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Alt 17.05.2010, 15:06
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Das Leben nach der Diagnose...die plötzliche Angst die einem eiskalt umklammert

Lieber Hansi,

zunächst mal: es ist lieb von dir, aber du musst dich nicht dauernd bedanken, dass hier Menschen sind, die mitlesen. Dafür ist ein Forum doch da.

Mir fielen zwei Dinge auf bei dir.
Einmal das mit dem Lächeln im Gesicht. Nun, dazu wurde schon einiges geschrieben. Meine Mutter hatte zwar nicht unbedingt ein Lächeln im Gesicht, als sie ging. Aber es war auch kein so "schlimmes Sterben", wie ich es manchmal hier lesen und wie es einige erleben mussten. Man kann den Patienten durchaus weitgehend schmerzfrei halten, damit er nicht unnötig leiden muss. Kann sein, dass er dann nicht mehr soviel von seiner Umwelt mitbekommt, doch das finde ich zweitrangig. Ein friedliches Lächeln würde ich allerdings nicht erwarten...man muss es nehmen, wie es kommt.

Das zweite war dein Satz:
"Sie muss jeden Tag sehen, dass sie nicht umsonst gelebt hat, sondern zwei Kinder gut vorbereitet hat fürs Leben. Und unsere traurigen Gesichter sollen nicht das letzte sein, was sie in dieser Welt sieht. Das ist mein Ziel, mein Wunsch."

Das ist sicher ein wunderbarer Ansatz! Traurig um sie herumzustehen, würde ihr nicht helfen, sie eher belasten.
Aber du darfst ihr durchaus einmal sagen, dass du sie gern noch ein bischen bei dir hättest, und dass du sie vermissen wirst, weißt du - wenn dir danach ist. Es zeigt deine Liebe genauso, wie wenn du für sie da bist, und alles mögliche für sie tust. Bei meiner Mutter und mir hat sich solch ein Austausch auch einmal ergeben, wir standen uns sehr nah. Es war völlig natürlich, dass ich auch diese Gefühle irgendwann zur Sprache brachte, und sie konnte sehr gut damit umgehen. Mit dem Aussprechen dieses Satzes war es dann aber auch gut für mich.

Wie die Angehörigen dabei fühlen, sei nicht so wichtig, schrieb Stefan. Dem kann ich bedingt zustimmen. Jedoch sollte man dem Betroffenen authentisch gegenübertreten, und ihm nichts vorspielen. Es ist nur menschlich, wenn man selbst auch einmal traurig ist. Meist reißt man sich eh schnell wieder zusammen.

Wie schon einige hier schrieben, wächst man tatsächlich über sich hinaus, vor allem, wenn man zum Betroffenen eine innige Verbindung hat. Wenn ich heute das dicke Tagebuch lese, das ich zur Zeit der Erkrankung meiner Mutter (auch Kleinzeller) geschrieben habe, kann ich manchmal nur staunen, wie wir diese schwere Zeit bewältigt haben. Und auch staunen, wieviel Schönes wir trotz allem teilen durften!

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und Mut, und wenig Zweifel und Ängste. Wann immer du magst, erzähl gern ein bischen. Du langweilst hier ganz sicher niemanden.

Liebe Grüße
Blume
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In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit -
die Quelle der Liebe.
(Thich Nhat Hanh)

Geändert von Blume68 (17.05.2010 um 15:08 Uhr)
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