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Alt 22.06.2009, 09:12
teich1 teich1 ist offline
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Standard AW: Glioblastom - das Ende

Liebe Alexandra,

es steigen einem immer wieder Tränen in den Augen, wenn ich diese ganzen Geschichten lesen. Immer das Gleiche bei den Kranken: Dieser starre Blick, der einen so fixiert und so intensiv anschaut, dass einem sich die Kehle zuschnürt und der Magen umdreht und dieser Wunsch, dass sie endlich vom Leiden erlöst werden.

Ich habe meinen Papa auch kurz vor seinem Sterben gesagt, dass er sich keine Sorgen um uns machen muß, dass wir uns um Mama kümmern und mein Mann sich um mich und halt die Freundin von meinem Bruder sich um ihn und die Kinder.

Meine Mama hat damals ein Buch gelesen: "Sterbene begleiten" und aus diesem Buch hat sie mir immer erzählt (aber immer nur, wenn wir nicht in Papas Nähe waren) darum wußten wir auch einiges. Z.B., dass man den Sterbenen umbedingt sagen soll, dass sie sich keine Sorgen machen müssen (denn dann können sie leichter loslassen) und wie sie so aussehen.

Auch das man noch mindestens eine halbe Stunde bei den Verstorbenen bleiben soll, wenn man kann (nicht jeder wollte das), denn dann käme dieser völlig entspannte Gesichtsausdruck, der gerade auch für die Angehörigen so wichtig für die innere Ruhe ist. Wir hatten noch Papa fast zwei Stunden bei uns (er ist zu Hause gestorben) und dann kam der Bestatter und hat ihn abgeholt. Wir hätten ihn auch erst am nächsten Tag rufen können, aber wir hatten uns verabschiedet und noch war Papa warm. Ich persönlich fand dieses Gefühl sehr schön und wollte ihn nicht kalt fühlen.

Ich kann aber nur sagen, dass ist auch sehr hart. Sie kommen mit diesem Sarg und mußten den im Flur stehen lassen, weil sie damit nicht um die Ecken kamen. Wir Frauen sind dann nach oben gegangen und haben uns das nicht angeguckt, wie man meinen Papa da reingelegt hat. Mein Bruder und mein Mann sind unten geblieben und haben sogar mit angepackt, weil der Bestatter mit seinem alten Vater da war und dieser meinen Papa gar nicht mit tragen konnte. Das war für meinen Mann sehr schlimm, dass man Papa in die Kiste packte. Wir haben vom Fenster aus zugeschaut, wie man den Sarg dann ins Auto brachte.

Wenn man dann in den Raum kommt, in den Papa gelegen hat und er ist nicht mehr da, dann wird einem so bewusst, dass es jetzt vorbei ist und man ihn nie wieder sieht.

Darum sollte man die verbleibene Zeit wirklich nutzen...
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In liebevoller Erinnerung
(Foto 17.09.07)
Manfred 10.07.45-07.06.08


Leise kam das Leid zu dir, trat an deine Seite,
schaute still und ernst dich an, blickte dann ins Weite.
Leise nahm es deine Hand, ist mit dir geschritten,
ließ dich niemlas wieder los, du hast viel gelitten.
Leise ging die Wanderung über Tal und Hügel,
und uns war´s, als wüchsen still deiner Seele Flügel.


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