Einzelnen Beitrag anzeigen
  #18  
Alt 17.10.2009, 14:39
Stefans Stefans ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 425
Standard AW: Der Krebs hat mir meine Zukunft genommen

Hallo Iko,

Zitat:
Zitat von Iko Beitrag anzeigen
ja, wir sitzen alle in einem Boot.
Zumindest in einem ähnlichen Boot. Letztendlich sitzt jeder allein in seinem. Und ob er rudert, wie schnell oder langsam, und in welche Richtung er steuert - oder erstmal gar nicht und sich der Strömung überläßt - das ist individuell. Bleibt zu hoffen, das jeder für sich irgendwann das rettende Ufer sieht und darauf zu halten kann. Dass man sich zwischendurch mitunter wünscht, einfach zu ertrinken, ist wohl normal. Ich gerade etwas Schönes gelesen. Sheridan Le Fanu läßt in "Onkel Silas" eine Romanfigur sagen (zu einer jungen Frau, deren Vater gerade gestorben ist):

"Der Strom des Lebens ist ist schwarz und reißend; wie so viele von uns hinüberkommen, ohne zu ertrinken, bewundere ich oft. Die beste Art ist, nicht weit vorauszublicken - gerade von einem Trittstein auf den anderen."

Klar, eigentlich eine Binsenweisheit. Als meine Frau todkrank war, haben wir das so gemacht. Nicht weiter denken als bis morgen. Und morgen dann an den nächsten Tag. Meine Frau liebte das Bild des "Scheinriesen" aus Michael Endes "Jim Knopf". Das ist der, der umso größer und bedrohlicher aussieht, je weiter er weg ist. Je größer die Entfernung, desto mehr bekommt man tierische Angst vor ihm, verzweifelt und läuft weg. Aber je näher man ihm kommt, desto kleiner und harmloser wird er. Und von ganz nahem besehen ist er ein sehr freundlicher und liebenswerter Typ. So ist es IMHO mit dem Weiterleben. Wenn ich denke "wo soll das alles in xx Jahren enden"... dann kann ich mich gleich umbringen, weil ohnehin alles beschissen ist. Wenn ich an die drei Dinge denke, die ich morgen erledige, dann geht's irgendwie von Tag zu Tag. Und manchmal gar nicht so schlecht. Aber dieses nicht-weiter-Denken/Grübeln erfordert eine Geisteshaltung oder Disziplin, die ich nicht immer aufbringen kann. Und dann wird's schwer, richtig schwer.

Zitat:
Bei mir ist z.B. das Problem das ich mich nach Geborgenheit, Nähe sehne aber wenn dann meine Freunde näher kommen, stoße ich sie weg.
Hm... mein Problem ist eher, dass Freunde die Nähe, die in der Partnerschaft selbstverständlich war, gar nicht geben können. Ich kenne zumindest keinen, dem ich sagen könnte: "Bleib' über Nacht hier und leg' dich neben mich ins Bett, damit ich aus der Nähe jemanden atmen höre und schlafen kann. Und damit jemand da ist, wenn ich im Halbschlaf mit der Hand neben mich taste." So jemanden gibt es nicht. Zumindest niemanden so Vertrauten, bei dem ich mich so nahe wohl fühlen werde. Bzw. doch, einen solchen Menschen gibt es. Aber der will mich nicht haben.

OK, mein Hund würde diese Rolle liebend gerne übernehmen und bei mir im Bett schlafen. Groß wie ein Mensch ist er ja, langgestreckt. Und warm und kuschelig auch. Aber er schnarcht, rülpst, pupst, stinkt nach Tier und hinterläßt massenhaft Haare, Dreckkrümel und Sabber, wo immer er ist - nee, so gut er es auch meint: er ist kein wirklicher Partnerersatz

Viele Grüße,
Stefan
Mit Zitat antworten