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Alt 02.10.2009, 00:44
hanseat hanseat ist offline
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Registriert seit: 01.10.2009
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Standard AW: Tonsillenkarzinom

Liebe Alle,

nachdem ich mir auf diesen Seiten in den letzten Tagen viele Einzelschicksale durchgelesen habe gebe ich mal meinen "Erfahrungsbericht" ab, vielleicht hilft´s ja jemandem.

Mitte Juli 09 habe ich im Mund ein merkwürdiges Geschwür entdeckt, leider auch ein Tonsillenkarzinom. Ich kam relativ schnell unters Messer (T1-2, L1). Der Prof., der mich operiert hat, ist für seine radikalen OP´s bekannt (was ja auch gut ist), d.h. in einer 2. OP wurde innen im Hals nachgeschnitten und links eine Neck Dissection durchgeführt. Glücklicher Weise wurde dort nichts weiter gefunden.

Ich wurde vor die Wahl gestellt, zusätzlich eine Bestrahlung vorzunehmen (30x, 60 Gray). Bei der Entscheidung hate ich mich zunächst sehr schwer getan. Es ist schwer, statistisches Material zu recherchieren. Nachdem die Wahrscheinlichkeit, dass ohne Bestrahlung ein Rezidiv auftritt, mit grob 15% geschätzt wurde, hatte ich mich zur Bestrahlung entschlossen. Ich wollte letztlich alles tun, damit ich eine gute Zukunftsprognose erhalte. Dazu kommt, dass ich noch nicht so alt bin (M.,44) und drei Kinder habe, die meine Unterstützung noch brauchen.

Morgen habe ich meinen letzten 30. Termin, dann ist es endlich vorbei. Die allgemeinen Nebenwirkungen sind einigermaßen auszuhalten; die Medikamente (u.a. gegen den Pilz (Nystaderm) und seit ein paar Tagen die Schmerzmittel) helfen mir dabei. Da ich seit Wochen nur Flüssiges zu mir nehmen kann, halte ich mich mit Milch- und Hühnersuppen über Wasser.

Die Zeit der Bestrahlung überbrücke ich mit dem Besuch von vielen Veranstaltungen. Daneben arbeite ich so ca. 2-3 Stunden pro Tag (bin Freiberufler). Der Geschackssinn ist bei mir bis jetzt noch teilweise erhalten, nur süß kann ich nicht mehr schmecken. Aber das kommt ja wohl teilweise wieder zurück. Zu schaffen macht mir nur die Mundtrockenheit. Ich habe mich selbst damit aufgemuntert, dass ich mir am Ende ein neues Auto kaufen werde. Zwar nur einen Gebrauchten, aber immerhin. Solche Sachen schiebe ich nicht mehr auf die lange Bank.

Verglichen mit den meisten von Euch bin ich noch vergleichsweise (bisher zuindest) gut davon gekommen, ich weiß.


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