Thema: Es tut so weh
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Alt 21.06.2010, 23:48
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Karowerin Karowerin ist offline
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Liebe Ilonka,

ich habe bei meinem Lebenspartner auch diese Duldsamkeit erlebt, die du beschreibst. Ich habe mich über Wochen dem angepasst, bis ich so kraftlos war, dass innerer Widerstand wuchs. Der führte zu deutlichen Veränderungen im Umgang der Ärzte mit uns, der Einstellung meines Liebsten gegenüber seiner Behandlung und letztlich zu einer inneren Entlastung für mich:

1. Nicht DU fährst mehr deinen Mann, sondern du lässt ihn abholen und bringen. Er wird dann im Sitzen in die Station gebracht. KEINE QUÄLEREI mehr! Die Krankenkasse zahlt das!
2. DU nimmst das Zepter in die Hand: Bringe deine Wut zum Ausdruck über den Umgang mit deinem Mann (und dir). Sorge dafür, dass es solange sitzen kann, bis er dran ist. Du hast Anspruch darauf, nicht mehr als 30 Minuten zu warten! Ihr könnt nicht die Fehler des falschen Zeit-Managements der Onkologie ausbaden.
3. FORDERE ein Gespräch mit dem Arzt und dem Onkopsychologen. Mache eine konkrete Zeit aus. Höre auf, nach Entschuldigungen für die Klinik zu suchen (Es gibt ja so viele solcher Patienten...)

Abgesehen davon: Mache deinem Mann klar, dass er keine "Nummer", sondern ein Mensch ist! Mache ihm klar, dass auch deine Kraftreserven beschränkt sind. Fordere ihn auf, endlich seine kleinlaute Duldsamkeit aufzugeben und sich als vollwertiger Patient zu fühlen und zu verhalten.

Klingt das hart? Ja? Gut so! Dann sei wütend auf mich und agiere gleichermaßen. Nichts, liebe Ilonka, muss man ertragen. Was man leider in deinem Falle muss, ist, sein Recht auf eine menschenwürdige Behandlung einzufordern. Sei dir sicher: Ich stehe dir als ebenso Betroffene hier gerne zur Seite.

Ich nehm dich bei der Hand und drücke sie: Los!
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Die größte Krankheit der Seele – das ist die Kälte.
(Dr. George Benjamin Clémenceau)


Lebenspartner(60): kleinzelliger LK, T3N2M0, ED 7/09, Chemo Cisplatin/Etoposid, Lungenbestrahlung, Ganzkopfbestrahlung, nach halbem Jahr Pause:Rezidiv, Chemo mit Topotecan. CT 02/11: Verlangsamtes Wachstum, keine Fernmetastasen, CT 04/11: Hirnmetastasen, Metastasen in Lunge und Leber

Lebenspartnerin des Vaters (83): mehrzelliger Lungenkrebs, ED 6/10, hat sich gegen Chemo entschieden
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