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Alt 30.11.2010, 19:44
patafix patafix ist offline
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Standard AW: Mein Mann hat Hodenkrebs

Hallo Sternchen,

danke für das Kompliment, das nehme ich gerne an :-) Mir hat es Spaß gemacht, dass alles mal runterzuschreiben.

Ich bin rückblickend ganz froh, dass ich mich anfangs kaum im Internet umgetan habe. Mir hat der Wikipedia Artikel mit den angegebenen _Heilungs_raten Zuversicht gegeben und auch die Erstreaktion meines Urologen ("Junger Mann, sie werden irgendwann sterben, aber nicht am Hodenkrebs. Sogar der Armstrong wurde geheilt und der war voller Metastasen.") hat mich nie wirklich zweifeln lassen. Außerdem bin ich halt so eingestellt, dass ich mir über wirkliche Probleme erst dann Gedanken mache, wenn ich damit konfrontiert bin. Wenn mich in zwei Jahren Metastasen erwischen, muss ich in den sauren Apfel beißen und noch mal durch vier Zyklen (was ich mir nicht wünsche; und wenn, dann diesmal in einem KH mit besserer Kantine).

Insgesamt war ich, in meinem Umfeld, derjenige, der sich am wenigsten Sorgen gemacht hat. Für meine Frau und meine (Schwieger-)Eltern war die Diagnose viel heftiger, sie haben alle ein paar Wochen länger gebraucht, um die Diagnose auch gefühlsmäßig einzuordnen.

Was mich am ersten Tag des stationären Aufenthalts emotional umgeworfen hat, war die Erkenntnis, dass mir niemand, wirklich niemand, die Entscheidung abnehmen wird, wie ich mich behandeln lasse. Und dass die Entscheidung für 1x PEB richtig ist. Dass ich der Einzige bin, der die Entscheidung zu verantworten hat. Dass ich damit leben muss und dass ich mit der Entscheidung soweit im Reinen sein muss, dass ich mir in zwei Jahren keine Vorwürfe mache. Nachdem ich mir dessen bewusst war, war es einfacher für mich. Ich habe dazu auch ein wenig in dem 1xPEB vs. 2xPEB Thread geschrieben.

Was ich oben noch vergessen habe: vor der OP und vor der Chemo habe ich meine Spermien untersuchen lassen. Vor der Chemo habe ich mich zu einer Kryopkonservierung entschieden, d.h. eine, ähm, Ladung Samen wurde eingefroren (edit: der "Abgaberaum" war klasse, da kann man vermutlich Romane drüber schreiben; ich habe noch nie sowas unerotisches erlebt und war ganz glücklich, dass mechanische Reizung zumindest für die notwendige körperliche Reaktion ausreicht). Das Ganze muss man privat zahlen; ca 200 Euro gingen ans Krankenhaus, die Kryokonsevierung kostet auch so was wie 350 Euro im Jahr. Im besten Fall sind dass über die kommenden drei Jahre gut 1000 Euro "für nix", im schlimmsten Fall ist das die Familienplanungsversicherung. Mal schauen, ob die Kosten wenigstens steuerlich absetzbar sind.

Zum Thema Farradfahren: ich habe einen Freund, der Mediziner ist, nach der ambulanten Behandlung gefragt und er hat dieses Bild gebraucht. Mein Ironiedetektor war in der Woche gerade kaputt und ich habe ihm das echt geglaubt. Ich war _wirklich_ überrascht als ich aufgewacht bin. Und jetzt, wo ich darüber nachdenke, bin ich über meine Überraschung überrascht, weil es von außen betrachtet irgendwie plausibel ist, dass mann hinterher im Schritt ein wenig eingeschränkt ist. Gut, dass meine Frau nicht zugelassen hat, dass ich mit dem Fahrrad zum Urologen bin *lach*

Alles wird gut! :-)

P*

Geändert von patafix (30.11.2010 um 19:47 Uhr)
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