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Alt 30.06.2010, 22:54
Kasandra66 Kasandra66 ist offline
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Standard AW: Noch ne Tochter mit nem Vater ...

Liebe Ulla,
erstmal herzlichen Dank für Deine lieben Worte. Du hast abslout recht mit der
Hoffnung, die ist sehr wichtig. Dennoch versuche ich einfach so viele Info´s wie möglich zu bekommen, einerseits weil ich denke "Wissen kann nix schaden" und andererseits eben auch, weil ich durch die Art, wie die Diagnose mir vermittelt wurde, den Ärzten gegenüber sehr misstrauisch geworden bin. Ich bin da eben anderes gewohnt. Wenn´s vielleicht auch hier nicht ganz passt, aber wir wurden vor ca. 3 Monaten erst mit einem malignen Melanom beim Hund konfrontiert ( das konnte zum Glück bei dem Hundesenior vollständig entfernt werden und hat auch noch keine Metastasen gebildet). Bei dem behandlenden Tierarzt, wurde ich sofort nach dem ausgewerteten Staging ( Hund war auch in der CT Röhre) zum Gespräch dazu geholt, durfte am PC in der Praxis die CT Bilder sehen, habe die Ergebnisse der Lymphpunktate "scharz auf weiß" vorgelegt bekommen ...... und wurde als betroffener "Angehöriger" gut und kompetent beraten und in die Behandlungsplanung einbezogen, konnte alle Fragen stellen, die mir einfielen .... kannst Du Dir vorstellen, wie es mir dagegen bei den Gesprächen mit meinem Vater und den Humanmedizinern erging ? Ich kam mir vor, wie bei "Aldi an der Kasse". Sorry, dass ich hier so weit ausgeholt habe.
Jedenfalls, ist mein Vater seit Sonntag nach der ersten Chemo zu Hause, ist zwar schwach, fühlt sich aber recht gut. Ich versuche ihm einerseits zu helfen, langsam wieder in eine Art vertrauten Alltag hineinzuwachsen, andererseits helfe ich ihm und unterstütze ihn bei der Pflege von Stoma und Sonde. Dabei haben wir heute abgesprochen, dass ich zur nächsten Behandlugsbesprechung in 2 Wochen mitgehen werde, was für ihn auch o.k. ist.
.... Mein Gott, nun schreibe ich hier einen halben Roman, weiss gar nicht, ob das überhaupt o.k. ist .... merke aber auch, ich brauch das gerade....

Möchte dem noch hinzu fügen, dass mein Vater zwar mit meiner Mutter zusammen lebt ( meine Eltern sind verheiratet), meine Mutter jedoch alles andere als hilfreich ist. Das fällt mir besonders schwer. Meine Mutter hat sich bisher darum gedrückt, gewehrt (?), sich mit den "Fakten" der Diagnose und den Dingen der aktuell wichtigen Dinge (Versorgung Stoma und PEG, etc.) vertraut zu machen. Gleichzeitig bevormundet sie ihren Mann andauernd, was soweit geht, dass sie antwortet, wenn ich meinen Vater z.B. frage, "konntest du denn heute nacht gut schlafen". Das ist für mich derzeit ehrlich gesagt die größte Belastung, weil ich ständig versuche, ihr klar zu machen, dass ich das nicht hilfreich finde, mein Vater übrigens auch nicht.
Wenn ich mir auch nur annähernd vorstellen kann, wie es sich anfühlen mag für meinen Vater, all dies (Sonde, Stoma, zu merken, vieles geht jetzt nicht mehr, etc.) zu verarbeiten, dann wäre das letzte, was ich ertragen könnte, ein Partner, der über mich redet, wie über einen kranken Säugling.
Was auch immer kommen mag, ich bin gerade dabei, mich mit meinem Vater auf die neue Situation einzupendeln. Ich kann es gut einordnen und damit umgehen, dass er gereizt reagiert, wenn ich den Plattenwechsel des Stomas nicht so flink erledige, wie die Schwester in der Klinik ... da müssen wir beide jetzt durch. Wir packen das !!
Wo ich jedoch sehr auf Anregung und Rückmeldung angewiesen bin, sehr gerne auch von Dir -Ulla- als selbst Betroffene..... was ist hilfreich ??? Ich versuche derzeit mit meinem Vater eine Mischung aus : aktuelleThemen (vor allem WM ... *grins* ...... habe noch nie zuvor so viel Fussball geschaut wie jetzt) besprechen, meinem Vater die Dinge im Alltag, die er bisher auch erledigt hat weiter zu überlassen ( natürlich mit Abstichen und das was geht) und ihn gleichzeitig offen darauf anzusprechen, worüber ich mir Gedanken mache ( z.B. die Ernähurng und sein schwindendes Körpergewicht).
Sodele, soviel (ja es war viel) für heute ......
Herzliche Grüße an Dich, Ulla, und natürlich an alle anderen Fories

Kasandra
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