Liebe Annika,
es ging mir nun gut ein Jahr so ähnlich, wie von dir beschrieben. Ich wusste, irgendwie, dass es meiner Mama gut ging. Schon, weil sie einen Teil ihrer Lieben wieder bei sich hatte.
Aber Nähe - die spürte ich nicht. Ich war traurig, ich habe sie vermisst, ein Zeichen von ihr. Andererseits konnte ich gut damit umgehen, weil ich kein Bedauern in mir hatte, nichts Ungeklärtes. Ich haderte nicht, ich kam und komme gut mit meinem Leben klar - nur die Nähe fehlte mir, manchmal. Eines Tages fing ich an, sie anzusprechen. Ganz direkt. Ganz spontan. Es war eine Bitte. Eine kleine Sache - ganz profan. Der Ohrstecker, von ihr geschenkt, der mir heruntergefallen war, und den ich nicht wiederfand. "Mama, bitte, hilf mir, ihn zu finden!". Hört sich so dämlich an. Aber nachdem ich bereits vorher alles abgesucht hatte, lag er da - plötzlich sichtbar. Ähnliche Situationen könnte ich jetzt aufzählen - spare es mir aber.
Du weißt, ich habe in Mamas Erkrankungszeit öfter mit Gott versucht zu sprechen. Nicht, um unmögliches zu bitten! Aber um das mögliche eben...
Glauben ist immer so eine Sache - jeder muss für sich herausfinden, woran er glaubt, und was er/sie zulassen mag.
Weihnachten naht, und ich gehe es an, so gut es eben geht...auf meine Art. (z.B. durch meinen Weihnachts-Quilt.)
Und weil es für mich dazugehört, stelle ich dir einen Link hier herein.
Weil er so schön zu deiner Frage passt. Und zu dem, was mir Kraft und Trost gab und gibt, trotz der Traurigkeit. Ich weiß nicht, ob du es kennst, oder ob du damit etwas anfangen kannst. Das ist sicher keine Antwort auf deine "Frage", aber vielleicht dennoch passend. Für mich passt es jedenfalls.
Sie fehlt mir sehr, gerade in dieser Zeit. Aber vielleicht ist es wie das Lernen einer fremden Sprache...hören zu können, was sie mir sagt. Alles braucht seine Zeit - auch das Lernen von fremden Sprachen.
Und Gott - er spricht mit Sicherheit manches Mal eine Sprache, die wir zunächst nicht verstehen.
Ich wünsche dir und deiner Familie einen schönen, liebevollen, nicht zu traurigen 3. Advent.
Umarme dich
dein Blümchen
http://www.rilke.de/briefe/231203.htm
PS: abgenommen habe ich seit dem Sommer auch - darf ich ab Januar auch beitreten, damit das, was sich ab Weihanchten wieder ansammelt, meiner wieder entledigt?!