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Alt 02.04.2004, 20:13
Gast
 
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Standard Bauchspeicheldrüsenkrebs Endstadium

Hallo Georg,

ich lese tief berührt seit anfang Januar hier im Forum die Berichte, da meine Mutter betroffen war.
An Weihnachten 2003 bekam sie massiv Aszites (Wasseransammlung im Bauch)Ich habe meine Mutter am 26. Dez. 2003 per Notarzt in das KH München Bogenhausen einweisen lassen, da sie seit anfang Dez. 03 immer über Unwohlsein und unspezifische Magen- und Bauchschmerzen geklagt hat. In der Notaufnahme hat man mich dann beiseite genommen und mir mitgeteilt, dass Lebermetastasen festgestellt wurden, und ich sollte nun zu meiner Mutter ins Zimmer gehen und ganz "normal" mit ihr sprechen. Dann gingen zwischen Weihnachten und Hl.Drei König die ganzen Untersuchungen los. Es wurden ihr auch alle 5 Tage jeweils 5 Liter Aszites abgenommen. Meine Mutter konnte sich zwischenzeitlich überhaupt nicht mehr ernähren und musste mit Astronautenkost vorlieb nehmen. Ich habe am 8. Januar 2004 mit meiner Mutter im Krankenhaus, sie war zu dieser Zeit noch total fidel und ahnte nichts, mit ihr eine Patientenverfügung ausgefüllt und den Ärzten mündlich mitgeteilt, dass meine Mutter eine Patientenverfügung hat.
Zu diesem Zeitpunkt stand im KH die genaue Diagnose noch nicht fest. Durch dieses Forum ahnte ich jedoch bereits, dass da furchtbares auf uns zukommen würde. Der Verdacht bestätigte sich und mir wurde gesagt, meine Mutter hätte eine Peritonealkarzinose mit Lebermetastasen mit unbekanntem Primarius.
Da sich mittlerweile die bereits bestehende Magenausgangsstenose soweit verschlechtert hatte, wollte man sie operieren, damit sie sich wenigstens wieder ernähren konnte. Als OP-Termin war der 16. Jan. 2004 geplant. Am 17. Jan. 04 haben mein Mann und ich sie besucht. Sie war putzmunter und redete ganz quirlig über eine Stunde mit uns. Am 18. Jan. 04 wurde ihre Hautfarbe, die vorher schon ganz leicht gelblich war, mit einem Male satt gelb, und sie war nicht mehr so aufgeweckt wie nach der OP. Am 19. Jan. ist sie immer wieder eingeschlafen und war sehr müde. Ich habe in dieser Zeit fast Tag und Nacht recherchiert, und habe mit Dr. Link in Wiesbaden, sowie Dr. Müller in Hammelburg Kontakt aufgenommen. Beide wollten jedoch die pathologischen Befunde haben, bevor sie meine Mutter anschauen wollten. Ich habe mit den operierenden Ärzten im KH gesprochen, dass ich meine Mutter je nach Befund in eine Spezialklinik in Deutschland bringen lasse. Die Ärzte sagten mir, dass ich selbstverständlich sämtliche Befunde am 26. Jan. 04 (8 Tage nach OP) erhalten werde. Sie redeten jedoch noch eindringlich auf mich ein, warum ich meine Mutter unbedingt am Leben halten möchte, da die Prognose äusserst ungünstig ist (keine 4 Wochen lebenszeit mehr). Der erste operierende Artz schilderte noch, was er nach Eröffnung des Bauchraumes meiner Mutter vorgefunden hatte. Man riet mir, ich solle meine Mutter in Ruhe einschlafen lassen. Dieses habe ich so schwer es mir fiel, getan. Die Ärzte gaben Morphium, da meine Mutter schon vorher immer sagten, so wolle schmerzfrei sein. Und so ist meine Mutter am 31. Jan. 04 um 18 Uhr gestorben. Ich war eine Stunde vorher noch bei Ihr. Sie ist nur noch für kurze Zeit täglich zu Bewustsein gekommen. Ich erhielt sämtliche Untersuchungsbefunde, OP-Bericht, Krankenberichte etc. Die Diagnose war "ausgedehnte Peritonealkarzinose mit malignem Aszites und multiplen Leberrundherden bei unbekanntem Primarius, in Frage kommt ein primäres Adeno-Carcinom des Magens oder des Pankreas." Weiter steht in den Berichten "nach langen ausführlichen Gesprächen mit der Tochter und bei Vorliegen einer Patientenverfügung haben wir jegliche Maßnahmen zur Lebensverlängerung abgesetzt. Sie erhielt lediglich eine adäquate Schmerzbehandlung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr.
Wäre die Patientenverfügung nicht vorgelegen, dann hätte man meine Mutter in die Intensivstation gelegt, wo sie mit Sicherheit noch Wochen, wenn nicht gar Monate, angebunden an Schläuchen, künstlich am Leben erhalten worden wäre. Doch was ist das für eine Lebensqualität? Ich kenne drei Menschen mit der Diagnose Pankreaskarzinom, die im KH Bogenhausen von 3 Monaten bis zu einem halben Jahr in der Intensivstation waren und dort verstorben sind. So schwer es für die nächsten Angehörigen ist, sollte man nicht, wenn der Betroffene geistig noch voll aufnahmefähig ist, mit ihm diese Dinge besprechen und für den Fall der Fälle eine Patientenverfügung hat, die den Willen des Patienten bekundet? Danach müssen sich auch die Ärzte richten. Wenn ich mit meiner Mutter nicht drei Wochen vor ihrem Sterbetag die Patientenverfügung gemacht hätte, wo alleine der Wille meiner Mutter niedergeschrieben wurde, ich hätte nicht die Kraft gehabt, meine Mutter einfach sterben zu lassen. Mir persönlich wäre es viel lieber, wenn meine Mutter, wenn auch auf der Intensivstation, noch "leben" würde, da ich sie sehr geliebt habe.

PS. Ich lese in diesem Forum seit Anfang Jan. 04, da es derzeit die einzige Quelle der Kraft für mich ist.

Viele Grüsse an alle Betroffenen
Johanna
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