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Alt 03.01.2004, 23:44
Gast
 
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Standard Lungenkrebs wie geht ein Betroffner damit um?????

Guten Abend Klaus und Olivia,
es ist gut, dass Ihr als Betroffene nicht den Lebensmut verliert und es ist richtig, nicht ständig über ein Ende reden zu wollen. Darauf habe ich auch keine Lust, weil ich noch da bin. Präsent, wie lange nicht.
Doch es ist ekelhaft von Euch Angehörige die voller Angst und Zweifel hier ihre Seele ausbreiten derart angreift.
Ich bin Betroffener. 35 Jahre, verheiratet, Vater von einer 15 jährigen Tochter und einem 9 jährigen Sohn. Meine Familie, Eltern, Schwiegereltern, 4 Geschwister mit Kind und Kegel waren geschockt von meinem Lungenkrebs. Ich als Sportskanone und gesundheitsbewußter Mensch kriege diese Krankheit. Unvorstellbar. Ich viel in ein Loch voller Leere und war starr mein Leben wie bisher weiterzuführen. Wäre da nicht meine Familie gewesen, die trotz meiner Wutausbrüche, die bis zur Zerstörung von Einrichtungsgegenstände geführt haben, mein totales Abkapseln von ihnen, mein sich auflehnen, nicht akzeptieren wollen, immer wieder versucht haben an mich heran zu kommen. Meine Mutter ist eine von diesen von Euch verächtlich genannten Klageweibern. Weil sie vor Wut und Trauer nicht verstehen kann, dass ich vor ihr gehen werde. Schließlich ist sie doch alt und hat ihr Leben gelebt und ihr Kind - in diesem Fall ich - hat noch alles vor sich. Auch meine Mutter ist entweder zu normal oder zu vorsichtig oder zu hart mit mir umgegangen. Es hat Monate gedauert, bis diese Krankheit, die unser Leben auf den Kopf stellte, von uns ALLEN so akzeptiert wurde, dass wir wieder eine neue gemeinsame Kommunikations- und Lebensbasis fanden.
Eure widerwärtige Ironie den betroffenen Angehörigen gegenüber, Eure hämischen Bemerkungen, Eure unmenschliche Haltung und übertriebene Darstellung von Stärke sind nur ein Zeichen dafür, dass es keinen gibt der Euch wirklich liebt. Ihr seit so schwach wie jeder andere von uns der den Tod vor Augen hat. Klaus und Olivia, lasst Euch eins gesagt sein: Hochmut kommt vor dem Fall. Und vielleicht wird es viel eher als ihr es glaubt, ein Moment im Leben eintreten, in dem ihr froh wäret, solche dummen Klageweiber oder Schmalspurakademiker bei Euch hättet, die Euch die Hand halten und trotz allem Elend mit Euch lachen.
Ich habe das erlebt und freue mich jedesmal, meine ach so widerlich gesunden Kinder um mich zu haben und denke voller Liebe an all die Stunden zurück, die meine sprachlose Frau einfach nur still in einem Zimmer neben mir saß, als ich auf Gott und die Welt fluchte.
Diese Krankheit ist eine Belastung für die gesamte Familie. Und wer in guten Zeiten alles schöne miteinander geteilt hat, ist bei solchen Erkrankungen auch betroffen; wie stand es hier so schön: getroffen bis ins innerste der Seele!
Ihr tut mir leid, dass Ihr Euch hinter einer Wand voller Härte verstecken müsst und voller Spott und Hohn über andere urteilt.
Ist Menschlichkeit Euch so fremd geworden?
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