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Alt 29.03.2002, 16:07
Gast
 
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Standard Wie kommt der Tod?

Hallo ihr alle!
Es tut so gut Trostworte von euch zu hören. Dankeschön! So langsam fange ich an es auch für wahr zu halten, dass sie wirklich tot ist, dass sie nicht mehr wiederkommt etc. Natürlich wusste ich das verstandesmäßig von Anfang an, aber der Wunsch, dass dies nur ein schlechter Alptraum ist, war doch zeitweilig größer! Ich wünsche euch allen so viel Kraft, die Kranken können sie sicherlich gut gebrauchen! Und man ist so erstaunt, wieviel Kraft man selber hat! Ich habe mich jedenfalls immer wieder gewundert.

Hallo Antje, es tut mir leid, dass ich erst heute ins Forum schaue und dir erst heute für den gestrigen Tag Kraft wünschen kann. Ich hoffe, du konntest mit der Situation klar kommen, deine Mutter ein wenig stützen und dir Trost von den Mitrauernden holen. Vielleicht ist die Beerdigung auch ein guter Schritt selber ein bisschen mehr mit der Situation abzuschließen. Damit meine ich nicht die Gedanken an den lieben Menschen ad acta zu legen, sondern vielmehr in seiner Verarbeitung der vielen Gedanken, Bilder und Erinnerungen ein Stück weiterzukommen. Vielleicht geht es dir da ein wenig ähnlich wie mir, ich erhoffe es mir jedenfalls.
Schön finde ich auch, dass dein Vater eine kirchliche Beerdigung haben wollte, denn ich bin mir sicher, dass der GLaube viel Kraft und Hoffnung vermitteln kann! Und dies wünsche ich dir sehr.

Liebe Candy, du hattest mich noch nach der genauen Behandlung gefragt. Vielleicht erzähle ich auch ein bisschen mehr drumherum, damit du die Entwicklung auch einschätzen kannst!
Meine Mutter hatte im letzten Jahr eigentlich andauernd sehr starken Husten, was sie immer auf eine Bronchitis schob, bis sie dann ab ca. Dezember anfing immer mehr abzunehmen. Sie hat mir dann auch erzählt, dass sie eigentlich schon ab September immer mal wieder Schmerzen in den Rippen hatte, kontinuierlich aber auch erst ab Ende Dezember. Ihr ging es dann immer schlechter, sie war ziemlich schlapp und hat auch weiter abgenommen, bis sie dann endlich Mitte Februar richtig zum Arzt gegangen ist und sie ins Krankenhaus überwiesen hat. Am 26.02. hatten wir dann die Diagnose: männerfaustgroßes Plattenepithelcarzinom, Metastasen in Hirn und Rippen (im Hirn war das wohl schon eine recht große Tochtergeschwulst, ich habe sie jedenfalls auch dem Bild gesehen). Als Behandlung wurde Bestrahlung (ambulant)von Kopf (gesamt, nicht nur Metastase) und Rippen eingeleitet: 2 Wochen Kopf und Rippen gemeinsam, eine Woche zusätzlich nur Rippen. Die letzte Bestrahlung der Rippen wäre am Montag gewesen (da war sie aber schon zu schwach), am Dienstag ist sie gestorben. (Zusätzlich hat sie noch eine Misteltherapie gemacht zum Aufbau, was ihr sehr gut getan hat; sie hatte zumindest an einem Tag viel Kraft und fühlte sich richtig gut (auch diese Therapie dauerte ja nur ca. eine Woche!)
Ich habe den Arzt jetzt im Nachhinein nicht gefragt, ob er es von vornherein gewusst hat und die Behandlung nur zur Beruhigung meiner Mutter gemacht hat, vielleicht will ich es auch gar nicht wissen. Was ich aber zur Verteidigung der Ärtze sagen muss: Sie haben im Krankenhaus (in der Zeit der Diagnosestellung) auf unsere Frage nach einer Prognose geantwortet: 2 Monate bis 1 Jahr; das könnte man aber nicht sagen. Und wie sich heraustgestellt hat, kann man das bei dieser Krankheit tatsächlich nicht!
Ich bin froh, dass ich diesen Hinweis bekommen habe, denn so habe ich mich bemüht so viel es geht bei ihr zu sein und zu versuchen, das, was ich so gerne von ihr noch haben wollte (Informationen, Kuscheln), für mich zu holen. Ich habe nie mit ihr über ihren tatsächlichen Zustand geredet, aber meine Mutter wusste trotzdem Bescheid und hat dies mit meiner Schwester beredet. Ich fühlte mich dazu nicht in der Lage, da ich immer die Hoffnung auf ein Wunder hatte und ihr immer frohgemut entgegen treten wollte, ohne ihr falsche Hoffnung zu machen.

Ich könnte noch ewig weiterreden, aber das wäre sicherlich ein bisschen viel für euch alle.

Ich wünsche euch allen, vor allem euch, Candy und Jule, dass eure Väter noch mehr Chancen auf Heilung haben als meine Mutter sie von Anfang an hatte. Und dass ihr einen gemeinsamen Weg findet, wenn die Diagnose unheilbar lautet. Auch dann nicht die Hoffnung nicht aufgeben, denn jeder Mensch ist anders und auch der Krebs ist sehr individuell! Und dass Prognosen nicht stimmen, habe ich zwar leider in die andere Richtung auch bewiesen!
Wenn ihr noch Fragen habt, bitte fragen! Ich schaue noch oft rein und möchte euch, vor allem Candy und Jule gerne beistehen!
Alles Liebe von
Vera
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