Einzelnen Beitrag anzeigen
  #72  
Alt 20.04.2004, 07:54
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Psyche und Partnerschaft

Hallo Sterni...die Erste..,

mit großer Aufmerksamkeit habe ich hier dieses Austausch gelesen. Was zu tun ist und ob Männer generel so reagieren weiß ich nicht. Ich möchte jedoch kurz von meiner eigenen Erfahrung berichten.

Ich hatte eine Beziehung auf Distanz. Will heißen mein Freund/Partner wohnt sehr weit weg. Uns trennten hunderte Kilometer. Trotzdem hielt die Liebe sehr lange und für mich war es die glücklichste Partnerschaft meines Lebens. Bis irgendwann...stimmte etwas nicht mehr. Was...ich konnte es nicht erklären. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon meinen Knoten in der Brust ertaste, wartete auf weitere Untersuchen. Die Untersuchungen ergaben "negativ" kein auffälliger Befund. Doch ich wußte das stimmte was nicht. Denn in der Form wo mich anfing meine Beziehung zu belasten, dieses Gefühl "zwischen uns stimmt was nicht" wuchs mein Tumor.

Dann drei Monate später bei einer Biopsie die Diagnose "Krebs". Ich war wie erschlagen, wußte einfach nicht was ich machen sollte. Den Mann den ich brauchte, wo es nicht mehr so stimmte, weit weg. Keiner der mich in den Arm nahm (außer natürlich Eltern), niemand mit dem ich meine Angst besprechen konnte. Denn es stand auch von Anfang an fest aufgrund der Größe des Tumors das amputiert wurde.

Die Nacht nach der Biospie war für mich die schlimmste Nacht meines Lebens, aber auch die entschlußfreudigste. Morgens in aller Herrgottsfrühe schieb ich meinem Freund einen Brief und beendete unsere Beziehung. Er hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal bei mir erkundigt was die Untersuchung ergeben hatte und mir war klar das ich auf dem schweren Weg den ich zu gehen hatte keine Hilfe von ihm erwarten durfte.

Dieser Schritt der Trennung war das Beste was ich tun konnte. Hier konnte ich nun meine Kraft bündeln, mich dieser Krankheit stellen und nicht noch die bange Frage "kommt er, kommt er nicht", darf ich ihn "belästigen" mit meinen Gefühlen. Werde ich ihm noch gefallen so amputiert.

In der Anschlußheilbehandlung haben wir einmal über das Verhältnis Krebs und Probleme diskutiert. Viele Frauen (Männer waren kaum anwesend) stellen fest das sich der gesundheitliche Zustand unter großer psychicher Belastung verschlimmert hat. Auch ich bin fest davon überzeugt das meine Partnerschaftsprobleme nicht den Krebs verursacht haben, aber zumindest die Schnelligkeit des Wachstums.

Nach der Trennung konnte ich durchatmen. Habe mich auf die Chemo, dann OP und anschließende Bestrahlung konzentrieren können und alles sehr gut überstanden. Das ich ihm nicht das bedeutet habe was ich mir gewünscht hätte zeigte sich darin das er nicht einmal - nur aus Freundschaft - nachgefragt hat wie es mir geht.

Es war für mich ein schwerer Weg und auch einen ebensolche Entscheidung doch sie hat mein Leben postiv langfristig geprägt.

Wünsche dir alle Gute und die Kraft eine Entscheidung zu treffen die DIR guttut.

Liebe Grüße
Brigitte
Mit Zitat antworten