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Alt 28.03.2004, 16:53
Gast
 
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Standard vom Sterben sprechen

Liebe Christine,

die Situation, die Du beschreibst, kenne ich ganz gut. Meine Mutter ist im vorletzten Januar gestorben, nachdem sie acht Monate lang gekämpft hatte. Wir haben nie darüber gesprochen, daß sie sterben könnte; wir haben auch in dieser Zeit nie über den Tod auch nur irgendwie abstrakt oder so gesprochen. Es war manchmal sehr schwer für mich, da ich sowohl die Statistiken kannte als auch den Verlauf der Krankheit schon ahnte...
Auch die Ärzte haben nicht über den Tod mit ihr gesprochen und sie wollte es auch nicht. Hat jemand von den Bekannten oder Freunden angefangen, darüber zu reden, sind wir entweder geflüchtet oder haben schnell abgelenkt. Ich denke, es war vollkommen in Ordnung.
Ja, als Angehörige hat man Ängste und man weiss nie so richtig, was man machen soll, wenn das Sterben irgendwie so nah ist. Aber nicht ich musste damit klar kommen, sondern meine Mutter. Sie war am wichtigsten in der ganzen Zeit und wenn sie sich nicht mit dem Tod beschäftgen wollte, ist das okay gewesen.
Das Verdrängen von solchen Dingen ist auch eine Möglichkeit, die schwere Situation überhaupt zu überleben und alles, was ich tun konnte, war, meiner Mutter immer wieder anzubieten, mit mir über alles zu reden, wenn sie mochte. Aber sie hat die Zeit, die ihr blieb, eben nicht mit solchen Gedanken verschwenden wollen, auch, wenn sie mit Sicherheit die ganze Zeit über die Angst vor dem Sterben mit sich herum schleppte.
Ich kann Dir keinen eindeutigen Rat geben, weil jeder anders mit der Situation umgeht. Wichtig ist es aber, daß man da ist, wenn sie reden will.
Nur nicht dazu zwingen, denn das würde keinem helfen und schon gar nicht ihr, die jede einzelne Minute mit dieser Krankheit konfrontiert ist. Ich habe alles versucht, um meiner Mutter in den letzten Monaten ein annähernd normales Leben zu ermöglichen, ohne ihr den Tod und die Krankheit vor Augen zu halten.
Am schwersten ist es für den Patienten selbst und er sollte bestimmen, wie er in dieser Zeit damit umgeht. Wir können nur zuhören und da sein....

Ganz liebe Grüsse und viel Kraft,
Sandra
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