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Alt 12.01.2010, 17:50
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Inesfelix Inesfelix ist offline
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Registriert seit: 25.09.2009
Ort: Böhlen Sachsen
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Standard AW: Mein Papa hats auch!

Liebe Peggy ,

da bist Du ja in einer bescheidenen Lage mit Deinen ganzen Sorgen und Problemen noch nebenher.
Es ist schön wenn Deine Eltern noch ein bißchen "unbeschwerte" Zeit haben. Aber was die Ärzte vorhaben ist völliger Schwachsinn. Eine niedriger dosierte Chemo ist Unsinn , da kann man den Patienten auch Kochsalz oder Placebo geben mit denselben erfolg und ohne Nebenwirkungen. Dein Papa soll diese zeit die ihm noch bleibt so schön wie möglich nutzen. Ich weiß das die Hoffnung immer zuletzt stirbt , aber man muß den Dingen realistisch entgegen blicken. Wie gesagt den Onkologen geht es oft nur noch um die Kohle. Viele Patienten werden sinnlos operiert und haben schon schlimme Lungenbefunde u.ä. traurig was aus unserem Gesundheitswesen geworden ist. ich erlebe es tag für tag bei mir in der Klinik.
Du mußt sehen wie es Deinem papa nach der Chemo geht. Es ist natürlich auch seine Entscheidung.Die zeit die er aber bei der chemo verbringt könnte er auch schöner nutzen , weil es ändert nix an der Prognose. Diese ist nun mal infaust mit so einem Lungenbefund.
ich bin( liegt vielleicht auch am beruf und das die Ärzte dadurch immer gleich offen und direkt mit mir gesprochen haben) immer auch offen mit meinem papa damit umgegangen wie es mit meiner mama stand. Er war mir dankbar und konnte sich "besser" darauf vorbereiten , das meine Mama nicht mehr viel zeit hatte. Sie selber hat es immer verdrängt und ich hatte das gefühl das sie uns immer noch was sagen wollte , hatte aber keine Kraft mehr zum reden gehabt in den letzten 24 Stunden.Auch heute denkt mein papa so , auch wenn ihn die Trauer (und damals die unfassbare Diagnose)zerfrisst. Ich finde man sollte schon dem betroffenen die wahrheit sagen wie schlimm es steht und wieviel Zeit ungefähr noch bleibt , manch einer hat noch eine Wunsch , den er sich noch erfüllen würde.
Meine kollegen haben mir oft zugeredet ich soll mich krankschreiben lassen um immer bei meiner Mutter zu sein , habe nie auf sie gehört. Die letzten 5 tage bevor meine Mama starb habe ich es getan. ich hätte es bereut wenn ich es nicht getan hätte. ich war nicht immer einfach , habe auch ein Kind ( 10 Jahre) , gehe volltags im Schichtdienst arbeiten und habe einen mann . der nie zu hause ist. ich wollte ab Oktober noch eine 2 jährige Weiterbildung nebenbei machen , das habe ich verschoben und beginne im März damit mit wesentlich schlechteren Konditionen.
Was ich damit sagen möchte , liebe Peggy , versuche doch wenn es geht einen Flug nach Deutschland zu bekommen.
ich drück Dich ganz doll und wünsche Dir viel Kraft für die nächste Zeit.

LG Ines
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Meine Mama 24.11.1945-31.10.2009

Man sagt es gibt ein Land der Toten und ein Land der Lebenden. Man sagt auch die einzigste Verbindung zwischen ihnen ist die Brücke der Liebe und Erinnerung!!
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