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Alt 01.06.2002, 20:30
Gast
 
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Standard Wie kommt der Tod?

Hallo!

Conny, auch von mir mein herzliches Beileid. Ich habe hier im Forum kaum etwas geschrieben, lese aber schon sehr lange mit. Dein Vater hatte einen sehr schönen Tod.

Mein Vater ist gestern Morgen um 9:15 verstorben. Er hatte leider keinen schönen Tod. Er wollte nicht gehen und hat die ganze Nacht gekämpft und nicht losgelassen. Es war einfach furchtbar. Meine Mutter und ich saßen die ganze Nacht an seinem Bett und haben seine Hand gehalten und ihn auf seinem so schweren Weg begleitet. Er ist gerade mal 60 Jahre alt geworden. Er hatte ein kleinzelliges Bronchialkarzinom und 2,5 Jahre gekämpft. Er hat nie seinen Optimismus verloren und nie über sein Leid und seine Schmerzen geklagt. Er war so furchtbar tapfer. Und obwohl ich die ganze Zeit wusste das es bald zu Ende gehen wird, kam es doch plötzlich. Er ist noch rumgelaufen und hat alles selbst gemacht, obwohl er durch seinen Gewichtsverlust schon so schwach war. Und dann war er am Donnerstag durcheinander, hatte auch Schmerzen und war so unruhig. Ich wollte gleich am nächsten Morgen hin und hatte noch vergeblich versucht ihn telef. zu erreichen... Freitag um 23:00 Uhr rief das Krankenhaus an. Nachdem er 3 Mal noch zu sich kam und um Luft und Leben rang, bekam er Morphium. Ab da hat er dann nur noch geschlafen und seine Atemzüge wurden immer langsamer. Nach einer halben Ewigkeit war es dann sein letzter Atemzug. Ich kann es nicht so recht begreifen. Ich bin traurig und habe auch in der Nacht sehr viel geweint, aber ich bin auch auf der anderen Seite sehr gefasst Es ist, als wäre das gar nicht mir passiert und als hätte ich einen schlimmen Film gesehen. Und bei den ganzen furchtbaren Ereignissen bin ich trotzdem froh dabei gewesen zu sein. Ich habe mich im selten so nahe gefühlt und ich glaube auch, daß er es gespürt hat. Am Anfang hat er uns erkannt. Als er zu Bewußtsein kam, hat er sich in die Arme meiner Mutter gelegt - wollte gehalten werden. Auch nahm er meine Hand und führte sie noch mal zu seinem Mund. Er sah so zerbrechlich aus. Aber wenn ich mir vorstelle, er hätte dort allein gelegen, dann wäre das das allerschlimmste für mich. Ich hatte so gehofft er würde einfach einschlafen!

Ich hoffe ich habe mit meinem Bericht niemandem Angst gemacht, aber ich kann so ein schlimmes Erlebnis auch nicht einfach schönreden. Wenn ich noch einmal in der Situation stecken würde - ich wäre wieder dabei. Es ist einfach ein so intensiver Abschied.

Ich bin zwar kein sehr gläubiger oder spiritueller Mensch, aber ich glaube daran, daß er viele Menschen wiedersieht und das er wiedergeboren wird und das der Tod selbst gar nicht schlimm ist. Man hört ja immer wieder von dem Licht, dem Tunnel und diese Zufriedenheit. Ich wünsche es ihm! Es ist einfach viel tröstlicher an sowas zu glauben, als alles beiseite zu schieben und nüchtern zu betrachten.

Ganz liebe Grüße
Daniela
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