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Alt 15.10.2004, 11:12
Gast
 
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Standard Meine Mutti stirbt-wie gehe ich damit um?

Hallo Gaby,
wie du an meinem Beitrag etwas weiter unten in der Liste sehen kannst, geht es mir gerade genauso wie dir. Meine Mutter (auch erst 63) hat sich vor 9 Wochen eine kleine Geschwulst unter der Brust entfernen lassen und danach sind die Tumore in ihrem Körper gewachsen, als hätte jemand mit dieser kleinen OP (mit örtlicher Betäubung!) den Startschuß dazu gegeben! Jetzt liegt sie mit angebrochenem Arm und gebrochenem Oberschenkelhals im Krankenhaus, weil ihre Knochen auch proös werden...
Meine Ma weiß, wie es um sie steht und ich fände es auch unfair, es sie nicht wissen zu lassen. Sie wird jetzt am Oberschenkel operiert und danach bekommt sie eine Schmerztherapie, damit sie ihre letzten Wochen oder Monate schmerz- und stressfrei zuhause verbringen kann. Sie möchte es so. Ich könnte es nicht ertragen, meiner Mutter zu verschweigen, wie es um sie steht und damit über ihren Kopf hinweg zu entscheiden, was mit ihr geschehen soll. Denn so kann sie für sich selbst sagen, was ihr in der Zeit, die ihr noch bleibt, tun und lassen möchte. Zumal ich glaube, das Todkranke es spüren, daß sie sterben werden und wenn man ihnen die Wahrheit verweigert, verunsichert man sie dadurch nur.
Bei ihrer Mutter (meiner geliebten Omi) war es vor 14 Jahren exakt dasselbe, sie hatte denselben Krebs, wie meine Mutter und sie wurde auch zuhause gepflegt. Es ist unglaublich belastend für die Familie, aber gleichzeitig auch schön zu wissen, man tut was man kann, man gibt die Verantwortung nicht einfach ab, man kümmert sich und man erfüllt der Mutter damit vieleicht ihren Wunsch.
Ich (30) bin sehr sehr verstört, ängstlich und traurig, auch wenn das hier jetzt ziemlich gefasst klingt, trotzdem möchte ich meiner Ma ihre letzten Wünsche nicht abschlagen.
Ich denke für dich und deine Mutter ist es jetzt am wichtigsten, daß ihr versucht, sie schmerzfrei zu bekommen. Denn Schmerzen bedeuten Stress. Und ich glaube nicht, daß eure Anwesenheit, wenn ihr sie zuhause pflegt, Stress bedeutet!! Sie zuhause zu haben bedeutet ja nicht, ständig um sie rumzuwuseln, sondern einfach nur da zu sein, wenn sie euch braucht. Daß sie Gewissheit hat, wenn sie etwas möchte ist jemand da - und zwar nicht "irgendjemand", sondern die eigenen Kinder und der Ehemann.

Ich weiß selber nicht, wie ich damit umgehen soll, ich weiß nicht, was sein wird, wenn sie nicht mehr ist, ich weiß nicht mehr, was ich denken soll - aber ich weiß, daß meine Mutter nicht in ein Heim kommt, solange unsere Familie und ich noch irgendetwas für sie tun können.

Sei ganz lieb gegrüßt, Tina
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