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Alt 16.09.2010, 09:43
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Sternkind Sternkind ist offline
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Standard AW: Lebertumor Inoperabel - Lebenserwartung???

Hallo Sandkorn,

das ist superlieb daß du dich nach mir erkundigst - hab' mich riesig darüber gefreut

Als meine Mama am Freitag in die Klinik kam, saß mein Papa bereits mit gepacktem Koffer auf seinem Bett! Sie hatte nicht mal mehr die Möglichkeit mit den Ärzten zu sprechen Ich hatte meinen Eltern Abends dann geholfen die ganzen Medikamente zu sortieren mit Einnahmemenge und -zeit. Meiner Mutter geht es jetzt wieder etwas besser, da mein Papa wenigstens wieder zuhause ist. Dieses Jahr im Juli haben sie goldene Hochzeit gefeiert und waren wirklich ein Leben lang immer nur zusammen, sie ist nervlich am Ende und ich versuche sie und natürlich meinen Papa zu unterstützen und da zu sein wo es nur geht. Ich habe mich mittlerweile wieder etwas gefangen und gehe das ganze zusammen mit meinem Papa sehr rational an - muß an den Genen liegen - er zeigt mir alle wichtigen Unterlagen, wo was liegt, was getan werden muss etc. Er ist dazu momentan zwar noch in der Lage das selbst zu machen, aber auch er weiß ja nicht wie lange das noch so geht.

Zu seinem gesundheitlichen Zustand: die Ärzte im Krankenhaus hatten ihm Medikamente zur weiteren Entwässerung gegeben, was jetzt dazu führte daß er fast schon ausgetrocknet war, seine Hausärztin hat diese jetzt wieder abgesetzt. Sein Blutdruck war auch total im Keller, was auch erklärte weshalb er immer furchbar erschöpft und müde war, ich hoffe das gibt sich jetzt wieder etwas. Das Medikament zur Verhinderung des Tumorwachstums kann er z.Zt. noch nicht einnehmen (ich weiß leider deshalb immer noch nicht was es sein wird Nexavar o.anderes?!) da er noch immer gelb ist, erst wenn er wieder "normal" ist, bekommt er es verschrieben. Meine Eltern werden jetzt aber noch einen zweiten Arzt konsultieren, diesen Tip haben Sie von unserem Apotheker. In der Uniklinik Tübingen muß es wohl einen Spezialisten hierfür geben und dort möchten Sie noch eine weitere Meinung einholen. Ich denke, schaden kann es nicht, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, daß dieser etwas anderes feststellen wird. Was meinst du?

Ich habe mich mit diesem blöden Gefühl im Magen das mich nun immer begleitet, zumindest etwas arrangiert, das Leben geht wohl oder übel trotzdem weiter. Ich zucke nur zusammen wenn ein Anruf zu einer untypischen Zeit kommt oder in manchen blöden Situationen wenn ich mich an etwas erinnere das mit meinem Papa zusammenhängt breche ich kurz in Tränen aus. Diese Ungewissheit eben nicht zu wissen wieviel Zeit wir noch haben und was noch auf uns zukommen könnte blende ich einfach aus, sonst werde ich wahnsinnig.

Deine Geschichte geht mir auch immer noch sehr nah. Ich weiß nicht welche tröstenden Worte ich für dich finden könnte...als Kind habe ich mir immer gedacht, daß ein Mensch der einem sehr nah war, doch nicht einfach von dieser Welt verschwunden sein kann (damals meine Oma) ich hab mir dann immer vorgestellt, daß sie wenn auch unsichtbar, noch immer bei mir ist, sieht was ich mache, bei wichtigen Ereignissen dabei ist etc. Ich habe manchmal mit ihr gesprochen und sie so immer noch ein Stückweit in mein Leben mit einbezogen. Das hat mir sehr geholfen, sie war so quasi ja immer noch ein bißchen bei mir. Im Laufe der Zeit hat das dann nachgelassen, wobei ich immer noch hoffe, daß sie mich sieht - es gibt schließlich mehr zwischen Himmel und Erde als wir wissen. Das lasse ich mir, als ansonsten sehr rational denkender Mensch, einfach nicht nehmen... Vielleicht hilft mir dies dann auch wenn es bei meinem Papa mal soweit sein sollte.

Ich kann es total verstehen, daß es dich wahnsinnig traurig macht, daß, wenn du einmal Kinder hast, diese ihren Opa nicht mehr kennenlernen können. Mir geht es so, daß ich es traurig finde, daß mein Papa nicht mehr miterleben wird wie meine Kinder ihren Schulabschluß, Führerschein oder was auch immer machen. Aber sie hatten ihren Opa immerhin viele Jahre und er hat sich viel Zeit für seine Enkelkinder genommen. Du trägst deinen Papa im Herzen, dann erzähle deinen späteren Kindern von ihm, was für ein besonderer Mensch er war, erzähle von tollen Dingen die ihr erlebt habt, wie er war, was er dachte, was ihm Freude machte - damit sie das Gefühl haben, sie hätten ihn gekannt. Er ist ein Teil von dir und durch dich lebt er weiter und wird nie vergessen.

Ganz, ganz liebe Grüße an Dich, drück' dich ganz doll
Sternkind
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