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Alt 12.04.2003, 22:08
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Standard Wünsche für Michi

Liebe Michi

Ich bin erschüttert, was Du noch alles erleiden musst. Schauerlich schon der Gedanke, dem Tumor mehr Wucherplatz zu geben, und dafür Organe zu entnehmen. Ist das denn wirklich die einzige Schmerzlinderung, die sie Dir anbieten können?
Ich kann das nicht begreifen.

Ich habe letzten Sonntag was geschrieben. Mich dann erst aber nicht getraut, es wirklich hierher zu schreiben. Jetzt aber denke ich, doch, ich machs, vielleicht wächst draus ja doch was Gutes...

Die Last des Sterbens
++++++++++++++++++++++
(Für Michi und für ihre Freunde)

Jeden Tag quälen dich entsetzliche Schmerzen.
Schmerzen, die nichts wirklich lindern kann,
Schmerzen, die wie ewige Folter sind,
die Mark und Bein erschüttern,
die Dir die Sinne rauben
und den Hilfeschrei nach Ruhe,
ja nach dem Sterben in Deine Seele
bringen.

Sterben -
Du sehnst es Dir her
und wünschst es Dir zugleich fort
sobald nur ein Gedanke an Deine Familie zu Dir durchkommt,
sobald Du Deinen Mann und Deine Kinder siehst,
sobald Du irgendeinen Ton von ihnen hörst,
kommt die Sehnsucht zu leben wieder
und mit ihr der seelische Schmerz des Wissens,
das alles zu verlieren,
es nicht behalten zu können,
so sehr Du es auch möchtest, mit aller Kraft der Welt.

2,3 Monate Zeit zu leben,
stellt man Dir in Aussicht,
ehe der Krebs alles in Dir zerstört hat.
8 bis 12 Wochen Zeit
Kostbare Zeit mit Deinen Liebsten
doch qualvolle Zeit mit Deinen Schmerzen,
die kein Mensch und keine Macht zu stillen weiss, ausser der Tod.

Leben -
Du sehnst es Dir her
und es gleitet dir fort...

Du möchtest so gern die letzte Zeit noch ausschöpfen und auskosten,
noch viel Liebe weitergeben,
doch die Schmerzen erschöpfen Dich und kosten all Deine Kraftreserven,
viel geben kannst Du nicht mehr,
die Schmerzen lähmen Körper und Geist,
nur innerlich rebelliert, lärmt und martert es unaufhörlich mit aller Kraft.
Der Krebs setzt seinen Raubzug fort,
erobert Stück für Stück von Deinem Körper
und keiner vermag ihn anzuhalten, aufzuhalten, still zu legen.
Heilung scheint nicht mehr möglich zu sein.
Der Glaube an einen Gott, der so leiden lässt, ist schwer,
doch irgendwo ist eine höhere Macht,
die uns werden liess.

Zu ihr bete ich, sie flehe ich an.
Ich bete nicht mehr
um eine Heilung,
aber ich bete, ja ich bitte, ich flehe, oft unter Tränen,
Abend für Abend
um Schmerzfreiheit oder wirkungsvolle Linderung für Dich, denn ich hab Dich lieb gewonnen über die Zeit,
ich wünschte, ich könnte die Schmerzen verjagen.

Und so bete ich gegen Deine Schmerzen an,
ich bete um jenes stille Glück in Deinem Herzen,
uneingeschränkt ein wenig Freude zu spüren
ohne Schmerzen.

Ohne diese furchtbaren Schmerzen,
die jeden Frieden,
jeden freien Atemzug,
jedes leise Lächeln,
jedes Strahlen Deiner Augen,
jedes Streicheln auf der Haut
im Keim ersticken.

Neben all den grossen Wünschen der Welt
scheint dieser Wunsch nach Schmerzfreiheit klein,
aber er ist das Grösste,
was ich Dir noch wünschen kann.
Das Grösste und GeWICHTIGSTE,
was wir für Deine Seele und Deinen Körper
noch wünschen können,
denn es würde Dir,
die schwerste Last des Sterbens nehmen.

Ich bete heute und morgen und jeden Abend wieder gegen Deine Schmerzen an und ich hoffe, es wird bald erhört.

Alles Liebe wünscht Dir mit allen guten Gedanken
Ladina

PS:
Ich weiss nicht, ob es wichtig ist, dass wir alle hier, die beten mögen, es zur selben Zeit für Dich tun, oder ob der Zeitpunkt keine wesentliche Rolle spielt,
aber ich stelle es mir eindrucksvoll vor, wenn Gebetszeichen aus allen Himmelsrichtungen im selben Moment demselben Mittelpunkt und Ziel zuströmen. Es ergäbe die Form von einem Stern, einem leuchtenden Stern in der Dunkelheit, einem Stern, der nicht übersehen werden könnte.
Ich bete darum jeden Abend um 21.50h für Michi um Linderung von ihren Schmerzen.

Alles Liebe auch für alle andern, die hier mitlesen und Michi nahe sind.