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Alt 21.10.2004, 16:01
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Liebe Inga,

ich weiß nichts Genaues über die Erkrankung deines Mannes (Wann bekam er die Diagnose? Wieviel Metastasen in der Lunge? Welche Therapieversuche gab es schon? etc.), aber für mich hört es sich so an, als hättet ihr die Diagnose jetzt erst aktuell bekommen.

Als wir vor ziemlich genau zwei Jahren die Diagnose fortgeschrittener Endarmkrebs mit starkem Befall der Blase, Lymphknotenbefall und Lebermetastase bekamen stürzte für mich die Welt in sich zusammen und ich hatte im Laufe der Folgewochen, -monate häufig das Gefühl mehrmals den Weg zur Hölle und zurück gehen zu müssen. Mein Mann (heute 51 Jahre alt) hat in diesen beiden Jahren das ganze Programm durchlaufen: Stoma-OP, Darm-OP mit Teilresektion der Blase, Stoma-Rückverlegung, Leber-OP, Bestrahlungen und die ganze Chemopalette. Er hat rein körperlich viel mitmachen müssen, ganz zu schweigen von der psychischen Belastung.

Dennoch, und das ist es was ich dir eigentlich sagen will, wir hatten in diesen beiden Jahren auch sehr viele gute Phasen, in denen es ihm körperlich (fast uneingeschränkt) gut ging und wir die Zeit miteinander genossen. Ich hätte mir dies vor zwei Jahren niemals vorstellen können, denn er war zu Beginn in einer körperlich sehr, sehr schlechten Verfassung. Das mit der Hoffnung ist so eine Sache. Die Krankheit lässt einem nicht allzu viele Illussionen, aber niemand kann sagen wie der Krankheitsverlauf bei jedem Einzelnen sein wird. Mein Mann ist sehr zäh und hat den Kampf aufgenommen. Ich versuche heute, jeden Tag so zu nehmen wie er kommt und versuche, mir nicht immer vorzustellen, was alles passieren kann, wann es passieren kann und wie dann alles aussehen wird. Ich habe gerde auch hier im Krebsforum immer versucht herauszufinden, wie es werden wird und dabei bei ähnlich klingenden Diagnosen die unterschiedlichsten Verläufe kennengelernt und ich versuche heute mich an denen zu orientieren, die es schon seit Jahren geschafft haben zu leben und dem Krebs immer noch trotzen.
Ich musste im Verlauf der zwei Jahren Leben mit dem Krebs lernen, dass es Hochs und Tiefs gibt, gute und schlechte Nachrichten und dass es für mich am besten ist, dies so zu akzeptieren wie es gerade kommt. Die Krankheit hat mich und meinen Mann enger zusammen geschweißt, die Zeit, die wir heute zusammen haben ist intensiver als früher "als die Welt noch in Ordnung" war.
Ihr seid noch sehr jung und habt ein kleines Mädchen, das lässt einen dann noch mal mehr an der Gerechtigkeit und Sinnhaftigkeit zweifeln. Aber zu sagen "es gibt nicht viel Hoffnung" heißt doch auch, dass es noch ein wenig Hoffnung gibt und, wie gesagt, niemand (auch die Ärzte nicht) können wirklich genau vorhersagen, wie die Krankheit verläuft.

Ich wünsche euch viel Kraft und dass ihr einen Weg findet, die Krankheit anzunehmen und den Kampf um das Leben aufzunehmen.

Viele Grüße
Randi
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