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Alt 26.07.2010, 12:37
grenzbaer grenzbaer ist offline
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Standard AW: Das Leben nach der Diagnose...die plötzliche Angst die einem eiskalt umklammert

Hallo an alle hier!

Die letzten Monate waren sehr sehr anstrengend, nicht für uns, für meine Mama. Es ist so viel passiert, auch bei mir in meinem eigenen privaten Umfeld, dass ich hier nicht mehr viel machen konnte. Ich hatte eine hypert. Entgleisung, habs aber gut überstanden. Ging ganz schnell....nach einem durchgearbeiteten Wochenende, gingen mir dann am Montag im Büro buchstäblich die Lichter aus...bekomme jetzt Tabletten gegen Bluthochdruck und arbeite daran, gelassener zu werden.

Stand der Dinge bei meiner Mama:


Erst mal die positiven Dinge:

Die Chemo ist beendet und war äusserst erfolgreich. Unglaublich, aber der "ET" getaufte ist WEG! Jawohl, weg! Man kommt sich vor wie Wackelpudding nach dieser Nachricht...Freude beschreibt den Zustand nicht so wirklich, zumal im Anschluss ja noch die Bestrahlung des Kopfes kam.....

Jetzt zu den negativen:

Die zum Ende der Chemo hin schon wieder wachsenden Haare sind am Ende der Bestrahlung (vor 2 Wochen) leider wieder vollkommen weg, bis auf einen neckischen Büschel oben an der Stirn. Nächster planmässiger Arzttermin wäre in 6 Wochen...AAAABER...

Nach all dem, was meine Mama jetzt durchgemacht hat...hat sie nach der Bestrahlung plötzlich Probleme anderer Art. Die früher, auch während der Chemo so freundliche, unternehmungslustige Frau, ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie hat viele Dinge einfach vergessen, kommt plötzlich mit den einfachen Dingen des Lebens (Toilette, Hygiene, Essen) nicht mehr klar, weiss nich mehr wie man sich ein Frühstücksbrot schmiert und wird zu alledem noch aggresiv...man hat das Gefühl, es rattert fortlaufend in ihrem Kopf, und sie schafft es nicht, so sehr sie sich auch bemüht...sie ist total hilflos.

Ursächlich war, laut Aussage der Medizinerin im Strahlenzentrum, eine Gehirnschwellung...die hat man nach Auftreten der Symptome und leider erst auf unser Nachfragen mit Cortison behandelt und es ist zunächst etwas besser geworden. Wobei sich das Verhalten in der letzten Woche dramatisch verschlechtert hat.

Es war ein so schwerer Gang, sich einmal vor Ort über Möglichkeiten zu erkundigen wie Essen auf Rädern, Nachsorgebetreuung nach Krebserkrankungen, Tagespflege...aber was sind denn die Optionen...meine Überstunden sind abgefeiert, meine letzte Woche Urlaub habe ich jetzt, bei meiner Schwester siehts ähnlich aus und im Job ist grad eh alles ungewiss...

Hat das jemand von Euch auch schon erleben müssen, dass sich die vorsogliche Starhelntherpie am Kopf, so negativ ausgewirkt hat???

Ich sende allen Betroffenen, Angehörigen und sont irgendwie Beteiligten liebe Grüße, viel Kraft und Durchhaltevermögen.

Bedanken möchte ich mich für den Zuspruch und die aufmunternden Worte hier, wenns manchmal nicht mehr ging, hab ich als hier noch mal gelesen, auch wenn es nichts zu schreiben gab, weil ich ja nicht "Das Chemotagebuch Teil V" hier reinsetzen wollte.

Wichtig war für mich die Erkenntnis: Nicht ICH bin erkrankt sondern meine Mama. Ich bin dazu da das Umfeld zu ebnen und sie zu unterstützen...solange es geht und ich/wir es können.

Leider ist jetzt der Punkt erreicht, wo es eben alleine nicht mehr gehen wird....wir müssen uns über kurz oder lang Hilfe holen...dabei macht sich eine andere Traurigkeit breit, eine weitere Form der Hilflosigkeit...

Sind eigentlich hier Kraftausdrücke erlaubt? Dann wär hier jetzt die Stelle wo ich ganz groß ******* schreiben würde..

LG @ all

Hansi

Geändert von grenzbaer (26.07.2010 um 12:43 Uhr)
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