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Alt 03.06.2002, 00:07
Gast
 
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Standard Sie will das ich gehe!!

Hallo zusammen, hallo Lilly
ich möchte da noch mal etwas ergänzen.
Es ist nämlich ganz interessant, sich hier mit Angehörigen zu unterhalten.

Wir Krebsbetroffene wissen alle untereinander ganz genau, was der andere meint. Auch ich spüre Petras Wut aus ihren Zeilen, aber die selbe Wut habe ich auch. Damit möchte ich nur aufzeigen, wie SCHWIERIG es auch für uns Patienten ist, darüber zu sprechen. Und zwar SO, dass Angehörige es auch verstehen können. Petra zum Beispiel und ich leben jetzt schon eine Weile mit dem Krebs, um ENDLICH ein paar Worte darüber zu finden und sie auch auszusprechen. Weil das so verdammt schwierig ist und sehr tief geht. Stellt Euch das mal vor. Wie LANGE es dauern kann, bis man Worte findet! - Manchmal findet man sie sogar auch schon sehr früh, ... doch dann will trotzdem gar keiner richtig zuhören! Oh, das ist ziemlich verletzend.
Zudem haben wir bereits schon unsere Erfahrungen gemacht aus der Anfangszeit nach der Krebsdiagnose, und wissen ganz genau wie es ist, wenn man in dieser Schock-Situation so bedrängt wird. Und das Bedrängen und das Nicht-Verstehen-Wollen/Können scheint offenbar manchmal nie aufzuhören. Manche Angehörige schaffen das nie. Tja, deshalb diese Wut!

Gerade DIESES Beispiel ist doch ein Teil, den wir so dringend brauchen! Petras Worte zeigen Wut, also fühlt IHR Euch angegriffen! Tut das bitte nicht. Sondern lest ihre Zeilen mit Eurem Herzen! Damit Ihr VERSTEHEN könnt!
Wir klagen doch niemanden an! Wir fühlen nur. Wir leiden nur. Wir suchen Verständnis. Wir wollen Euch bei uns haben, wollen, dass Ihr uns begleitet. Begleitet, aber nicht belehrt. Hört uns zu, denn wir sagen Euch ganz wichtige Dinge. Wir sind Euch irgendwie einen Schritt voraus, (keinen überheblichen Schritt, sondern einen Leidens-Schritt) weil wir BEIDE Seiten kennen. Ihr KOENNT es nicht wirklich nachvollziehen, aber ich könnt uns doch zuhören, hm?
Und Ihr WOLLT diese Dinge doch wissen, oder?

Gut. Ich bringe Euch jetzt ein Beispiel, welches sich fast wie ein Thriller anhört. Ich habe dieses Beispiel schon auf meiner privaten Homepage aufgeführt, und andere Krebsbetroffene fanden es exakt zutreffend. Es ist die Beschreibung dessen, wie es ist, KREBS ZU HABEN! - Ein Psychiater hat es mal so beschrieben. Keine Ahnung, woher ER diese Erkenntnis hatte, jedenfalls ist dieses Beispiel geradezu perfekt.
Denkt Euch mal rein! In die folgende Situation:

"Krebs zu haben ist ...
... wie wenn Du Dich in einem stockfinsteren Raum befindet. Es gibt keine Fenster und auch keine Türen. Nichts. Nur absolute Dunkelheit. Du kannst nichts sehen. Nur Schwärze. Und gleichzeitig weisst Du, dass sich in diesem Raum ein MÖRDER befindet! Aber Du ahnst nicht WO! Kauert er irgendwo in einer Ecke? Schläft er bloss? Oder steht er direkt vor Dir, oder hinter Dir, um jeden Moment gleich zuschlagen zu können?
Du weisst es nicht. Du wirst es nie wissen. Du wirst für den Rest Deines Lebens mit diesem Mörder in diesem Raum zusammen bleiben müssen. Es gibt keinen Ausweg. Nie. Was bleibt, ist nur die Hoffnung."

Tja. Jetzt stellt Euch vor, was Ihr in diesem stockfinsteren Raum anstellen wollt. Hm?
Keine Chance! Da nützt es auch nichts, wenn ihr von "Aussen" ein Stimmchen hört, welches Euch zuruft: "Stell Dich doch nicht so an!" oder "Machst Du Dir Sorgen?" oder "Du schaffst das schon!"
Richtig, das einzige, was Ihr in diesem Raum tun könnt, ist: Die Situation akzeptieren und hoffen. - Aber bevor es überhaupt erst so weit ist, werdet Ihr erst mal vor Angst durch die Hölle gehen ...!

Nehmt's mir nicht übel, meine Beispiele und Ausführungen sind oftmals ein bisschen krass. Aber manchmal hilft's!

Ich grüsse Euch alle ganz herzlich.
Die "krasse" Brigitte
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