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Alt 02.06.2010, 22:25
Jessika09 Jessika09 ist offline
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Standard AW: nicht immer nur schlechte Nachrichten!!!

Hallo!
Lange habe ich nicht mehr geschrieben. Zwischendurch aber still mitgelesen.

Seit Januar ist bei uns viel passiert. Leider war der Bandscheibenvorfall in der LWS nicht der Schmerzauslöser.
Ich versuche mich kurz zu fassen:
Mitte Januar wurden bei meinem Vater die Schmerzen so schlimm, daß Novalgin und Tramal sowie Muskelrelaxanzen nicht anschlugen. Auch sein Hausarzt wußte nicht mehr weiter, somit mußte er stationär ins KH. Er kam ins nächstgelegene KH. Ich muß dazu sagen, daß die Orthopädie einen gut Ruf hat. Es wurde nochmal ein MRT der LWS gemacht. Warum auch immer hat der Radiologe ein wenig höher geschichtet und da war es zu sehen. Eine Knochenmetastase im 11. BWK, groß, drückte bereits auf´s Rückenmark!

Es traf uns alle wie ein Schlag ins Gesicht. Das durfte doch nicht wahr sein. Es ging im doch ansonsten so gut. Blutwerte und Tumormarker o. B..

Es fühlte sich genauso an wie beim ersten Mal. Von Sekunde mußte er auf eine spezielle Matratze liegen und durfte nicht mehr aufstehen. Mein Vater wurde sofort am nächsten Morgen operiert. Die WS wurde stabilisiert, denn der Wirbel drohte zu brechen und somit die Querschnittslähmung! Es ging alles so schnell, wir konnten gar keinen klaren Gedanken fassen.
Die OP erfolgte ohne Probleme.
Man wollte in einer späteren OP den BWK rausholen. Es wurde aber vorab noch ein CT des Schädels/Thorax/Abdomen gemacht mit der Aussage, die zweite OP wird nur dann erfolgen, wenn keine weiteren Metas da sind. Wieder zittern. Dann kam Entwarnung: keine weiteren Metas im CT! OP soll kurativ erfolgen!
Wir waren so glücklich und haben Freudentränen vergossen.

Die OP erfolgte 10 Tage später. Auch diese hat er sehr gut überstanden.
Drei Wochen nach OP wurde noch ein Knochenzsintigramm gemacht, wo keine weiteren Knochenmetas gefunden worden sind. Wieder Freude!

Nach 4,5 Wochen durfte mein Vater endlich nach Hause mit einem Schulterklopfen seitens der Ärzte und der Aussage: wir hoffen, daß wir Ihnen helfen konnten.

Alles weitere (Chemo/Bestrahlung) sollte wieder über die Onkologie in Dortmund erfolgen.
Den Termin hatten wir dann eine Woche später. Und dann kam der nächste Schlag!
Mein Vater hatte eine Schwellung an der rechten Halsseite. Meine Mama und ich hatten schon im anderen KH die Ärzte und Schwestern darauf hingewiesen, das das untersucht werden sollte, aber es wurde irgendwie nicht darauf eingegangen. Ich hatte noch gedacht, daß es vllt. eine Vergrößerung der Schilddrüse ist.

Die Onkologin teilte uns dann mit, daß bei meinem Vater auch noch ein Lymphknoten (supraclavicular) befallen ist. Hääähh???? Aber uns wurde doch gesagt, es wäre nichts weiter gefunden worden.
Doch, man sah es im oberen Abschnitt des CT Thorax. Ich hätte am liebsten was kaputtgeschlagen. Das durfte doch nicht wahr sein! Und jetzt?

Das volle Programm. Nochmal CT Hals/Thorax/Oberbauch, wieder Chemo und Bestrahlung. Es mußte erstmal seitens der Strahlenärzte abgeklärt werden ob man den WS-Bereich bestrahlen kann (wegen der ersten Bestrahlung 08). Gott sei Dank haben sich die Bestrahlungsfelder gerade so überschnitten. Man hat vorsichtshalber den 10. und 12. BWK mitbestrahlt, weil man davon ausgehen muß das da auch Tumorzellen sind. Dann wurde eine Maske angefertigt für die Halsbestrahlung.
Die ersten Bestrahlungen waren die Hölle, weil meine Vater eine Position einnehmen musste wo er den re. Arm hinter den Kopf legen musste. Das ging aber wiederum nur unter stärksten Schmerzen, weil die LK-Meta auf den Muskel drückte. Er musste daher immer vor der Bestrahlung Morphium nehmen. Damit ging es mehr schlecht als recht.

Alle 4 Wochen Chemo. Die Erste hat er überhaupt nicht vertragen. Mittlerweile hatte er auch 8 kg abgenommen. Bei der nächsten hat er Emend bekommen. Damit ging es dann besser. Die Übelkeit war zu ertragen.
30 Bestrahlungen hat er bekommen. Nach ca. 5 Bestrahlungen konnte man schon sehen, daß der LK kleiner geworden ist. Nach der ersten Hälfte wurden die Schmerzen auch besser und am Ende waren sie ganz weg. Von außen ist die Schwellung auch kaum mehr zu sehen.

Er hat in dem halben Jahr 10 kg verloren, was nicht tragisch war, da ja voher immer noch als übergewichtig galt.

Zur Zeit liegt er wieder im KH zur vierten und vorerst letzten Chemo!
Letzte Woche war Kontroll-CT. Seitens der Ärzte sieht alles sehr erfreulich aus. LK deutlich zurückgegangen (von ca. 5cm auf 2cm :-))
Wird auch wohl noch weiter zurückgehen. Hoffentlich!!!
Er bekommt alle vier Wochen Bisphosphonateinfusionen für den Knochenaufbau.

Ach ja zwischenzeitlich war er auch noch in der MKG-Chirurgie. Da die Infusionen Kiefernekrosen machen können, mußte mein Vater auch noch ne`Zahn-OP kriegen. 3 Backenzähne und 2 innenliegenden Weißheitszähne wurden rausoperiert. Das alles noch nebenbei!

Es waren viele Rückschläge. Aufgegeben haben wir (und besonders mein Vater) aber nie!
Er ist bei der letzten Chemo mit 77,9kg entlassen worden. Jetzt drei Wochen später hat er bei der Aufnahme zur nächsten Chemo 83,6kg gehabt. Da waren wir echt happy. Er braucht sich also gewichtsmäßig keine sorgen machen.

Für einen kleinen Moment hat es uns den Boden unter den Füssen weggezogen. Wir haben uns alle aber relativ schnell gefangen, haben die Ärmel hochgekrämpelt und sind den Weg zusammen gegangen. Wobei mein Vater natürlich den steinigsten hatte. Ich bin sooo stolz auf ihn, daß er nie den Mut veroren hat und es alles so durchgezogen hat. Meistens mit einem Lächeln und einem lockeren Spruch auf den Lippen. Das hat es für uns als Familie leichter gemacht! Denn wenn es ihm gut geht, geht´s uns auch gut.

In drei Monaten ist wieder CT Kontrolle und danach gestaltet sich der weitere Verlauf.
Erstmal sind wir froh, daß er alles (OP,Chemo/Bestrahlung) so gut überstanden hat.

Jetzt ist es doch viel zu viel geworden, aber tat gut es mal runterzuschreiben!

Viele Grüße, Jessika
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