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Alt 13.01.2015, 18:08
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anni. anni. ist offline
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Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - Hoffnung begründet?

Hallo Ohana,

auch ich finde mich in dem wieder, was du schreibst. Mein Onkel bekam vor 9 Jahren ebenfalls die Diagnose kleinzelliges Bronchialkarzinom. Bei ihm waren bei Diagnosestellung bereits 3/4 der Lunge befallen. Genaueres weiß ich leider nicht, da ich da auch noch jünger war. Aber die Infos haben gereicht, um zu verstehen, dass er wahrscheinlich in kurzer Zeit daran sterben wird.

Man hat ihm das aber das erste Jahr nach der Diagnose kaum angemerkt. Er bekam eine palliative Chemotherapie, die ambulant durchgeführt wurde. Noch nichtmal die Haare fielen aus. In der Familie wurde eigentlich kaum darüber geredet, mir kam das immer wie ein Tabuthema vor. Und ihm ging es ja schließlich gut.

Irgendwann fing es dann an, dass ihm immer Wasser gezogen werden musste, was sich am Herzen angesammelt hatte. Man hat ihm öfters angemerkt, wie krank er eigentlich ist. Nach einiger Zeit auf der Palliativstation musste er dann gehen. Es wurden Krebszellen in diesem Wasser, was sich immer ansammelte, gefunden und mein Papa sagt, am Ende hatte er überall Metastasen.

Wir können alles bis heute nicht glauben. Mein Onkel war über 30 Jahre auch starker Raucher und hat wohl zu spät aufgehört. Er wurde außerdem ewig lange falsch behandelt, bis er dann blutspuckend ins Krankenhaus kam.

Nun ist seit einem halben Jahr, wie bei dir, auch mein Papa an Krebs erkrankt. Er ist 56 und hat ein seltenes Thymuskarzinom. Trotzdem kann ich dich in vielem verstehen und vieles ist bei uns genauso. Papa ist auch leidenschaftlicher Kartoffelesser und Süßigkeitenvernichter. Er hat sich teilweise schon eingeschränkt aber er braucht das einfach, er ist damit glücklich. Deshalb hab ich das mittlerweile so akzeptiert. Ich mache mir trotzdem auch immer Sorgen, dass er den Krebs damit füttert. Oder halt nicht genug macht - keine extra-Vitamine, Alternativmethoden oder sonstiges.

Ich denke das ist normal. Man möchte einfach alles tun, um den lieben Menschen wieder gesund zu sehen. Aber es kommt sowieso wie es kommt. Ich denke wir haben da nicht sehr viel Einfluss drauf. Ich hoffe auch einfach, dass mein Papa seine Enkelkinder noch aufwachsen sieht und mich zum Altar führt. Wir brauchen ihn einfach.

Ich weiß wie das mit den Statistiken ist... bei Papas Krebsart gibt es glaube ich 30% Chance aufs Langzeitüberleben. Trotzdem sind Statistiken immer relativ, bitte nimm das nicht so ernst, das macht einen nur kaputt. Dein Papa hat den großen Vorteil, dass keine Fernmetastasen da sind, und es wird sogar vorgebeugt. Solange er gut drauf ist, genießt einfach die Zeit. Lebt den Moment, den Tag. Und gebt die Hoffnung niemals auf! Geist über Körper, oder wie heißt es so schön. Das wichtigste ist einfach, dass dein Papa seinen Lebensmut nicht verliert. Noch ist nichts verloren.

Ich bin in Gedanken bei euch und wünsche euch alles alles Gute!

Anni
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Mein lieber Papa (*1958):

05/2014 ED Primär inoperables Thymuskarzinom
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