Hallo ihr Lieben,
Da bin ich wieder einmal. Ich bin sehr schreibfaul geworden, aber irgendwie fehlt mir der Antrieb - die Tage plätschern dahin und ein Tag ist wie der andere - nein, doch nicht: mein Mann ist jeden Tag ein klein wenig schwacher.
Die letzte Chemo am 1. Juni habe ich euch in meinem letzten Posting geschildert. Seither hat sich leider nichts geändert, es war nicht nur das Chemotief. Er lag mehr oder weniger den ganzen Tag, mal hatte er Fieber, dann wieder nicht - mal schlief er fast 24 Stunden, dann konnte er wieder gar nicht schlafen. Was immer gleich geblieben ist, war seine Abneigung gegen alles Essen. Er hat sich selbst immer wieder gezwungen, es wenigstens zu versuchen, aber ich konnte fast zusehen wie die Bissen nach dem Schlucken wieder in die Gegenrichtung steuerten
. Inzwischen hat er auch mit der "Astronautennahrung" Probleme, er kann sie kaum noch schlucken, nicht weil er Schluckschwierigkeiten hätte, sondern weil ihn vor allem ekelt.
Die andauernde Appetitlosigkeit schlägt sich natürlich auch auf sein Gewicht nieder. Abnahme in 3 Monaten 16 kg. Heute hatte er noch 71 kg bei 187 cm und er hat Ärmchen wie ein 12jähriger. Es tut richtig weh, wenn man ihn sieht.
Somit liegt er jetzt - mit Ausnahme der 2 Tage Chemohoch - seit genau 6 Wochen mehr oder weniger den ganzen Tag auf dem Sofa, nur unterbrochen von einem kurzen Krankenhausaufenthalt wegen seiner Lungenentzündung und von ganz kurzen Ausflügen auf die Terrasse, die aber meistens nach 15 Minuten wegen totaler Erschöpfung wieder abgebrochen werden müssen.
Und manchmal meint er, dass er irgendwelche Arbeiten im und ums Haus noch selber machen muss, obwohl er kaum die Kraft hat, den Schraubverschluss einer Saftflasche zu öffnen. Letztens wollte er unbedingt beim Rasen mähen dabei sein und es hat mich fast zerrissen, ihn so zu sehen - mit seinem eingefallenen grauen Gesicht, seiner Luftnot und in seiner verzweifelten Erschöpfung, weil er schmerzhaft begreifen musste, dass er zu schwach zum zusehen ist
.
Am Abend quält er sich dann ins Bett, welches er in schöner Regelmäßigkeit nach spätestens 2 Stunden total nass geschwitzt hat. Und natürlich wollte er auch diesmal nicht ins Krankenhaus, obwohl ich ihn fast täglich gefragt habe, ob er sich nicht ein wenig aufpäppeln lassen möchte.
Aber heute war wieder Chemotermin - der 3. Zyklus mit Alimta. Ich habe innerlich gebetet, dass ihn die Ärzte im Krankenhaus behalten werden, um ihn wieder ein wenig aufzurichten. Und was soll ich sagen: meine Gebete wurden erhört! Er hat ein Schxxx-Blutbild, die Chemo bekam er aber trotzdem, flankiert von einer Blutkonserve und einem großen Beutel Glukose mit diversen Wundermittelchen drinnen - aber auch nur, weil sie ihn über's Wochenende zur Beobachtung da behalten können. Er wollte erst nicht, aber der Primar hat ihm klar gemacht, dass er dann die Chemo verschieben muss und dass er ganz dringend da bleiben sollte, es sind nämlich auch noch Entzündungswerte vorhanden, die evtl. noch von der Lungenentzündung kommen oder wieder eine neue Infektion bedeuten könnten.
Wenn er nun alles halbwegs toleriert und die Ärzte nichts dramatisches finden werden, kann er vielleicht am Montag wieder nach Hause. Ich hoffe, dass sie ihn bis dahin ein wenig auf die Beine bringen werden, damit wir den Sommer noch ein wenig miteinander genießen können - ich glaube fast, das wird unser letzter werden
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende, möglichst ohne Schmerzen und mit vielen schönen Momenten mit euren Lieben.
Liebe Grüße
Edith