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Alt 29.01.2005, 19:39
Gast
 
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Standard 24 Jahre: Brustkrebs x 2

Liebes Eichhörnchen, Du kannst Dein Leben doch nicht vergessen. Ich vergesse meines auch nicht, ich stelle mich nur drauf ein, das es sein kann, dass ich früher sterbe, als ich hoffe. Ich mag mir nichts vormachen und ich kann mir als Naturwissenschaftlerin auch nicht gut was vormachen, weil ich das dann doch merke.
Deshalb konnte ich auch offen mit allen sprechen und noch was unternehmen.
Zum Beispliel eine meiner Kusinen, die in der gleichen Situation ist, wollte unbedingt eine Chemotheraapie machen. Ich habe ihr gesagt, dass sie hier in Köln die Tumorzellen entnehmen und dann vorher im Reagenzglass testen, welche Medikamentenkombination wirkt.

Das hat den Vorteil, dass man das nicht erst monatelang an sich ausprobieren muss. Sondern bei der ersten Chemotherapie gleich solche Medikamente nehmen kann, die wahrscheinlich auch wirken. Aber meine Kusine war so in Panik, dass sie das gar nicht kapiert hat. Und so ist sie jetzt Monate mit einer Kombination behandelt worden, die bei ihr nichts nützte. Und jetzt kriegt sie wieder was, was vorher nicht getestet wurde. Aber sie kann auch gar nicht mehr nachdenken, weil sie zweimal am Tag Stimmungsaufheller nimmt. Und sie kann auch gar nicht anders, weil sie so in Panik ist.
Ich verstehe sie auch. Sie ist ja jünger als ich, hat drei Söhne mitten in der Pubertät. Da kann man durchdrehen.
Vielleicht habe ich nicht so eine Todesangst, weil ich schon viel hinter mir habe und so alles relativiere. Ich weiss es nicht.

Das Testen der Chemotherapuetika führte bei mir dazu, dass ich, wie ich gesehen habe, es sagt einem ja keiner was, dass ich eine viel höhere Dosis bekam. Aber vielleicht war es nötig.

Aber jetzt mal zu Deinen Fragen. Wie man eine Lymphangiosis erkennt: Also eine Lymphangiosis carcinomatosa ist eine Verstopfung der Lymphgefäße durch Tumorzellen. Das heißt, dass die Tumorzellen schon so viele sind, dass sie nicht nur in die Lymphgefässe eingebrochen sind, sondern sie auch verstopfen. Dadurch kann die Lymphe dann nicht mehr abfließen und die Haut rötet sich.
Bei mir kannte man dass ganz gut sehen. Obwohl es völlig harmlos aussah. Wie ein ganz leichter Sonnenbrand. Wenn ich mich nicht schon vorher informiert gehabt hatte( weil wir so viel Brustkrebs in der Familie haben), wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass es sich um Brustkrebs handeln könnte.

Diese Rötung blieb bei mir auch noch nach Abschluss der Chemotherapie. Sie ging erst kurz nach Beginn der Jodbehandlung weg, so dass ich nicht weiss, welche Sache den Erfolg brachte.
Aber auf einmal war die Rötung weg. Ich habe mich dann operieren lassen und im Bericht der anschließenden histologischen Untersuchung hieß es: Das vorher mehrfach beschriebenen Mammacarcinom, also der Brustkrebs, ist nicht mehr nachzuweisen.
Ungefähr im September hatte ich nochmal eine merkwürdig aussehende Stelle an der Operationsnarbe. Das habe ich sofort auschneiden und untersuchen lassen und es war kein Tumor nachzuweisen.
Also man erkennt die Lymphangiosis an der Hautveränderung (Rötung, Entzündung) und ihr Verschwinden daran, dass diese Hautveränderung wieder weggeht. Wenn man ganz sicher sein will, dann muss man ein Stück ausschneiden und histologisch untersuchen lassen.

Die Lymphknoten waren bei mir auch befallen. Fernmetastasen waren noch nicht nachzuweisen, aber die Lymphangiosis war am ganzen linken Rumpf und das sind ja auch Tumorzellen. Deshalb habe ich ziemlich schwarz gesehen, obwohl eine von meinen Tanten sogar mit Knochenmetastasen lange gelebt hat. Bei ihrer ersten Brustamputation war sie um die vierzig und sie ist mit über siebzig gestorben und das ohne Schmerzen, soweit ich weiss. Aber bei ihr ging die Krankheit nie weg. Also sie hatte die ganze Zeit Metastasen in den Knochen. Eine Chemotherapie hat sie nie gemacht, nur Operation und Bestrahlung.

Ich merke, ich schreibe und schreibe und weiss gar nicht, was ich sagen will. Ich weiss nämlich auch nicht, was man am besten macht.
Ich weiss auch nicht in die Zukunft zu sehen. Aber ich würde weder meine Zukunftsziele aufgeben, noch mir was vormachen. Und eine Familie haben zu wollen ist schon was Gutes. Ob das klappt, weiss man aber ohne Krankheit auch nicht.
Ich verstehe, dass Du so verzweifelt bist, weil Du so jung bist. In meinem Alter ist es schon normaler, obwohl ich auch nicht dran denken mag.
Was kann ich dir noch sagen? Frag mich ruhig. Manchmal kommt man auf eine Idee. Bis dann elbetta
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