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Alt 03.12.2009, 16:14
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Liebe Diana, liebe Mariesol,

bin heute irgendwie im Dauerstress, aber möchte antworten. Sonst denkt ihr noch:"Warum schreibt die olle Nudel woanders, aber antwortet hier nicht?!"

Also...liebe Diana, wenn man hier liest u. schreibt, macht man sich ja zu vielen Menschen ein persönliches Bild. In meinem Kopf hab ich mir eben auch den "Diana-Typen" zusammengebastelt. Oft, wenn ich Dich lese, liege ich mit meiner "Erwartungshaltung" richtig, manchmal überraschst Du mich aber auch (das meine ich nicht negativ). Trotzdem ist ja das Lesen und Schreiben hier was komplett anderes, als wenn ich Dich richtig kennengelernt hätte. Daher bin ich immer ganz vorsichtig mit Beurteilungen und Bewertungen. Dann guck ich, wenn ich denn was schreiben möchte, ob ich das so schreiben kann, oder das "Gegenüber", es wohlmöglich falsch auffasst. Ist ja nunmal auch nochmal ein Unterschied, ob man schreibt, oder am Telefon oder real, Stimm-u. Tonlage mit einbringen kann.

So manches Mal wenn ich Dich lese, dann möchte ich Dich schütteln. Dann denk ich mir:"Kerl nochmal...warum macht sie sich das jetzt mit aller Gewalt auch noch selber schwer!" Wobei...ich bin kein Therapeut und kann mir kein "fachliches Urteil" erlauben, ich kann nicht beurteilen wo z. B. Depressionen ursächlich sind oder dergleichen. Was ich aber lese hier ist, dass Du Dich ständig irgendwo mit Vorwürfen belastest und genau das finde ich, ja...lebenserschwerend bis das Leben unmöglich machend. Und das hätten Deine Eltern doch nie gewollt, geschweigedenn ertragen. Dass all das, was in Punkto Krebs da passiert ist, ganz ganz arg an uns allen zehrt, das ist doch klar, aber im Vergleich zu denen die gehen mussten, dürfen/können/müssen/sollen wir weiterleben. Und aus der Dürfen-/Können-/Müssen-/Sollen-Kette wähle ich für mich persönlich, je nach Tages-u. Traurigkeisform entweder Dürfen oder Sollen. Ich betrachte das schon irgendwo als Geschenk, jetzt nachdem ich gesehen habe, wie schnell sich das Blatt auch wenden kann, dass ich leben darf. Und ich will nicht sagen, das musst Du auch so sehen oder so...aber ich finde es ganz schlimm, dass Du so leidest. Und noch schlimmer finde ich, dass Du Dich oft selber so beschwerst mit Dingen, die nicht zu Deinen Lasten gehen.

Weißt Du...ich denke so manches Mal, wie viele Menschen gibt es, die keine Angehörigen haben, oder welche haben, aber es kümmert sich niemand um sie. Und ich versuche mir wirklich, manchmal kostet das ziemliche Anstrengung, aber ich versuche mir vorzustellen, was meine Mutter in dem Moment wohl zu mir sagen würde . Da wäre kein böses Wort - da wäre gewiss die "gesunde Mutter-Tochter-Beziehung".

Ich wünsch mir für Dich, liebe Diana, dass Du irgendwie innerlich Deinen Frieden manchen kannst. Der Verlust ist unermesslich und er schmerzt, aber unser Leben geht weiter. Und es wäre soooo schön, wenn das mehr freudige Qualität bekäme.

Womit ich dann ebenfalls bei 2010 angekommen wäre . Gute Vorsätze! Ich möchte wieder diäten. Da wären wir schon mal gemeinsam, Diana. Können uns ja dann so einen Ticker in die Signatur basteln, und um die Wette diäten . Aber bis dahin pflichte ich Dir widerspruchslos bei:

Zitat:
Bis dahin überbrücken wir die Zeit mit Leckereien,
Liebe Mariesol,

hab vorhin gelesen, dass Dein Papa in der Reha ist. Ich hoffe es geht ihm gut und er kann sich eingewöhnen.

Zitat:
Alle Achtung... es kommen Papa mit Frau und auch Stiefvater!
Das wäre bei uns undenkbar.
Meine Eltern haben sich *grübel* 95/96 getrennt, nach fast 20 Jahren Ehe. Sie haben das im Guten getan. Das eigentliche Scheidungskind damals, war der Hund. Meine Güte, was war ich auf den eifersüchtig manchmal. Richtige Wochenendabsprachen wurden getroffen, wann wer den Hund bekommt usw. Bei mir war aus elterlicher Sicht offenbar alles in trockenen Tüchern. Ich war gerad frisch mit meinem Mann zusammen und um mich sorgte man sich nicht mehr allzu sehr *schmunzel*. Mein Papa hat nie aufgehört meine Mama lieb zu haben und umgekehrt war´s genauso. Nur miteinander - das ging einfach nicht. Somit haben sie das Beste für sich aus den jeweiligen Situationen gemacht, und mit der Zeit hat jeder eine neue feste Partnerschaft gefunden. Und das klappte somit an Geburtstagen meiner Kinder oder meinem oder dem meines Mannes immer sehr gut. Und die Idee Heiligabend so zu verbringen stammte von meinem Papa. Ich fand den Vorschlag gut, weil ich sonst nämlich gewiss wesentlich häufiger traurig wäre am heiligen Abend. Mal gucken wie es wird.

Das mit der Erinnerung...mit dem sanften Schleier. Hmmm...ich habe heute oft Angst, dass ich mir manche Erinnerungen irgendwann nicht mehr so ins Gedächtnis rufen kann, wie ich es heute vermag. Ich hab Angst vieles zu vergessen, oder zu verdrängen. Die Erinnerung an meine Mama tut mir sogesehen gar nicht mal weh...ich empfinde keine Traurigkeit, wenn ich Bilder von ihr vor dem geistigen Auge habe. Nur manchmal, dann kommt die unumstößliche Tatsache dass ich sie eben nie wieder sehen und erleben kann, so schmerzlich in das Bewusstsein, dass es einen förmlich von den Beinen haut. Dann ist die Wucht der Trauer immens. Aber ich versuche dann dagegenzusteuern und mich nicht mitreissen zu lassen. Ich arbeite dran.

So, nun husch ich nochmal durch die Fäden und lese quer. Euch beiden wünsche ich einen schönen Abend.

Liebe Grüße

Annika
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