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Alt 03.08.2010, 13:24
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anthierry anthierry ist offline
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Standard AW: Bitte Daumen drücken für anthierry!

Ich weiß, ihr Lieben, bin eine echt treulose Tomate... Aber den Grund kennt ihr ja. Es fällt mir momentan wirklich schwer mich zu etwas aufzuraffen.
Vielen herzlichen Dank für eure lieben Wünsche, PN's, Anrufe, E-Mails etc.
Das tut gut und ihr wißt ja, auch wenn ich mich hier kaum noch melde, sind meine Gedanken immer bei euch.
Tja, was soll ich schreiben...irgendwie ist mein Kopf immer leer
Man hat sich gerade einen Satz "zurechtgelegt" - schwups isser weg...
Seit meiner Kopfbestrahlung hab ich den Eindruck immer weiter zu verblöden. Klingt jetzt zwar krass, aber es tröstet mich momentan auch wenig wenn meine Freundinnen meinen sie wären auch vergesslich. Das hier fühlt sich a n d e r s an. Ich hänge momentan in einer solchen Depriphase rum, bin schlapp, antriebslos, nur müde. Das macht mich wütend, ich will da raus! Das passt nicht zu mir! Ich möchte meine Zeit nutzen die ich noch hab und nicht dösig und lustlos auf der Couch rumlungern. Habe erst gedacht mein Hb-Wert ist wieder im Keller und deshalb bin ich so schwach auf den Beinen - aber nö - der ist erfreulicherweise besser denn je - nämlich bei 12,5. Gott - wann hatte ich das letzte Mal so einen traumhaften Hb-Wert?! Beruhigend dabei ist, dass so momentan auch nix am bluten ist. Die Peritonealkarcinose hat sich ja nach der kurzen Chemopause zurückgemeldet und diesmal wieder ein Stück weiter ausgebreitet - nämlich auf der Leberkapsel.
Meine "Arschruhe", die ich jahrelang hinsichtlich des Krebses hatte, ist seit dem letzten Oktober Angst und Unruhe gewichen. Jetzt ist bei mir angekommen, dass es kein Entrinnen gibt, die Abstände immer kürzer werden, mir die Zeit davonrennt. Gut - ich schlucke mein XELODA brav 2x am Tag und stelle mir vor es wirkt wie Coregatabs und löst den Bauchfellkrebs einfach auf.
Aber trotzdem werde ich meine innere Unruhe nicht los, ich habe einfach zu viel Angst vor dem was kommt wenn es nicht hilft - zu gut sind mir noch die Wochen von Oktober bis Januar in Erinnerung, wo es eigentlich jeden Tag soweit hätte sein können. Meine Onko meinte, so akut wie damals ist es noch nicht und wenn Xeloda wirkt, kann man dieses auch über einen langen Zeitraum geben. OP ist nicht möglich - mich ärgern ja die beiden Eierstocktumore - der kleine weniger. Alles ist ja miteinander "verbacken" und wenn die Karcinose voranschreitet, verkleben sämtliche Organe miteinander und geben irgendwann ihre Funktion auf - gruselig der Gedanke. Wie besessen beobachte ich meinen Bauch - ob der Aszites - die ja auch wieder vorhanden ist. Manchmal nimmt es mir die Luft, aber der Aszites ist diesmal vorrangig im Unterbach - noch. Und wie sich das annähernd anfühlt, habe ich ja bereits erfahren. Aber meine Schutzengel sind bisher sehr zuverlässig gewesen und vielleicht holen sie mich auch jetzt wieder aus meinem Tief
Ansonsten halten sich die Nebenwirkungen von Xeloda in erträglichen Grenzen - naja, nehme es ja auch erst 2 Wochen. Die unterschwellige Übelkeit ist noch da, der Appetit gering, der Magen wahrscheinlich auf Minigröße geschrumpft (nach einem Joghurt hab ich das Gefühl ein halbes Schwein intus zu haben). Aber ich kann essen und es bleibt drin! Stoffwechsel klappt auch wieder - eigentlich ist doch alles zufriedenstellend...
Ein paar Härchen wachsen auch wieder - zwar ziemlich seltsam und unterschiedlich (sehe aus wie Bert aus der Sesamstraße) aber immerhin. Das sollte doch die Laune heben. Seit einer Woche habe ich Schmerzen in der operierten Seite, das CT hat aber nichts dahingehend gesehen. Aber ich kann dem Frieden nicht mehr trauen - und meinem Körper auch nicht.
Warum kann ich mich einfach nicht mal wieder aufrappeln? Warumwarte ich darauf, dass es wieder schlechter wird? Warum horche ich nur noch in mich hinein und werde bei jedem Zipperlein panisch? Ich will meine LmaA-Einstellung zurück!
Es tut mir leid, dass ich euch jetzt so zugemüllt habe. Würde lieber "Esprit versprühen". Aber wenn ich dann von meinem Umfeld immer nur höre "du musst kämpfen, nicht aufgeben!" - ja, was mache ich denn schon fast 7 Jahre???!!!! Darf mir nicht mal die Puste ausgehen?

Meine Gedanken und Wünsche begleiten euch weiterhin, immerhin habt ihr doch selber zu kämpfen - der Eine mehr - der Andere weniger.
Ich wünsche euch allen erfolgreiche Therapien und Mut und Zuversicht - für mich immer noch ein sehr wichtiges Heilmittel.
Ganz liebe Grüße
Eure Anja
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Erstdiagnose Jan. 2004
pT4a(mf)pN2a (5/6) M1 G1-2 ER 80% PR 80% C-erb Score 1+) Ablatio links, 6 Knochenmetas - Rezidive 2007 und 2009
Krebs ist nichts für Feiglinge. Krebs ist eine Erfahrung, auf die ich gern verzichtet hätte.