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Alt 14.01.2011, 18:15
Moppel125 Moppel125 ist offline
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Standard AW: Die letzten Tage mit meiner Mutter

Hallo diegoshaft,
ich glaube alle, die hier mitlesen, können Deine Gefühlswelt verstehen und schicken Dir ihre Kraftpakete für die nächsten Tage. Diese unsägliche Ohnmacht, vor dem Krankenbett zu stehen und nichts mehr gegen den herannahenden Tod unternehmen zu können. Diese bohrenden Fragen ob auch alles gesagt und getan ist.
Als ich Deinen Thread hier las dachte ich Du beschreibst meine Mutter. Dieses nicht abhusten können, das ewige Schleim absaugen und auf alles keine Reaktion bekommen. Die letzten Tage lag meine Mutter auch nur noch abwesend im Bett. Sprechen konnte Sie nicht mehr und ob sie mich überhaupt noch erkannt hat??? ich weiß es nicht.
Irgendwann haben uns dann die Ärzte beiseite genommen und gefragt ob sie die Maschinen abstellen und die Medikamente absetzen sollten die sie noch am Leben hielten.
Ich durfte in ihrer letzten Stunde bei ihr sein, habe ihren Kopf gehalten und ihr immer wieder gesagt dass alles erledigt ist, alles gesagt worden ist und sie in Ruhe und Frieden gehen kann. Ich glaube dass dieses anwesend sein, mich bewußt von ihr veabschieden können, für meine spätere Trauer ungemein wichtig war. Obwohl ich die Tage vor ihrem Tod schon immer gesagt hatte dass der liebe Gott, wenn er denn ein ganz klein wenig lieb nur ist, sie endlich gehen lässt und von ihren Schmerzen erlöst. Und dieses Wissen, dass sie nun nicht mehr vor Schmerzen brüllt, nur weil man ihr den Kopf zum trinken anheben will; dass sie nicht mehr mehrmals in der Woche zur Dialyse gefahren werden muß, die unzähligen Krankenhausaufenthalte....sie ist davon erlöst worden.
Sie fehlt, sie fehlt jeden Tag wo ich zu meinem Vater runter gehe und nicht mehr das Pflegebett an seiner Stelle steht. Sie fehlt jeden Dienstag um 20.20 Uhr wo sie gestorben ist, und an jedem 17ten jeden Monats. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass sie immer in meiner Nähe ist. Und vor allem, dass, egal wo sie jetzt ist, sie keine Schmerzen mehr hat und es ihr besser geht.
Auch ich habe nicht sehr oft und sehr heftig wegen dem Tod meiner Mutter geweint. Direkt hier über meinem Monitor steht ein Bild von ihr, aufgenommen wenige Wochen vor Ihrem Tod. Und ich muß eigentlich eher grinsen wenn ich darauf schaue als dass ich in Trauer verfalle. In dem tiefen Glauben dass sie ihre ganzen Krankheiten nun nicht mehr ertragen muß.
Sprich mit Deiner Mutter. Sag ihr wie sehr Du sie magst, erzähl ihr auch wie Du Dich selber fühlst. Berühre sie; auch wenn Du auf keine Deiner Aktionen eine Reaktion erhältst die Du erkennen kannst. Ich bin sicher dass Deine Mutter Dich hört und fühlt. Verabschiede Dich in Liebe und ohne Angst, es wird ihr den bevorstehenden Weg erleichtern.
Ich bin froh, dass ich diese Erfahrung jetzt aus bereits 14 Monaten Vergangenheit betrachten kann, ich wünsche Dir, Deiner Familie und Deiner Mutter für die nächsten Tage viel Kraft.
Lieben Gruß
Micha
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