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Alt 07.06.2009, 10:31
J.F. J.F. ist offline
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Standard AW: Interferon-Therapie

Hallo Birgit,

Deine Überlegungen sind alle nicht von der Hand zu weisen. Im Gegenteil, sie sind, und müssen auch, ein Bestandteil der Überlegungen sein, die man anstellt, wenn man vor der Wahl Interferon ja oder nein steht. Egal ob Niedrig- oder Hochdosis. Man muss sich auch darauf einstellen, dass es eine Zeit vor, während und nach dem Interferon geben wird. Klar, jede Spritze bringt einem wieder die ganze Geschichte vor Augen. Aber das können auch durch die Auswirkungen der Operationen geschehen, da braucht man das Interferon als Erinnerung nicht.

Es gibt viele Studien, viele Forschungsaufträge im Bereich Melanome und auch Interferone. Man weiss nicht, ob die Krebszellen alle erwischt werden oder ein paar in den Dämmerschlaf versetzt werden. Klar, was schläft kann auch wieder geweckt werden. Aber die Chance eine Zeitlang verschont zu bleiben ist doch auch etwas. Es kommt immer auf den Preis an, den man dafür zahlen muss. Es ist immer wieder erstaunlich, was die Ärzte bereit sind auf´s Spiel setzen, wenn es darum geht den Patienten tumor- und metastasenfrei zu belassen. Erst wenn der Arzt selber in der gleichen Lage ist, ändert sich meist die Einstellung .

Und ich finde es gut, die Entscheidung nicht mehr zu spritzen zu verinnerlichen und es auch zu machen, wenn man merkt, dass es einfach nicht mehr so weiter geht. Auf Teufel komm raus diese Therapie durchziehen zu wollen, bringt nichts. Ich zum Beispiel habe von Anfang an irgendwie das Gefühl gehabt, dass mir das Interferon helfen wird. Ich weiss nicht warum, aber es war so. Dann kam irgendwann der Zeitpunkt, wo mir so langsam der Gedanke kam, jetzt reicht es, alles was Du jetzt nimmst ist zu viel. Auch wieder so ein Gedanke, warum, keine Ahnung. Aber die erste Schilddrüsenuntersuchung einen Monat nach dem Absetzen des Intererfons hat gezeigt, dass die Schilddrüse nicht mehr wollte. Sie war und ist gesund, wird aber durch das Immunsystem systematisch zerstört. Die daraus entstehende Unterfunktion konnte die ganze Zeit durch Zuführung von Schilddrüsenhormone aufgefangen werden. Der Arzt und ich haben uns darauf geeinigt und der Schilddrüse ein paar Wochen Zeit gegeben, um sich eventuell wieder zu berappen. Und sie hat es getan. Es war also dahingehend die richtige Entscheidung (Intereron+warten). Wie Du schon geschrieben hast, man muss ganzheitlich an die Sache heran. Mit oder ohne Interferon. Man sollte alles im Auge behalten. Nicht nur die Aussage "sie kämpfen gegen einen mächtigen Gegner, da spielt das und das keine grosse Rolle". Denn eins ist sicher, wir sind diejenigen, die damit leben. Nicht die Ärzte. Die können uns die Wege aufweisen, die es gibt. Gehen müssen wir sie. Manch Weg ist mehr als steinig. Was man ja leider in diversen anderen Threads gerade liest (Hallo Dieter (Ostsachse) und Didi (bigfather), auch wenn kein feedback von mir mangels Kenntnissen kommt, ich denke an Euch).

Dass das Interferon nur eine Chance ist, nicht ein Allheilmittel, sollte man von den Ärzten in den sogenannten Aufklärungsgesprächen auch mitgeteilt bekommen. Leider ist es aber halt so, dass Chemo im ersten Schritt keine Alternative darstellt, sondern erst in der, sagen wir mal, zweiten Runde zum Tragen kommt, also Metastasen sich manifestiert haben. Die Operation ist immer noch die erste Wahl, um den Krebs zu eliminieren. Das Interferon stellt ja nur die Möglichkeit dar, eventuell vorhandene Mikrometastasen zu finden und zu vernichten bzw. am Entstehen zu behindern. Mehr nicht. Deswegen gibt es ja auch die Wächterlymphknotenentnahme. Da immer / meist erst dieser LK angelaufen wird, sieht man in der Entnahme die Möglichkeit eine Prognose abgeben zu können, inwieweit schon Mikrometastasen auf dem Weg gebracht worden sind. Wenn keine gefunden werden und ansonsten auch der Rest "stimmt" nimmt man Abstand von einer Immuntherapie. Findet man Metastasen (egal ob Mikro- oder Makro), dann versucht man mit dem Interferon weitere bisher nicht sichtbare durch das Hochpuschen des Immunsystem zu entdecken, abzubauen und am Neuentstehen zu hindern. Hier kommt die Entscheidung Hoch- oder Niedrigdosis ins Spiel. Und auch der immer wieder gern ins Spiel gebrachte S100-Wert. Der ein sehr persönlicher Wert darstellt. Wie wir schon mal festgestellt haben, können babs und ich unsere Werte zum Beispiel nicht vergleichen, da ihr niedrigster Wert meinen höchsten dargestellt hat. Aber wenn man sich selber eine Kurve macht, können die Werte einen Verlauf darstellen und damit auch eine Entscheidungshilfe. Wobei man auch hier sagen muss, dass der S100-Wert ein sehr empfindlicher Wert ist, ein nicht zeitnah ermittelter Wert kann schon verfälscht sein.

Und weil mir Dein Satz so gut gefällt setze ich den auch gleich mal hier ein:
Zitat:
Zitat von bijomi Beitrag anzeigen
Das stellt auf jeden Fall nur meine persönliche Meinung dar und darf bitte nicht medizinisch bewertet werden.
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Geändert von J.F. (07.06.2009 um 11:24 Uhr)
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