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Alt 10.09.2007, 16:27
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Eure Erfahrungen mit MDK Gutachtertemin ?

Hallo Birgit,

Zitat:
Zitat von Birgit64 Beitrag anzeigen
Und wenn's nicht so traurig wäre und manche wirklich von diesen Gutachten abhängig wären, könnte man glatt noch darüber lachen.
Tja... meiner Frau und mir bleibt leider das Lachen immer öfter im Halse stecken :-(

Was die ärtzliche Arbeit bei der BK-Behandlung betrifft - ob stationär im Brustzentrum oder ambulant bei Gyn. u.a. - kein Grund zur Klage! Die bemühen sich, sind kompetent, freundlich, und tun ihr bestes.

Katastrophal wird es, wenn wir mit der "Gesundheitsbürokratie" zu tun bekommen - also mit denen, die Krankheit nur verwalten, statt sie zu behandeln. Ob Versorgungsamt, Krankenkasse oder MDK. Da fragt man sich öfter, wie weit wir noch von einer Bananenrepublik entfernt sind.

Aktuelles Beispiel, das mich wirklich völlig schockiert hat: der Sachbearbeiter beim Versorgungsamt hat mich angelogen. Kein Witz. Meine Frau wartet seit 7 Monaten auf ihren Schwerbehindertenausweis. Vor einigen Wochen auf die x. telefonische Nachfrage erzählt mir dieser Sachbearbeiter, dass ja leider die Zuarbeit von der Gyn. noch nicht da sei. Frage ich, wie das sein kann. Sagt er, wisse er auch nicht. Schließlich sei die schon Anfang Februar von ihm angeschrieben und 3 Monate später angemahnt worden. OK, geht meine Frau zu ihrer Gyn. und sagt ihr das so. Da zieht die Gyn. das Schreiben vom Versorgungsamt aus der Akte... und siehe da: das ist nicht von Anfang Februar, sondern vom Juni! Und zwar das erste Schreiben, keine Mahnung oder sonstwas.

Also telefoniere ich wieder mit dem Versorgungsamt und konfrontiere den Sachbearbeiter damit. Dazu könne er leider gar nichts sagen, er hätte die Akte gerade nicht da. Aber doch, es wäre gut möglich, dass die Gyn. erst über 4 Monate nach Stellung des Schwerbehindertenantrages angeschrieben worden sei. Frage ich, wie das sein könne. Er: wahrscheinlich hätte meine Frau wohl irgendwann mal schriftlich Einspruch erhoben und die Sache damit verzögert. Blödsinn, ist nicht passiert. Und warum er mir dann letztens am Tel. noch gesagt hätte, dass die Gyn. bereits im Februar angeschrieben worden sei... Antwort: unerwartet plötzlicher Verbindungsabbruch - das Telefonnetz ist hierzulande ja so schrecklich unzuverlässig :-(

Und es versteht sich fast von selbst, dass seither die Durchwahl dieses Sachbearbeiters von unserem Telefon aus nicht mehr erreichbar ist - entweder kriege ich sofort besetzt (da gibt's ja die schöne Taste "Anruf abweisen") oder erstmal 10 Minuten Musik in der Warteschleife... Tja, das sind die Vorteile einer guten 'customer relationship management'-Software, über die scheinbar auch das Versorgungsamt verfügt. Wer durch Nachfragen nervt, wird rausgeworfen.

Das muss man sich mal vorstellen: dieser behördliche Sesselpupser wird von meinen Steuergeldern bezahlt. Und er ist dafür angestellt, um für mich Dienstleistungen zu erbringen. Doch um mich loszuwerden, belügt er mich erst - und wenn ich ihn dabei ertappe, taucht er plötzlich ab und ist nicht mehr erreichbar...

Ich hätte vor Wut und Ohnmacht die Wände hochgehen können. Dann frage ich eine gute Freundin, die in einer anderen Stadt bei der Sozialberatung des Diakonischen Werks arbeitet - und daher oft genug mit 'ihrem' zuständigen Versorgungsamt zu tun hat. Da sagt die mir doch: klar, kennt sie, nicht aussergewöhnlich. Ich solle zunächst mal bei meinem Telefon die Rufnummernübertragung abschalten - dann könne mich der Sachbearbeiter wenigstens nicht automatisiert mit Hilfe seiner CRM-Software abweisen. Und ausserdem solle ich Beschwerdeschreiben nur mit Zustellungsurkunde (am billigsten dafür: der Gerichtsvollzieher - nein, kein Witz!) absenden. Normale Schreiben gingen da nämlich gerne mal 'selektiv' verloren. Und das so gern empfohlene Einschreiben mit Rückschein' wäre auch sinnlos - weil da ja (sofern man es nicht im Beisein unabhängiger Zeugen eintütet) nicht bewiesen werden könne, was der Inhalt dieses Schreibens war.

Und wenn ich sowas höre - bzw. die Selbstverständlichkeit, mit der besagte Freundin solche Unverschämtheiten zur Kenntnis nimmt, weil sie sowas von Behördenseite dauernd erlebt uns sich schon lange nicht mehr darüber wundert...

Dann komme ich mir vor wie der Protagonist in einem drittklassigen Spionage-Krimi. Wenn ich meine Identität durch Rufnummerunterdrückung verschleiern soll, um jemanden bei der Behörde telefonisch zu erreichen. Und wenn ich damit rechnen soll, dass Briefe schonmal irgendwie zufällig 'verloren gehen'. Oder wenn die Kasse meiner Frau ernsthaft empfiehlt, ihren Arzt vor dem Sozialgericht zu verklagen, damit er seine Arbeit macht... Und wenn mir andere Betroffene sagen, dass die Erfahrungen meiner Frau beim MDK symptomatisch seien - und dass man so ein 'harmloses' Gespräch detailliert vorbereiten müsse, einen Bekannten als Zeugen mitnehmen solle und am besten das ganze Gespräch in Steno wortwörtlich mitprotokollieren, damit man da als Patient nicht über den Tisch gezogen wird...

Dann kann ich mich beim besten Willen nicht mehr als Bürger dieses Staates fühlen, der nichts anderes will, als seine gesetzlich garantierten Rechte und Leistungen wahrzunehmen. Sondern nur als ohnmächtiger Bittsteller, dem scheinbar praktisch nichts anderes übrig bleibt, als zu tricksen, zu lügen oder vor Gericht zu ziehen, um seine Interessen zu vertreten.

Das finden wir mittlerweile ebenso pervers wie zum K*tzen :-(

Viele Grüße,
Stefan
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