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Alt 11.01.2004, 03:23
Gast
 
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Standard Ich hab da mal ein paar Fragen !?!?!?

Hallo Tesica

Wir hatten ein ungutes Gefühl und haben noch einmal den Laptop angemacht um im Internet zu surfen und siehe da, du bist am verzweifeln.

Ich glaube es geht uns allen so, dass man sich ab Kleinigkeiten weder aufregt noch möchte man sich noch mit diesen abgeben. Kleine Probleme werden plötzlich so irrelevant und nichtssagend. das kann durchaus auch zu Konfliktgesprächen mit Freunden führen oder besser gesagt zu Diskussionen, denn wie du bereits erfahren musstes haben sie genausos wenig Verständnis dafür wie du vor der Erkrankung deiner Mum hattest.

dass man als Betroffener und Angehörige Depressive wird und auch mühe hat diese harte Realität, die ja nicht einfach eine Erkältunbg ist,sondern wirklich das Leben auf den Kopf stellt ist glauben wir normal. wir hatten und haben es beide noch. Willy hat sich zeitweise regelrecht im Schlafzimmer verkrochen und kam nur für die Therapien und das Essen nach vorne. Ich hatte das Problem dass ich mit niemandem sprechen konnte weil er immer um mich war und ich ihm meine Ängste nicht zeigen wollte. Ein Problem das heute noch ist, aber ich habe gelernt dort wo ich die Gelegenheit hab zu reden auch wenn ich heulen muss.

Willy fragt sich auch heute noch für was er kämpfen soll, nicht für wen, denn das ist ihm klar. denn er will auf alle Fälle seine Enkelkinder noch sehen, auch wenn die Jungs noch warten sollen!!

Er hat aber keine Ziele mehr in der nächsten Zukunft da er aufgrund der Lähmungen sich wirklich ganz neu orientieren muss. Da er kurz vor Krankheitsbeginn seine Stelle verlor - er wurde wegrationalisiert, hat er als Krebskranker übrhaupt keine Chance eine neue Anstellung zu finden. Er ist aber, wegen meiner Tätigkeiten in verschiedenen Vereinen (ATOPS widmet sich der Neurodermitis, Allergien, Asthma, Warum glaubt mir niemand? sexuell missbrauchte kinder und Kinder und Jugendliche die Gewaltopfer wurden (Marc wurd am 30.12.2000 in der Strassenbahn Opfer eines Raubüberfalles und erlitt dabei schwere Gesichtsverletzungen), das Forum für Gewaltopfer und Einen Verein gegen die Armut in der Schweiz, da wir, zumindest bis die Invalidenrente ausgesprochen wird, auf Hilfe des Sozialamtes angewiesen sind. Die renten dauern jahre, Ich habe trotz MS seit dem Antrag im jahr 1999 noch keine erhalten. So ist er wenigstens ehrenamtlich tätig, so dass er doch noch das Gefühl hat gebraucht zu werden in dieser Gesellschaft.

Mit dieser Frage des Weiterkämpfens sah er sich vielmehr auch der Frage konfontriert wie gross seine Verantwortung gegenüber der Familie und seiner Frau war. Auch er war Raucher, 35 Jahre lang ca. 1,5 -2 Päckchen pro Tag. Heute macht er sich Vorwürfe warum es doch nicht aufgab als ich ihn vor 25 kennenlernte und ihn anflehte aufzuhören. Mir war es ein grosses Anliegen, dass er aufhört, denn ich habe als 11jährige erlebt wie es war seinen Vater an Lungenkrebs zu verlieren, davor hatte ich panische Angst dass es auch mein Partner treffen könnte. Vor allem weil ich mich nie von meinem Vater verabschieden konnte. Er war zwar schon seit Mai 1971 krank, meine Brüder und ich erfuhren erst am 28.1.1972, als wir unsere Stiefmutter zur rede stellten, dass er Lungenkrebs hatte und es ihm nicht gut ging - am 16.2.1972 starb er. Ich durfte als Kind nicht einmal zur Beerdigung. Er hat nicht geraucht war aber verschiedenen Giftstoffen wie Bleidämpfe etc. im Beruf als Künstler ausgesetzt.

Auf alle Fälle als unser Hausarzt uns an diesem Tag um ca. 16.00 anrief, wir müssten sofort in die Praxis kommen, wusste ich bereits dass er Krebs hatte - die Ärzte im Röntgeninstitut haben üpber ihn im Gang gesprochen und als Krankenschwester war mir klar was los war. Ich konnte aber nicht mit darüber sprechen weil es die Aufgabe des Arztes war und liessmir im Gang nur wissen, er müsse die Bilder in Ruhe nocheinmal anschauen, es sehe aber schlecht aus und wir sollten doch bis Montag warten wenn der Hausarzt die Resultate hat. Auf alle Fälle, der Hausarzt nahm sich ca. 1,5 Stunden Zeit um uns mitzuteilen dass er Krebs hat. bereits am nächsten Morgen musste er in die Klinik.

Das war der Anfang der Berg- und Talfahrten, der Neuorientierung und des Verlustes des Bodens unter den Füssen. zuerst gingen wir aufs Riesenrad, um den Sonnenuntergang zu beobachten und einfach um irgend zwischen Erde und Himmel zu sein, im Niemandsland, weit weg vom Alltagstrubel udn -lärm von draussen. Wir waren im Trance, sind es zeitweise auch heute noch, nur hat der Sog des Klinikalltags uns voll im Griff. Nicht einmal zwischen Weihnachten und Neujahr hast du ruhe.

Als wir an der Strassenbahnhaltestelle warteten habe ich aus dem Pochette seiner Anzugjacke seine Zigaretten genommen, in Tränen und zitternd sie zerissen - Er hat seither nie mehr eine angezündet, nicht einmal das Verlangen danach gehabt, und er hat 1,5 bis 2 Päckchen Gaulloise Gelb geraucht!!!!!!

Vielleicht hilft es deiner Mum wenn du die Entscheidung triffst sie muss aufhören zu rauchen in dem du ihr die Zigartten wegnimmst und wegwirfst! mach ihr Mut, dass Willy überhaupt keine Entzugserscheinungen hatte, obwohl er mehr rauchte als sie jetzt.

Also ich hätte mehr Angst wegen dem Krebs als wegen den dummen Zigaretten. ich drück die daumen dass sie es schafft, sie muss sie wirklich einfach versuchen wegzuwerfen. Wenn sie jetzt aufhört hat sie eine Chance, dass sich bis zur Lungenkrebsoperation die Lungenfunktion noch verbessert und das ist für die Operation ein ausschlaggebendes Kriterium, wenn sie eine schlechte hat und ihr allgemein Zustand schlecht ist, operieren sie nicht mehr gerne, wenn überhaupt.

Du bist 22 ist das richtig und bist verheiratet, wie lange schon? was machst beruflich, bist du im Berufs- und Freundesumfeld gut aufgehoben?
Was hat deine Mum gemacht beruflich, kann sie noch etwas arbeiten, oder ist bereits krank geschrieben.

Ich mag mich noch erinnern als Willy stationär gehen musste zur Operation, da hatte er ja die Chemo- und Bestrahlung shcon hinter sich, da hat er bei den ärztlichen Untersuchungen für die Operation immer wieder gesagt, als sie ihn fragten wie es ihm gehe - "gut, er fühle sie Vögeli wohl und sei Pumperl gsund ausser dass er Lungenkrebs hat". mit diesem Spruch hat er seine Zimmernachbarn in der Klinik immre wieder geschockt, sie waren alle entweder für Herzklappen-Ops ode rgar für eine Herztransplantaion in der Klinik. Er hatte immer das gefühl sie seien ja viel schlechter dran als er! Ja gut als die Op vorüber war sah es dann schon anders aus. Aber er hatte eine bewundernswerte positive Einstellun g zur Operation und machte sich keine Gedanken über das danach, da hätte er sich nähmlich nicht operieren lassen. Ich muss aber sagen, dass er keinen normalen Lungenkrebs hat, sondern einen sogenannten Ausbrecher- /Pancoast-Tumor, der sehr rasch ausshalb der Lunge weiterwächst und das ganze Gebiet um ihn herum zerfisst, so auch Wirbeln, Nerven / Nervengeflechte, Rippen etc. Deshalb auch die Lähmungen. er hat laut Thorax-Chirurgen und Onkologen wirklich eine selten schwere operation hinter sich, die in der Regel nicht statt findet bei einem normalen Lungenkrebs.

Also Liebes, versuch wirklich ein deiner Mum die Siggis wegzunehmen und demonstrativ zu zerreissen. Schenk ihr eine Packung Kaugummi. Evtl, falls es doch nötig sein wird, geh mit ihr zur Apotheke für Hilfsmittel und Medikamente gegen den Entzug, oder besuche gemeinsam mit einen Raucherentwöhnungskurs / evtl. Akupunktur, aber zeige Interesse und die Hilfsbereitsschaft ihr auch hier beizustehen. Du schaffst es. Sie aber auch, da bin ich fest überzeugt.

Apropos, rauchst du?

Evtl. hat sie auch mühe aufzuhören wenn du oder dein Mann rauchen, überlegt es dir evtl. gemeinsam mit aufzuhören.

Versuch mit ihr über das Rauchen und die Ängste zu sprechen, gehe nicht einfach davon aus du weisst was sie denkt, lass sie die Gedanken aussprechen, auch wenn es so ist, dass du es gewusst hättest. Scheu dich nicht irgend ein Thema aufzunehmen, auch wenn es deine und ihre Todesängste sind.

Dürfen wir dich etwas fragen, du hast, soviel wir noch im Kopf haben hast du nichts über dein Papa geschrieben, sind deine Eltern geschieden, leben sie getrennt oder ist er gar auch früh verstorben (was ich nicht hoffe)? Kann er dir beistehen, und wen hast du als Familienmitglieder sonst noch?

Nun gehen wir ins Bett, und wünschen die einen kraftvollen tag, es wird ein stürmischer, aber so stürmisch wie er drinnen ist wird er nicht sein.

Liebe Grüsse, wir fest bei dir......

Liz und Willy

sowie Marc und Pascal

mit Tiffany, Finkli, Ramses III, Petite, Lara, Mogli, Knigge, Wuschel, Shiva, Jeronimo, Dimitri unsere Katzen (!!! alle aus Notsituationen gerettet)

sowie 6 ausgewachsene Zewrghäschen und 4 Christkinderl Zwerghäschen im Gartenfreigehege (sind am Heiligabend zur Welt gekommen).

Willy war früher der hiessige "Igelvater der Igel in Not Station" - es schmerzt ihn arg, dass er aufgrund der Lähmungen das nicht machen kann.

Er hat aber sonst noch seine anderen Vierbeiner!!!!

Zusammen sind es doch 84 (Samt-)Pfötchen und 1680 Zehen - stell dir vor wir müssten sie alle einzeln mit Nagellack lackieren!!!! Hihi!!!
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