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Alt 24.03.2010, 01:22
ClaudiaF ClaudiaF ist offline
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Registriert seit: 21.11.2008
Beiträge: 398
Standard AW: Meine Mutter hat Darmkrebs T4!Wo bekomme ich Hilfe!

Meine liebe Kerstin,

glaube mir, Du hast bereits das wichtigste für Deine Mama gemacht und wirst auch das Wichtigste weiterhin für sie machen: DU BIST FÜR SIE DA!

Du konntest Sie überreden, sich in eine qualifizierte Behandlung in einem Darmzentrum zu begeben, das ist ein großer und wichtiger Schritt und ohne Dich, hätte sie den nie gemacht.

Du bist für sie da, wenn sie über ihre Ängste reden möchte, denn das können die meisten betroffenen Frauen schlecht mit dem Partner.

E. wird ihr alleine schon die Kraft und die Hoffnung geben, das ganze zu überstehen, möchte sie die kleine Maus schliesslich aufwachsen sehen.

Es ist das Los der Angehörigen, hilflos daneben stehen zu müssen und doch eigentlich nichts machen zu können, als immer mit Rat und Tat, Hilfe und Zeit, Verstehen und wohl auch Missverstehen zu helfen. Mehr können wir leider nicht machen. Lasse sie nie Deine Hilflosigkeit spüren, rede aber auch über Deine Ängste mit Deiner Mama.

Ich kann Dir ein kleines Beispiel nennen: Du weisst, welche Diagnose wir am Freitag genannt bekommen haben. Von einer geschätzen Lebenserwartung bei meiner Mama habe ich ihr NICHTS gesagt. Ich konnte in Gesprächen meine Mama wieder aufbauen, ihr den benötigten Mut und die Hoffnung geben, der Zukunft entgegen blicken zu können.
Gestern ging Mama nach Öschelbronn um die Portnadel zu wechseln und da sagte die Schwester (eine Mutter eines Grundschülers von Q) zu meiner Mum, dass mein Sohn sehr große Angst hat vor dem baldigen Tod seiner Oma in sechs Monaten. Ich wusste von dem Gespräch nichts, erst als sie abends anrief und mir mitteilte, dass sie keinerlei Behandlungen mehr möchte und keine Chemo, alles keinen Sinn mehr mache........

Ich war für sie da, als sie über die Angst vor dem Tod gesprochen hat, vor den evtl. Schmerzen was kommen werden etc, und ich habe ihr den Mut gegeben, weiter zu kämpfen, da noch kein Kampf verloren sei. Das ist MEINE Aufgabe und nächste Woche wird wohl die Chemo anfangen.

Wenn ich die Gesundheit kaufen könnte, würde ich dies sofort tun, aber man kann es leider nicht. Das einzig RICHTIGE was Du machen kannst: Sei immer für Mama da! Ich gebe Dir Recht, man fühlt sich hilflos, die Welt ist ungerecht, was lacht und ärgert man sich über andere mit ihren "großen Problemen" die doch in Wirklichkeit keine sind. Das tiefe Traurigkeit Dich überschattet ist ganz normal, denke an meinen Zusammenbruch am letzten Freitag. Geht man ausser Haus ist man wieder die "Starke" die alles meistert und managt und die alles mit Links organisiert. Man lacht den Menschen ins Gesicht und alle denken, alles gut! Wie es hinter dem Lächeln aussieht interessiert keinen.

Meine liebe Kerstin, nun wurde es ein halber Roman und eigentlich will ich Dir nur damit sagen: Du bist wundervoll und gibst deiner Mama genau das, was sie am meisten braucht: Liebe und viel Kraft!

Bussi
Deine Claudia
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Meine liebe Mama (60) >> siehe Profilbild <<:
19.11.2008 Verdacht auf BSDK
27.11.2008 Whipple OP T3N1M0R1
30.12.2008 Portzugang
19.01.2009 Anfang Chemo 5FU/24Std/7Tage
03.07.2009 Ende der Chemo
08.01.2010 3 fache Wirbelkörperfraktur OP
19.03.2010 Metas in Leber, Lunge und Bauchfell gesichtet
05/2010 Man gab meiner Mum noch eine Lebenserwartung von 1 Woche
08/2010 Wir kämpfen immer noch!
07.09.2010 Gehofft, gekämpft und doch verloren