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Alt 31.12.2003, 09:30
Gast
 
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Standard Was ist los mit mir?

Meine Mutter (58) hat inoperablen Bauchspeicheldrüsen-Krebst mit Metastasen in der Leber. Sie ist jetzt schon seit über einem Monat im Krankenhaus u. war vorher schon einen Monat daheim krank.

Gestern war ich (26) sie wieder im KH besuchen, es ist alles so grausig, es stinkt so u. sie kann kaum reden sondern wegen der Schmerzen (OP war erst vorgestern) nur stöhnen. Ich will immer so schnell wie möglich wieder raus von dort. Ich fühle mich so schuldig, weil es für mich so anstrengend, so nervend ist, immer u. immer wieder ins KH zu gehen.
Meine Schwester ist im Urlaub (war schon ein Jahr geplant u. der OP Termin war immer wieder verschoben worden) u. Freunde hat meine Mutter nicht. Ich bin so wütend auf meine Mutter, weil sie krank ist u. ich die einzige bin, die immer hin muß.
Über Weihnachten war sie daheim, ich bin jeden Tag zu ihr hin, aber sie hat nur geheult u. im abgedunkelten Zimmer gelegen u. ich war wieder sauer auf sie, weil sie nicht mal versucht hat sich abzulenken, sondern mich jedesmal mit runtergezogen hat.

Gestern fiel ihr dann auch auf,daß sie nur mich hat. Da konnte ich es nicht verkneifen, zu sagen, daß sie doch schon längst davon geredet hatte mal in eine Wandergruppe zu gehen o. zum Tanztee. Mein Vater ist schon seit 17 Jahre tot (Unfall), sie hat danach nie wieder auch nur versucht einen Partner zu finden. Dabei sagt sie selbst, daß es nicht die große Liebe war.

Auf Arbeit haben sie ihr schon vor zwei Jahren eine Abfindung angeboten, aber sie wollte lieber weiter 3-Schichten, rollende Woche arbeiten. Denn dadurch hat sie ja eine Entschuldigung, warum sie nie was unternimmt.

Es gab viele Leute die sich gern mal mit ihr getroffen hätten, aber sie hatte "ja nie Zeit".
Dafür wurde mir dann immer eingeimpft, daß ich verpflichtet bin mit ihr was zu unternehmen u. sie immer zu besuchen.
Aber ich habe doch mein eigenes Leben!!! Ich habe einen riesigen Freundeskreis, ich gehe arbeiten, ich habe einen Partner u. ich habe Hobbys. Ich kann doch nicht alles sein lassen u. mich nur um sie kümmern.

Wenn ich das dann im Forum immer lese, daß alle sonst die ganze Zeit mit den Betroffenen verbringen wollen, fühle ich mich schuldig, aber ich kann nicht anders. Ich brauche auch meine Zeit u. mein Leben für mich. Ich leide eh schon seit meiner Jugend an Depressionen u. habe es mir angewöhnt soweit es geht nur Dinge zu tun, die ich wirklich will u. die mir gut tun. Denn sonst weiß ich nicht, wie lange ich das Leben durchhalte.

Warum bin ich so egoistisch u. warum bin ich so wütend auf meine Mutter? Ich fühle mich dadurch nur wieder schuldig - es ist ein Teufelskreislauf...
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