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Alt 08.02.2023, 21:52
BOB the builder BOB the builder ist offline
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Standard AW: Man sieht sich immer zweimal im Leben....

Hallo Zusammen,

lange nichts mehr geschrieben und bevor einer glaubt, dass man sich auch 3 Mal im Leben treffen könnte, der liegt zum Glück falsch

Ich hatte nun wieder meine große alljährlich stattfindende Nachsorgeuntersuchung und alles ist in Ordnung.
Das ganze ging, wie bei mir üblich, allerdings nicht ohne Komplikationen ab...

Nach der Blutabnahme am nächsten Tag zum MRT und Lungenröntgen. Termin zur Nachbesprechung etwa 10 Tage später. Ich komme also gutgelaunt in die Praxis, um auch meine Testo-Spritze zu holen.
Während ich auf dem Stuhl vor dem Labor sitze, kommt eine der MTAs zu mir und sagt:

"Meine Kollegin hat den Termin beim falschen Arzt gemacht. Ihr Arzt ist heute gar nicht da. Und da der andere Arzt sie nicht kennt, kann er mit Ihnen nicht sprechen."

Mhhh... "geht so" gute Entwicklung... Ich sage also, dass ich die Befunde mitnehmen will um wenigstens die Ergebnisse zu kennen.
Wie immer hätte ich das lieber lassen sollen, denn mein Beta-HCG ist zu hoch.

1,3 U/l bei Grenzwert 1,1 U/l.

Dazu eine Frage in die Runde: Hat noch irgendjemand ein Labor, bei dem der Grenzwert mit diesem sehr niedrigen Wert angegeben ist?
In der gesamten relevanten Literatur (also nicht Netdoktor und Co.) finden sich Grenzwerte zwischen 2 und 2,6 U/l für Männer mittleren Alters. (So war der Grenzwert auch bei allen Untersuchungen im Krankenhaus vor 7 Jahren).

Da MRT und Röntgen ohne jeden Befund waren, war jetzt nicht sofort von einem Rezidiv auszugehen, aber was der Clown mit einem machen kann, wisst ihr ja alle selbst

Gedanken an Mikrometastasen, plötzliche Atemnot, das Gefühl in der Leiste geschwollene Lymphknoten gefunden zu haben.... Im Englischen würde man wohl sagen, dass ich eine starke Tendenz zum "Overthinking" habe....

Mein eigentlicher Arzt ruft also 2 Tage später an und sagt, dass man sich keine Sorgen machen müsse, da der Wert so gering erhöht ist. Er schlägt eine Kontrolle nach 3 Monaten vor. Ich willige ein.

Nach ungefähr 2 Tage in dieser Unwissenheit war mir klar, dass ich diese Situation keine 3 Monate aushalte, da es eigentlich kaum 2 Tage auszuhalten war.
Da sieht man dann, unter welch dünner Decke des Alltags die Erlebnisse und die Angst der Vergangenheit eigentlich begraben liegen.
Ich rufe also in der Praxis an und bitte darum, Beta-HCG nocheinmal zu bestimmen. Man willigt ein.

Irgendwo in diesem Thread habe ich das schonmal geschrieben, aber für Männer mit einem Hypogonadismus (also Männer mit einem angeborenen oder erworbenen Fehlen beider Hoden, rsp. der damit verbundenen, fehlenden Testosteronproduktion) ist das Thema Beta-HCG als Tumormarker in der Nachsorge, grade bei Seminomen ein heikles.

Durch die Substitution mit der Testo-Spritze kommt es zu einem regelmäßig ansteigendem und fallenden Testosteronspiegel im Rhythmus der Spritze. Bei fallenden Werten, will der Körper den nicht mehr vorhandenen Hoden das Signal geben "Gas zu geben". Es werden vor allem die Hormone FSH und LH produziert.
Wie nun neuere Studien zeigen, produziert die Hypophyse allerdings auch Beta-HCG und es handelt sich nicht nur um eine Kreuzreaktion im Beta-HCG Immunassay.

Hier mal ein Link zu einer Fallbeschreibung aus der Schweiz:

https://medicalforum.ch/de/detail/doi/smf.2017.03221

Bei diesem armen Menschen "schossen" die Werte sogar bis auf 4 U/l rauf.
(Da hätte ich wohl gleich einen Grabstein bestellt )

Da ich um diese Tatsache seit dem ersten Entgleisen des BHCG bei Nachsorge Nr. 1 direkt nach der Chemo wusste (damals 2,3 U/l) hatte ich die Termine der Nachsorge immer exakt auf Tag 10 oder 11 nach der Spritze gelegt(Bei 3-Wochen-Rhythmus). Das ging aber diesmal terminlich nicht, sodass es nur 6 Tage waren.

Mir hätte also klar sein können, woher es kommt. Interessiert den Clown aber nicht

Also letzten Freitag nochmal Aderlass und gestern die Werte bekommen: BHCG mit 0,9 selbst unter diesem sehr niedrigen Grenzwert dieses Labors.

Fazit: Es ist weiterhin alles gut. Und ich werde Ende April natürlich nochmal ins Blut gucken lassen, wie mein Arzt es vorgeschlagen hat. Damit kann ich dieses ganze Nachsorgedrama von da an auch in den Frühling schieben. Januar ist echt kein guter Monat für sowas :-)

Ich wünsche allen aktuellen Kämpfern viel Kraft und allen Veteranen weiterhin alles Gute :-)

Viele Grüße

BOB
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