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Alt 03.02.2004, 16:56
Gast
 
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Standard Junge Menschen im Austausch über Brustkrebs

Entschuldige bitte, daß ich mal kurz auf Deinen Beitrag pro Chemo eingehen muß, doch leider halte ich die Bemerkung

"Vier mal EC ist nicht so schlimm,..." in so einem Forum für arg bedenklich. Immerhin erkranken 5% (bei schätzungsweise ca. 50.000 Neuerkrankungen pro Jahr immerhin 2.500) der Patientinnen in den Folgejahren (früher war man mal von 4-7 Jahren ausgegangen, ich hab es leider schneller geschafft) an einer sekundären Leukämie oder einer anderen sekundären Krebserkrankung. Dies wird zwar jedem in den Aufklärungsgesprächen (die man meistens eh nicht hören möchte, weil man ja immer meint: das betrifft mich nicht) erzählt, jedoch immer so unter dem Mantel des: ist ja unwahrscheinlich, wir müssen es aber sagen...

Durch diese Info möchte ich keine Ängste schüren, doch sollte man auch wenn man so vorbildlich informiert ist wie Du, keine voreiligen Bemerkungen fallen lassen. Erinnere Dich, wie schwer Dir die Entscheidung gefallen ist - als Laie kann man sowas meistens fast gar nicht und läßt sich die Therapie von den Ärzten aufdrücken. Doch nur weil EC-Bestrahlung-CMF in Deutschland immer noch Standard-Therapie bei Brustkrebs ist, muß es nicht für jeden das non-plus-ultra sein.


Ich bin selber 02/2001 an Brustkrebs erkrankt, G3, Tumorgröße 1,8x2,5 cm, in einem Feld von Mikrokalk, zuerst brusterhaltende OP 2 Tage nach Diagnose (weil kein KH-Bett frei war) dann Portimplantat und Standardtherapie bis Oktober. Bei der anschließenden Nachsorge-Mammographie stellte der Radiologe fest, daß sich das Mikrokalkfeld nicht großartig verändert hat - ergo: war nicht entfernt worden - dort hatte sich ein carzinoma in situ gebildet, also wieder KH, Probeentnahme (????) und dann ein weiter Eingriff, bei dem ein Ablatio mit Sofortaufbau durchgeführt wurde. 6 Wochen nach der Ablatio-OP entzündete sich plötzlich meine Narbe an der Brust, nach einwöchiger Wundversorgung im KH machte schließlich meine HAUSÄRZTIN ein kleines Blutbild: Verdacht auf Leukämie bestätigte sich am 16.01.2002, sofortige Überweisung in ein benachbartes Krankenhaus, in dem sofort eine lebensrettende Chemo eingeleitet werden konnte. Nach 2. Blocks Chemo in der Iso, folge im August 2002 eine allogene Stammzellentransplantation. Ein Jahr danach - ich war (mal wieder) guter Dinge, daß ich meine heißgeliebte Arbeit wieder aufnehmen könnte - stellte man dann leider Lungenmetastasen fest. Also wieder Chemotherapie, diesmal kombiniert mit Herceptin (Immuntherapie). Diese Therapie schlägt gut an, was in einer Verlaufskontrolle vor Weihnachten im Thorax-Röntgenbild gut feststellbar war (die Herde haben sich verkleinert!).
Übrigens ist die Klinik, in der ich wegen des Mamma-Ca behandelt wurde auch ein sogenanntes "Brustzentrum"!!!
Diese Bezeichnung ist zur Zeit soweit ich weiß lediglich an die Anzahl der behandelten Patienten pro Jahr geknüpft, sonst nix!!

Bitte jetzt nicht alle über mich herfallen und schimpfen: mir ist natürlich vollkommen bewußt, daß meine Erkrankung nicht gerade standardgemäß verlaufen ist! Ganz im Gegenteil. Man sollte nur, wenn man schon im Internet forscht, sich auch aller Schattenseiten bewußt sein, um sich eine kompetente Antwort auf alle seine Fragen verschaffen zu können und somit eine bessere Diskussionsgrundlage mit den Ärzten zu haben.

Übrigens, da fällt mir gerade noch was ein (hoffentlich ist noch Platz :-) :CMF ist z.B. auch ziemlich überflüssig (bzw. nahezu wirkungslos) wenn man HER2neu positiv ist! Was auf etwa 30 % der Brustkrebspatientinnen zutrifft und soweit ich weiß mittlerweile standardmäßig bei der Gewebebestimmung genau geprüft wird.

Viele liebe Grüße und alles Gute
andrea