Thema: Hier bin ich
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Alt 08.05.2009, 14:15
Gartenzwerg Gartenzwerg ist offline
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Standard AW: Hier bin ich

Hallo Mause,

es ist sehr schwer, so kann ich aus eigener Erfahrung sagen, mit einem geliebten Menschen über den Tod und über das Hinterher zu reden. Jeder weiß, daß der Tod zum Leben dazugehört, doch bei so einer schwerern Erkrankung muß man ja eher damit rechnen und man darf trotzdem die Hoffnung nie aufgeben. Das haben wir auch nie getan.
Wir haben unser Leben, auch mit dem entfernten Gedanken an den Tod, immer gut gelebt und vor allen Dingen gut zusammengelebt. Mein Mann und ich haben auch nie darüber geredet, ich habe immer gesagt, sowas will ich nicht hören, bis zum Tod meines Schwiegervaters im März 08.
Meine Schwiegereltern lebten bei uns im Haus. Damals hat sich meine Schwiegermutter für ein Rasengrab und für eine Beisetzung im engsten Familienkreis entschieden. Sie sagte uns, daß die beiden es so beschossen haben. Wir haben es alle akzeptiert.
Dann kam der Abend an dem die Familie informiert werden mußte. Jeder, mein Mann, sein Bruder, die Enkelkinder, Schwägerin und ich, alle hatten eine andere Vorstellung, wer soll zum engsten Familienkreis dazu gehören. Mein Schatz sagte dann so nebenbei, ich möchte auch mal im engsten Familienkreis beigesetzt werden.

Plötzlich war bei mit wieder der Gedanke, daß will ich nich hören, da will ich nicht drüber reden. Doch glücklich war ich über meinen Gedanken nicht.

Als wir abends dann wieder in unserer Wohnung waren, habe ich zu meinem Schatz gesagt, bitte schreibe mir heute und jetzt auf, wer zu deinem engsten Familienkreis dazu gehören soll. Diese Entscheidung wollte ich nicht treffen. Wir haben dann lange darüber gesprochen und sind beide zu dem Entschluß gekommen, daß sich jeder, der mit uns gelebt hat und den Wunsch hat, den letzten Weg mit uns zu gehen, dies auch tun darf. Ich war froh, daß wir das geklärt hatten.

Das 2. ausführliche Gespräch über den Tod hatten mein Schatz und ich, einige Tage vorher, bevor er für immer von mir gegangen ist. Wir wußten, daß sein Weg mit mir bald zu Ende sein würde. Ich bin so froh, daß wir verschiedene Dinge noch kären konnten. Wir haben über Wiesengräber, Urnenbeisetzung und Seebestattung gesprochen. Wir haben über Dinge gesprochen, die ihm wichtig waren, wenn er nicht mehr da ist. Ich war und bin froh, daß mein Schatz nicht bestimmt hat, wie er beigesetzt werden wollte. Er hat mir gesagt:
"Tue es so, wie du und die Kinder damit zurecht kommen und womit ihr weiterleben könnt."

Und wir haben es so getan, wir wissen, daß er damit einverstanden ist.

Ich kann für mich nur sagen, es war gut, daß wir verschiedene Dinge ausgesprochen haben aber nie aufgehört haben zu hoffen.
Ich kann Dir versprechen, daß solche Gespräche nicht einfach sind, aber Du wirst später dankbar dafür sein, daß ihr diese Gespräche geführt habt. Und glaub mir, nach diesen Gesprächen kann man besser und mit freierem Kopf leben.

Einen lieben Gruß und ein wunderschönes gemeinsames Wochenende.
Gartenzwerg.
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Die Zukunft hat viele Namen.
Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare.
Für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte.
Für die Tapferen ist sie die Chance..
Ich bin froh, daß mein Mann tapfer war.
Klaus , 11.12.1952 bis 22.03.2009
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