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Alt 22.09.2009, 13:53
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Liebe Annika,

ok, durchatmen. Den weinenden Mama-Mann am Telefon zu haben, ist sicher gleichzeitig schlimm wie auch erleichternd. Nun weiss er... und muss sich mit der Situation arrangieren. Das ist für Dich mal gut, denn so bist Du nicht mehr in der Rolle, Dich selbst reglementieren zu müssen, aus Angst, ihm die ohnehin schon schlaflosen Nächte noch schwärzer zu machen.

Wie schön, dass der WTZ-Onkologe alles unterstreicht, was Du Dir für Deine Mama wünschst. Jede zusätzliche Belastung, die in einem unklaren Aufwand-Nutzen-Verhältnis steht, ist jetzt nicht weiter wichtig.

So, wie Du es siehst, sieht er es auch. Und das gibt zumindest an dieser Stelle, ein gutes Gefühl.

Dieser aktuelle Zustand, diese Momente, diese Situation - mein Gott, seitenweise haben wir uns darüber ausgetauscht. Oft ängstlich und panisch. Das schrieb ich Dir ja neulich schon mal. Und wenn sie dann da ist, ist es doch ganz anders.
Ich durchlebe ganz viele Momente 500 km weit weg von Dir mit, die Gedanken, die einem durch den Kopf gehen, diese merkwürdige Klarheit, Dinge anzunehmen. Arztgespräche zu führen, die offen und ehrlich sind, aber auch die Message beinhalten, die sehr deutlich ist. Man hält es aus. Und ich frag mich wirklich: wie geht das nur? Aber es funktioniert.

Für mich war es am Anfang des Jahres das allerwichtigste, dass meine Mutter zu keinem Zeitpunkt Schmerzen hatte (und - verzeih, wenn ich das hier so offen schreibe: meine Mutter hat Gnade erfahren durch ihre Art der Metastasierung). Dazu hat sie ja nur geschlafen. Und rückblickend sollte das für uns unser Weg sein. Gottgnädigbegleitet.
Dass es danach noch etwas gibt, auch hier haben wir uns ausgetauscht.Das glaube ich fest zu wissen, zu spüren, zu fühlen. Und Du auch.

In der Tat ist es jetzt an Dir, für Deine Mama dazusein. Nimm die Zeit, saug sie auf, so doll es eben geht. Das sind Augenblicke, die ganz, ganz wichtig sind, so wie alle anderen vorherigen Mutter-Momente und Erlebnisse auch sind.

Wenn es dann nicht mehr geht, dann wirst Du hier neben den real existierenden Personen aufgefangen. Wir sind hier, ich bin hier. Und nochmal: Ich bewundere Dich für Deine Worte und Dein Funktionieren, Dein Organisieren und ganz vieles mehr.

Und jetzt - jetzt will ich auch drücken!

Alles Liebe,

B.
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Meine Mutter, ED 03/08 Adenokarzinom nicht operabel; T4N3M0.
Chemokonzept: seit 03/08 Carboplatin/ Vinorelbine, Umstellung aufgrund von Versagen von Carboplatin auf Taxotere am 22.07.08. Letzte Chemo am 27.11.08 - nun watch and wait.
14.01.: Lunge fast tumorfrei, multiple Hirnmetastasen, 10 Ganzhirnbestrahlungen ab dem 22.01.
am 09.02.2009 in unseren Armen eingeschlafen
1946 - 2009
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