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Alt 20.03.2004, 09:05
Gast
 
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Standard Angst aber auch Hoffnung

Liebe Romy, lieber Rudolf

Ich glaube jeder Gesunde hat mehr Angst, einem lieben Betroffenen gegenüber, als er selbst. Man will ständig da sein, hilfreich sein, versucht ständig schon im Vorfeld zu organisieren und setzt sich damit selbst dauerhaft unter Streß.
Romy ich kann dich verstehen. Ich habe selbiges ja schon bei meinem Vater erlebt. Er hätte noch soviel Termine haben können, wir hätten sie ALLE geschafft. Man wächst förmlich über sich hinaus und glaubt trotzdem für den Betroffenen selbst kaum etwas getan zu haben. Aber ich glaube die Nähe ist schon das wichtigste!!
Es ist oft so, das der Betroffene wesentlich mehr Ruhe ausstrahlt, als die, die ihm helfen wollen. Ist schon krass.

Meine Mutter ist inzwischen wieder auf die normale Station verlegt worden und hat sich schon sehr deutlich von der OP erholt. Was ich für meinen Teil hier als erstes gelernt habe, ist, das oftmals vieles nur in kleinen Schritten abgeht und man sich eben mit diesen schon zufrieden geben sollte, als sofort großes zu erwarten.
Ich habe gestern versucht mit meiner Mutter intensiver zu reden und bin eigentlich zufrieden. Sie, genauso wie ich auch, hat es nie gelernt mit anderen über eigene Probleme zu reden. "Es ist ja auch meine Krankheit und die werd ich auch selbst meistern".
Ich bin froh, das ich mich da schon "weiterentwickelt" habe. Vor ihrer OP haben wir uns doch eher verhaltener über Krebs unterhalten ( schon der Vergangenheit wegen ). Es soll nun nicht unser Dauerthema werden, aber es gehört nun eben mit zum Leben! Es zu akzeptieren, ist wohl sehr wichtig, um auch damit umgehen zu können und den inneren Kampf aufzunehmen.

Im Augenblick steht ja noch ihr Befund aus. Aber gestern hab ich auch dieses Thema schon angesprochen. EGAL wie der Befund aussieht - Wir möchten nicht das sie das a l l e i n bewältigt, sondern so oder so ihr zukünftig eine Hilfe sein!
Manchmal glaub ich, das Sie doch wieder alles blockiert. Aber ich gebe nun nicht mehr auf.

Durch Rudolf lerne ich immer mehr, wie "gut" man eigentlich als Krebspatient leben kann. Früher hätte ich immer dem Gedanken hinterhergehangen, das ja der Krebs noch vorhanden ist und man sich so überhaupt nicht wohlfühlen kann?!!
Ich glaube die Lebenseinstellung vieler kranker Menschen, ist oftmals gesünder, als unsere, die wir uns nur Sorgen machen. Deswegen kann Rudolf sicher nicht die Angst von Romy verstehen.
Aber trotzdem wir physisch gesund sind, sind wir es psychisch meist nicht.!

Obwohl Mutter´s OP-Arzt von Internet-Forums zum Thema Krebs absolut nichts hält, würde ich für meine Meinung zumindest dieses Forum gern weiterempfehlen.!
Mir hilft es Umstände und Therapien zu verstehen. Das wichtigste aber - hier gibt es auch Leute die nicht nur Trost spenden wollen. Sie weichen diesem Thema nicht aus und sprechen offen darüber.
Es kann auch mich wieder runterziehen, wenn der Befund abolut schlechtes aussagt. Aber auch dann muß man nach vorn schaun.!
Auch ich habe letztes Wochenende geweint und es gehört einfach auch dazu.

Ich wünsche Romy viel Freude daran das ihr Paps ja nun Skifahren ist. Er genießt es mit Sicherheit und denkt wohl gerade dort überhaupt nicht an Krebs. Also tue auch dir etwas gutes an und genieße ebenso.!

Rudolf, wie auch den anderen wünsch ich einfach ein schönes und hoffentlich auch schmerzfreies Wochenende, verbunden mit gaaaanz lieben Grüßen, von Jens !
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