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Alt 10.09.2010, 11:03
Sandkorn Sandkorn ist offline
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Standard AW: Lebertumor Inoperabel - Lebenserwartung???

Hallo Sternenkind!
Zu aller erst, mach Dir kein Kopf über die länge deiner Beiträge schreib einfach, was Du auf dem Herzen hast, ich lese gerne, auch wenn es schlimme Umstände sind, ich denke so ergeht es vielen hier.
Es tut mir so sehr leid, dass du nun in solch einer Situation bist. Ich kann Dir meine Geschichte, bzw die meines Vaters läutern.. es wird Dir aber nicht gefallen aber vieleicht kannst Du Dich dadurch ein wenig darauf einstellen, was auf euch zukommen kann, es tut mir wirklich sehr, sehr Leid für euch

Mein Papa hatte schon seid ich denken kann Probleme mit Bluthochdruck und musste auch wegem Zucker aufpassen, im Januar war er das letzte mal zur Kontrolle, lies sich immer ausgiebig untersuchen, aber es gab (wohl) keine Auffälligkeiten.

Ich bin dieses Jahr auch aus allen Wolken gefallen, als ich erfuhr, dass mein Papa Krebs hat.
Zumal, wenn man sich erkundigt, liest man das der Krankheitsverlauf sehr sehr schnell gehen kann, anderst als bei vielen andern Krebsarten.
Obwohl ich quasi wusste das es so schnell geht, wollte ich es nicht wahrhaben. Im Mai diesen Jahres kam die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs und Metastasen auf der Leber. Er hatte zuvor starken Durchfall und verlor in kurzer Zeit sehr viel an Gewicht. Angefangen hatte es mit Schmerzen im rechten Oberbauch, anfang April.

Die erste Zeit gieng es ihm "den umständen entsprechend" gut, wie er selbst sagte. Hatte wenig Schmerzen, nur das Essen machte ihm zu schaffen, da er einfach keinen Appetitt hatte. Operation kam bei ihm nicht in Frage, die Ärzte sagten nur "man müsse den Fuß zwischen Tür und Angel stecken" was durch die Blume gesagt heissen sollte, dass man versucht das Wachstum zu stoppen, von Heilung war nie die rede.
So bekam er eine Ambulante Chemo, die Anfangs auch prima klappte, abgesehn von Durchfall und Erbrechen, ging es ihm gut.
Doch dann wurden seine Blutwerte so schlecht, das die Chemo ausgestezt wurde, das war mitte Juli, auch die Woche darauf waren seine Werte nicht besser, im Gegenteil.
Er bekam fürchterliche Gelbsucht, die nach ein paar Tagen wieder etwas besser wurde, aber leider nur kurzzeitig. Er musste dann 4 Tage im Krankenhaus bleiben, da er sehr schwach war (hatte ja seid wochen fast nichts gegessen!). Zudem hatte er Wasser in Beinen, Händen und Bauch.
Nach einem erneuten CT, wurde fetsgestellt, dass die Leber nun überwuchert war von Metastasen. So wurde er wieder entlassen mit der traurigen Gewissheit das man nichts mehr für ihn tun kann. (Total gemein, er wartete auf meine Mutter die ihn abholte und da sagten die zu ihm ob er nicht im Wartebereich auf sie warten könne, sie bräuchten das Zimmer. Er war doch so schwach, was ist das denn bitte für eine Zumutung?!?)
Ich war total überfordert, konnte einfach nicht glauben, dass er einfach aufgegeben wurde. Ich besuchte Ihn täglich, und musste leider sehen, dass er Tag für Tag abbaute, seine Stimmung, war auch jeden Tag anderst. Als ich ihn Sonntags im KH noch besucht hatte, war er etwas mürrisch, meckerte an allem rum, Ärzte, Schwestern und natürlich auch an mir.
Am Dienstag, seinem Entlassungstag ging er sehr Offen mit der Krankheit um, sprach darüber. Am Mittwoch klärte er noch sämmtliche Angelegenheiten mit Versicherungen und sonstigem ab. Als wüsste er, dass er nun nicht mehr viel Zeit hatte, sogar seine geliebte Modell-Eisenbahn hatte er versorgt, dass diese in gute Hände abgegeben wird.
Leider stellte sich dann erstmal die Krankenkasse in den Weg und sagte, dass das beantragte Krankenbett etwa 6 (!!!) Wochen ginge bis er es bekommt, welch Zumutung! Glücklicherweise wurde meine Familie von einem sozialen Projekt unterstützt, die sich sehr für ihn einsetzte. So zahlte er das Bett vorerst aus eigener Tasche (etwa 500€, was ist das im vergleich zur Chemo??) und es stand bereits ein Tag später im Wohnzimmer. Ich möchte nicht wissen wie es gewesen wäre, wenn er dieses nicht so schnell bekommen hätte
Er wurde täglich schwächer, hatte ungalubliche Mundtrockenheit, was es schwer machte, ihn zu verstehen wenn er etwas sagte (hab ihm dann ein spray aus der Apotheke geholt, das half recht gut, hätte es ihm nur schon früher besorgen sollen..)
Anfangs konnte er selbstständig zur Toilette, später benutze er einen "ambulanten" Stuhl(weiss nicht wie ich das sonst beschreiben soll), an einem Tag wollte er sich auch nicht mehr waschen, an diesem war er sehr deppresiv, lag mit Tränen in den Augen im Bett und starrte die Decke an.
Am nächsten, lies er sich von meiner Mutter pflegen, was uns sehr freute.
Er war ständig müde und schlief sehr viel, täglich mehr. So kam ich ihn am Freitag besuchen, wusste gar nicht was ich sagen soll, was ich mit ihm reden kann, wollte ihn ablenken wusste aber nicht wie. Heute wüsste ich soviel was ich ihm sagen hätt können..
Am Samstag schlief er fast den ganzen Tag, auch wenn man mit ihm sprach fielen ihm immer wieder die Augen zu.
Am Tag darauf bekam ich einen Anruf meines Bruders, er sagte, dass meine Tante angerufen hatte, wir sollen schnell kommen, das taten wir dann auch (wohnen beide etwa 40km entfernt) und ich war sehr schockiert als ich ihn sah, so hilflos standen wir da, er schlief die ganze Zeit, wenn er kurz wach wurde, lächelte er uns an, sagte dann aber nichts und fiel sofort wieder in tiefen Schlaf. Er bekam mittags ein Morphin Pflaster, da er an diesem Tag Schmerzen im Bauch hatte. Auch seine Hand schmerzte, wenn man sie Anfasste, da die Wunde von der Infussion nicht abheilen wollte und ständig nässte.
Seine Schwester und seine Tante waren (fast) den ganzen Tag bei ihm, sie lasen ihm aus der Bibel vor, so dass mein Vater einige Zeit später (etwa eine halbe stunde nachdem sie lasen) kurz fragte ob der Pfarrer da gewesen wäre.
Die letzten Stunden, so schien es mir, führte er eine Art Diskussion, ich denke es war jemand da, der ihn abholen wollte, aber er wollte noch nicht gehen. (das denke ich, obwohl ich keineswegs christlich bin).
Meine Tanten gingen nach Hause und es dauerte ab da nicht mehr lange..er kniff beide Augen fest zu und sah unglaublich traurig aus, dann hatte er kurze Atem aussetzter.... bis der letzte kam.
Ich bin sehr froh dass er dennoch wenig Schmerzen den gesammten Krankheitsverlauf hatte, auch wenn ich tief traurig bin, meinen Vater verloren zu haben.
Ich hatte davor noch nie einen derartigen Trauerfall, mein Opa starb, als ich in der 2. Klasse war, er war aber nie ein "vorzeige Opa" im Gegenteil, ich freute mich nicht sonderlich wenn er uns oder wir ihn besuchten, mein Onkel (Bruder meines Vaters) starb als ich 15 war, und ihn schon einige Jahre nicht mehr gesehn hatte.
Nur mein Nachbar, mit dem mein Vater gut befreundet war, öfters gemeinsam im Urlaub und regelmäsig zum Wandern ging, ist im vorigen Jahr an einem Gehirn Tumor gestorben (er kämpfte 1 1/2 Jahre) was mich und meine Familie sehr traurig stimmte.
Aber meinen eigenen Vater zu verlieren in so kurzer Zeit, damit hatte ich niemals gerechnet. Ich bin nicht verheiratet, habe keine Kinder und wenn ich daran denke, dass meine zukünftigen Kinder niemals ihren Opa kennen lernen werden macht es mich sehr, sehr traurig.
Mein Vater ist nun seid einem Monat tot, ich war "stark" als er ging, bin froh dass er nicht viel leiden musste, aber jetzt komm ich immer weniger damit klar, ich weine täglich..immer mehr..ich kann es noch nicht verarbeiten das er wirklich fort ist. Es tut so unglaublich weh.
Ich weiss nicht wie es meiner Mutter ergeht, sie ist immer recht fröhlich gestimmt, weint nicht in unserem dasein, nur einmal, als ich ihr Sprüche für die Danksagung letzte Woche gab. Am Grab musste ich so sehr kämpfen nicht in tränen auszubrechen während sie und mein Bruder ganz tapfer daneben standen.
Ich weiss, es ist okay wenn ich weine, aber ich möchte weiterhin stark sein, auch für sie.. wir haben immer gesagt wir schaffen das gemeinsam. Aber solangsam denke ich, zerbreche ich daran.

Ich möchte allen Angehörigen raten, die mit solch einer Diagnose konfrontiert werden.. hofft das aller beste aber rechnet mit dem schlimmsten..
sagt, was ihr schon immer sagen wolltet, auch wenn es "nur" ein "hab dich lieb" ist das sonst vieleicht selten über die Lippen gekommen ist, seid für den/die Betroffene/n da, versteht wenn er /sie schlecht gelaunt ist und viel meckert, nehmt es nicht persönlich und seid nicht beleidigt, helft wo ihr könnt, ob es nun zur körperlichen Verfassung beiträgt oder zur seelischen, aber nutzt die Zeit, die ihr habt, auch wenn es sehr schwer ist, der Tag wird irgendwann kommen an dem alles zu spät ist.

Ich wünsche euch allen ganz viel Kraft, viel zusammenhalt in der Familie und vorallem noch viele schöne Tage mit den Betroffenen.

Liebe Grüße

Du bist nicht mehr da, wo Du warst
aber Du bist überall, wo wir sind.
Der Mensch wird nicht sterben,
solange ein anderer sein Bild im Herzen trägt
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