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Alt 10.09.2007, 12:02
Stefans Stefans ist offline
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Standard Eure Erfahrungen mit MDK Gutachtertemin ?

Hallo,

meine Frau war Anfang 2007 wegen BK zur Ablatio in der Klinik und ist seither in Nachbehandlung (AHT, Reha, usw.) und arbeitsunfähig. Nun kam im August die Einladung zum MDK-Gutachtertermin, der Termin fand statt, und nun schreibt die Krankenkasse sinngemäß:

Der MDK habe den Gesundheitszustand 'eingeschätzt' und komme zum Schluß der stufenweisen Wiedereingliederung, halbtags, beginnend in 6 Wochen ('Hamburger Modell'). Meine Frau soll sich jetzt mit der Gyn. in Verbindung setzen und der Kasse mit einer Frist von 14 Tagen das Kassenarztvordrucksformular Muster 20b ausgefüllt zusenden, damit diese Maßnahme eingeleitet werden könne.

Da waren wir geplättet :-( Nicht wegen der Einschätzung des Gutachters, darum geht es nicht. Natürlich will meine Frau sobald wie möglich wieder arbeiten - nichts könnte für sie schlimmer sein, als nach 78 Wochen von der Kasse ausgesteuert zu werden und dann arbeitslos zu sein oder einen Rentenantrag zu stellen. (Von irgendwas muss sie ja schließlich leben.)

Worum es uns geht, ist die Art und Weise, wie diese Einschätzung zustande kam. Deswegen die Frage nach euren Erfahrungen. Ich schildere mal kurz, wie dieser Termin bei meiner Frau abging:

Schon im Vorfeld war es kurios: meine Frau hat der Kasse telefonisch mitgeteilt, dass sie die meisten der geforderten (mitzubringenden) Unterlagen nicht vorliegen hat, und dass sie die auch bis zum MDK-Termin (3 Wochen Vorlauf im August, Sommerferien) nicht beschaffen kann. Ausserdem hat sie mitgeteilt, dass sie bereits einen Klinik-Termin für Knochenszintigramm, Mammo- und Sonographie habe, der aber 4 Tage nach dem angesetzten MDK-Termin stattfinde. Auf ihre Frage, ob der MDK-Termin, damit wie gefordert dann alle und v.a. aktuelle Befunde vorlägen, nicht verschoben werden könne, war die Antwort: nein, das ginge wegen 'terminlicher Probleme' nicht. Es wäre (Zitat) 'egal', was sie da an Unterlagen mitbrächte - Hauptsache, sie tauche da wie gefordert auf. Hat sie dann natürlich getan.

Der Untersuchungstermin selbst war reine Realsatire: die Häfte der Zeit ging damit rum, dass meine Frau erstmal einen kompletten Lebenslauf angeben musste, von der Grundschule bis zum jetzigen Arbeitgeber. Nun ist meine Frau über 50, hat mehrere Ausbildungen und über ein Dutzend Arbeitsstellen inne gehabt - und kann natürlich nicht aus dem Stand sagen, in welchem Altenheim sie 1972 wann genau ein Praktikum absolviert hat. Ganz abgesehen davon, was das für ihre heutige Arbeitsfähigkeit für eine Rolle spielt.

Die 'Untersuchung' in der verbleibenden Restzeit sah so aus: Oberkörper freimachen, Lunge abhorchen, Bauch abtasten, Blutdruck und Puls messen, Reflexe prüfen. Ach, und zwischendurch einen kurzen Blick auf die Ablatio-Narbe werfen. Ergänzend Fachfragen wie "können sie ohne fremde Hilfe aufs Klo gehen?", "haben sie Probleme beim Wasserlassen?", usw. - also von Art und Umfang das, was jeder Mensch kennt, der einmal jährlich zum 'Basis-Check' zum Hausarzt geht. Mehr nicht.

Von dem Krankheitsbild und der Behandlung bei BK hatte der Gutachter entweder keine Ahnung - oder es hat ihn nicht interessiert. Zumindest hat er in der Richtung keinerlei Fragen gestellt. Er hat die beigebrachten Unterlagen (v.a. Klinikbefunde) mit Ausnahme des MDK-Formulars, das die Gyn. ausfüllen mußte, nicht einmal gelesen, sondern nur kurz angeschaut und dann zur Seite gelegt. Und für die Feststellung, dass eine Ablatio-OP-Narbe nach 8 Monaten "ja gut verheilt" sei, muss man IMHO kein Gutachter sein. Auch nicht für das abschließende 'Fachgespräch' auf Kaffeeklatsch-Niveau, in dem der Gutachter ganz mitfühlend darüber doziert hat, wie schwierig es doch für Frauen sei, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen, wenn man auch noch krank sei...

Kurzum: das ganze war ein schlechter Witz. Leider ist meine Frau ohnehin sehr zurückhaltend, und bei solch 'offiziellen' Terminen zudem von der Weisskittel-Autorität eingeschüchtert. Sie hat deswegen nur auf die Fragen korrekt geantwortet, aber nicht von sich aus ihre Beschwerden geschildert. Was man ihr IMHO kaum ankreiden kann - schließlich sollte ein Gutachter in der Lage sein, von sich aus die der Krankheit und dem Anlass (Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit) angemessenen Fragen zu stellen.

Wiegesagt, es geht uns nicht um den Inhalt des Bescheides des MDK. Und Beschwerde wird meine Frau sowieso einlegen. Was wir nicht begreifen können, ist: wie kann sich ein "unabhängiger Gutachter" anmaßen, auf der Basis der geschilderten Untersuchung die Arbeitsfähigkeit eines krebskranken Menschen zu beurteilen? Wenn die Patientin die Pflicht zur Mitwirkung hat - hat dann nicht der MDK die Verpflichtung, in einer so wichtigen Frage wenigstens einen Gutachter mit minimaler Fachkompetenz bzw. Sorgfalt bei der Untersuchung zu stellen ??? Meine Frau ist in Sachen BK in Behandlung beim Onkologen, beim Gynäkologen, beim Radiologen, beim Psychiater, beim Hausarzt, beim Physiotherapeiten, usw. - und dann kann ein 'Gutachter' daher kommen und nach Prüfung von Blutdruck und Reflexen in nichmtal 30 Minuten über ihren Gesundheitszustand entscheiden

Kurzum: wir finden das, was da passiert ist, unglaublich. Und wüßten gerne, ob es euch beim MDK genauso, ähnlich, ganz anders oder wie auch immer ergangen ist.

Viele Grüße und vielen Dank im voraus,
Stefan
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