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Alt 01.07.2009, 23:11
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Registriert seit: 18.07.2006
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Standard AW: Krebs und Studium

Hallo Butterfly,
Danke für deinen Willkomensgruß. Wie geht es Dir?

Ich war heute auf der Trauerfeier im Krankenhaus und im nachhinein muss ich sagen, dass es mir gut getan hat. Ich habe eine große Gemeinschaft erlebt und viele mir bekannte Menschen getroffen. Die andere Pschoonkologin des Krankenhauses hat mich erst einmal wortlos in die Arme genommen. Ich war erstaunt, dass sogar der Direktor der Klinik und sein Stellvertreter da waren. Sonst waren noch Ärzte, Pflegepersonal, Schwestern aus der Hämatologischen Ambulant, Krankengymnasten, Sozialdienst-Mitarbeiter und einige Patienten da, von denen ich einige durch die Sportmedizin, die Malgruppe oder eine zwischenzeitlich existierende Stammzellpatientengruppe kannte. Meine Psychologin war auch gekommen. Sogar der Ehemann der verstorbenen Psychoonkologin war da. Er will auch zur Vernissage unserer Bilderausstellung kommen. Die Feier fand ich sehr gut gestaltet. Ich habe geheult, was ich aber auch nicht anders erwartet hatte. An einer Stelle konnte jeder ein Teelicht für Frau Sahling anzünden. Ich saß am Gang und heulte leise vor mich hin als mein Oberarzt beim Anstehen für das Kerzenanzünden neben mir stand und meine Hand nahm. Wir schauten uns beide mit Tränen in den Augen an und ich empfand diesen Moment als sehr intensiv. Ich spürte eine große Wärme, die er ausstrahlte. Es war meines Erachtens aber nicht nur ein Geben von Trost, sondern eher ein gemeinsames Trauern und Trost spenden. Auf jeden Fall ist das eine besondere Arzt-Patienten-Beziehung.
Nach der Feier sagte ich zu meiner Psychologin, dass mein Oberarzt auch da war. Sie meinte, dass das nicht zu übersehen war. Für mich war das wirklich ein großer Moment von Vertrautheit und Nähe.

Nach der Feier war ich noch mit anderen Patienten was trinken. Die tote Pschologin war meines Erachtens eine große Persönlichkeit, die ich mir gerne auch als Vorbild nehme. Ich möchte auch einmal eine so starke Frau werden.

Nach über einer Woche Trauer habe ich jetzt nach dem Gemeinschaftserlebnis das Gefühl, dass es mir besser geht. Die Bilderausstellung wollen wir schon Mitte Juli eröffnen.

Liebe Grüße und viel Kraft euch allen
Kerstin
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Morbus Hodgkin, II B mit Riskofaktor, ED 4/06, 8x BEACOPP eskaliert,Bestrahlung, 1. Rezidiv 03/07, 2x Chemo mit DHAP, 20.06.07 SZT; Bestrahlung;Reha, 2. Rezidiv, 18.04.08 allogene SZT, 03.06.08 komplette Remission , 2019: Knoten im Brustkorb, 03/19 ED Peripherer Nerventumor, 6 Zyklen Chemo, Bestrahlung, OP, bestätigte Remission 01/20
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