne würde helfen... aber: Pustekuchen.



Meine über alles geliebte Mama,

weisst Du was? Heute nacht habe ich das allererste Mal von Dir geträumt. Nicht, dass wir etwas zusammen erleben, sondern eher so in der dritten Person. Ich habe eine Geschichte von Dir geträumt. Davon bin ich dann aufgewacht und bin seitdem komplett neben der Spur. Ich denke oft an den Friedhof, wie Du da jetzt in 160 cm Tiefe liegst, ob Dir kalt ist. Wo Deine Seele ist? Ob Du auf und aufpasst. Ich spüre Dich sehr, aber doch immer in den Zeiten der Krankheit und dann wieder besonders die letzten Stunden. Ich glaube mehr und mehr, dass Du nun wusstest, weil es dann einfach so schnell ging, nachdem A. gekommen ist.
Eins hat sich geändert: ich bin wirklich sehr, sehr dankbar, dass ich das mit Dir erleben durfte. Das hilft. Nicht auszudenken, was gewesen wäre, hätte ich das nicht geschafft, wäre nicht da gewesen.

Aber Dein Fehlen schmerzt so sehr,immer so, als ob ein Stück vom Herz rausgerissen wird. Das meine ich gar nicht als Vorwurf, aber wie soll das mal besser werden? Du wirst hier noch so sehr gebraucht, bei jeder Fragestellung, die ich habe, will ich anrufen. Wie soll denn mein Leben weitergehen? Wo bist Du?
Ich liebe Dich, vielleicht sage ich das nicht oft genug? Aber Du kannst Dir gewiss sein, dass ich es ganz oft denke. Dass Du fehlst, dass Du ganz tiefe und grosse Lücken hinterlässt. Wie können wir denn mal wieder glücklich werden?
Du warst unser Bindeglied, unser Magnet, der die Familie zusammenhielt. Merkst Du das dort, wo Du jetzt bist?

Mamilein, ich vermisse Dich. Und mache jetzt für heute Schluss. Ich bin traurig.

Deine Tochter

Und all den anderen lieben Seelen hier einen schönen Sonntag mit viel Sonne. Und den besten Gedanken.

Danke fürs Schreiben, Ihr seid echt toll.

Eure Thessa
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Meine Mutter, ED 03/08 Adenokarzinom nicht operabel; T4N3M0.
Chemokonzept: seit 03/08 Carboplatin/ Vinorelbine, Umstellung aufgrund von Versagen von Carboplatin auf Taxotere am 22.07.08. Letzte Chemo am 27.11.08 - nun watch and wait.
14.01.: Lunge fast tumorfrei, multiple Hirnmetastasen, 10 Ganzhirnbestrahlungen ab dem 22.01.
am 09.02.2009 in unseren Armen eingeschlafen
1946 - 2009
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