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Alt 08.06.2009, 15:26
Antara-01 Antara-01 ist offline
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Standard AW: das 4. Mal....

Hallo Cori,

wir sind in einer ähnlichen Situation wie ihr. Meine Mutter (Jg. 1941, hat nie geraucht, nie getrunken) hatte 2002 zum ersten Mal Zungenkrebs, ein T1, ohne Metastasen. Jahrelang war Ruhe, wir dachten, er käme nie wieder. 2007 war er leider wieder da, und trotz OPs und Bestrahlungen kamen 2008 auch Metastasen hinzu. Mitte 2008 kam ein sehr schnell wachsender Tumor zwischen Halsschlagader und Wirbelsäule hinzu - inoperabel. Der wurde dann (auf eigene Kosten) am Cyberknife behandelt. Leider ist er nun doch weitergewachsen - oder ein neuer ist hinzugekommen, so genau kann man das nicht sagen. Er ist rasant schnell gewachsen, das zumindest wissen wir. Aktuell sitzt der Tumor zwischen Halswirbelsäule und Stammhirn und man sieht ihn auch von außen (hinter dem Ohr und am Kiefergelenk). Wir haben alle Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft, sogar eine Chemo mit Antikörperbehandlung, die leider gar nicht geholfen hat (ganz im Gegenteil). Eine OP ist nicht möglich, eine weitere Bestrahlung auch nicht. Meine Mutter wird jetzt mit Schmerzmitteln eingestellt, die aber soweit nicht so anschlagen wie sie sollen. Wir wohnen gemeinsam in einem Haus, meine Eltern oben, mein Mann und ich unten. Die psychische Belastung ist schwer auszuhalten. Meine Mutter weint jeden Tag, ist durch die Chemo stark geschwächt und weiß, dass es jetzt keine Heilung mehr gibt. Eine Freude kann man ihr kaum mehr machen. Man steht absolut hilflos daneben. Das ist am schwersten zu ertragen. Was soll man also tun? Kann man etwas tun? Das ist eine Frage, die ich mir auch immer wieder stelle. Ich helfe ihr so gut geht im Haushalt. Da sie nicht mehr essen kann (sie hat einen Port, über den die Ernährung einigermaßen geht, aber nicht sehr gut), schleppe ich lauter Dinge an, die schön sind, ohne dass man sie essen muss (duftende Rosen aus dem Garten z. B.). Ich beziehe ihr das Bett frisch, damit sie sich darin etwas wohler fühlt. Ich massiere sie, wenn sie verspannt ist, und akupressiere sie auch manchmal. Ansonsten wird es schwer. Ihr etwas vorzuspielen, das käme nicht in Frage. Sie würde das sofort durchschauen. Also weinen wir auch viel zusammen. Ich denke, das gehört auch dazu.

Wie darüber sprechen? Das ist schwierig zu beantworten, da es von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich ist. Ich für meinen Teil schaue, dass ich einfach für meine Mutter DA bin, so gut es eben geht, dass ich ihr zuzuhöre, wenn sie reden möchte. Meine Mutter weiß übrigens auch sehr genau, was auf die zukommt. Sie hat vor 20 Jahren ihre Mutter bis zuletzt gepflegt - sie starb am Ende auch mit Halsmetastasen, nur auf der anderen Halsseite. Das macht es für meine Mutter noch schwieriger.

Es ist wirklich schwierig, dir etwas zu raten, Cori. Du stehst im Grunde genauso hilflos vor der Krankheit wie wir hier. Was meinst du eigentlich genau damit, dass du nicht die nötige Distanz aufrecht erhalten kannst und willst, um das Richtige zu tun?

Ich wünsche dir viel Kraft,

Yvonne
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