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Alt 14.03.2011, 16:58
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Dorathea Dorathea ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Suizidgedanken

Hallo Sandra

Schleppend langsam und zugleich so schnell, dass ein Wimpernschlag wie ein Tag erscheinen kann.

So habe ich die letzten Wochen meiner Oma wahrgenommen.

Zu langsam, denn ich habe mir gewünscht, dass ihr Ende schnell und im Schlaf kommen sollte.. doch das Gegenteil war der Fall, zumindest habe ich es wo wahrgenommen.

Wenn ich bei ihr war, habe ich mich ohnmächtig gefühlt und Angst gehabt dass jeder Atemzug ihr letzter wäre. Ich wollte nicht dabei sein.

Ich wollte nicht mitbekommen wie sie stirbt. Sie nichteinmal sehen, als es dann so weit war.


Und doch war es so schnell. Zu schnell, als das alles,was man noch hätte sagen wollen, in Worte hätten zusammengefasst werden können.


Sie lag in ihrem Bett, die Bilder ihrer verstorbenen Söhne neben sich, das Bild ihres Mannes und das meiner Schwester.
Die Gesichter derer die sie, wie sie sagte, wiedererkennen wollte, wenn sie sie "abholen".


Ich finde den Gedanken, Bilder hinzustllen beruhigend, denn selbst wenn man nicht körperlich anwesend ist, so ist man doch auf eine Art und Weise da, die vieleicht mancher Leser nicht nachvollziehen kann.

Vieleicht war ich damals feige, als ich sagte, dass ich es nicht mitbekommen will, aber ich konnte es nicht.
Ich wollte es nicht.
Jeden Tag, den ich im Krankenhaus bei ihr war, und sie lag neben der Station, auf welcher ich arbeitete.. jedesmal war mir übel.

Ich bin 24 Jahre alt und habe mir gewünscht, dass meine Mama bei mir wäre, wenn ich zu meiner Oma gegangen bin, um ihr kurz "hallo" zu sagen.
Ich habe es auch ertragen, dass sie mich nicht erkannt hat, da sie wegen ihrer Hirnmetastasen halluziniert hat und die letzten 30 Jahre einfach "vergessen" hat.
Aber mehr konnte ich nicht.


Ich habe den größten Respekt vor Menschen wie dir, oder euch LEsern, die diesen Schritt gehen können und bei einem geliebten "Wanderer" sein können und wollen.




Ich empfinde es ähnlich erlösender wie du, Sandra, solche Texte zu schreiben, denn in Texten kann ich mich besser ausdrücken und meine Gefühle in Worte und Bilder packen, die vieleicht nicht jeder (auf Anhieb) versteht.
Wirre GEfühls- und Gedankensprünge, die sich mehr wie eine Einkaufsliste, als einen Brief lesen lassen.

Und doch tut es so gut. Und auch, wenn mein Post nicht hier hergehört und auf irgendeine Weise es doch wiederrum tut, schreibe ich. Und ich schreibe mir von der Seele was mir gerade durch den Kopf geht und die Erinnerungen wieder hervorholen, die sich, so dachte ich, eigentlich gut eingeigelt hatten.




Meinen ehrlichen Respekt und ebenso ehrliches MItgefühl an dich Sandra, deine Familie und all die Leser, die gerade das miterleben, was wir erleben, egal ob als Angehörige, Freunde oder BEtroffene.

Thea
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