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Alt 28.12.2005, 13:05
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Sandi Sandi ist offline
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Registriert seit: 25.12.2005
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Standard AW: traurige Weihnachten, mein Vater ist so krank

Hallo Kersti, Hallo Bine,

Kersti, du hattest geschriebn, dein Papa möchte diese Woche 2 Tage Urlaub vom Krankenhaus - ich lese in deinem heutige Posting, dass ihr Silvester im KH seid - das tut mir sehr leid für euch; vor allem weil er ja dann auch noch Geburtstag hat. Ich fühle mit euch. Ich hoffe ich trete dir nicht zu nahe mit meiner Frage, ...haben die Ärzte deinen Papa eigentlich nicht informiert wie es um ihn steht? Ich denke mir halt einerseits, dass zumindest jeder ein Recht darauf hat zu wissen was Sache ist. Andererseits ist es natürlich umso schwieriger wenn dein Papa noch so voller Elan ist. Das zeigt doch, dass er die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat. Ich kann dich so gut verstehen, wie all die anderen hier...man steht hilflos da, kann für seine Liebsten nichts tun - man ist einfach nur machtlos.

Ich selbst hätte mir noch vor 2 Jahren, ja sogar noch vor 1 Jahr nie vorstellen können, dass ich selbst mal so damit zu kämpfen habe. Ich habe es verdrängt, dass wir in diese Lage kommen könnten. Ich habe mir selbst eingeredet, dass alles wieder gut wird. Natürlich hat mir das in den vergangenen Jahren seit der Diagnose auch geholfen. Wenn man den Kopf von Anfang an in den Sand steckt ist ja alles noch unerträglicher.

Ich könnte mich oft auch nur noch eingraben. Wenn ich mich dann allerdings mal aufraffe oder mich mein Freund wo "hinschleift" merke ich, dass mir die Ablenkung sehr sehr gut tut. Natürlich ist das immer auch abhängig von der Tagesform.Gestern zum Beispiel war ich den ganzen Tag zuhause (mein Freund war arbeiten), habe stundenlang hier im Forum Beiträge gelesen. Keine zehn Pferde hätten mich gestern bewegen können irgentwo hinzugehen. Das wäre mir sonst in meinem Urlaub nieeeemals passiert.

Habe mit Bekannten und Freunden ähnliche Erfahrungen gemacht. Viele gehen auf Distanz wenn es um das Thema geht. Ich frage mich manchmal ob sie einfach nicht wissen wie damit umgehen oder ob sie kein Interesse haben. In dem Moment, wenn man selbst auf ein Gespräch hofft ist es aber eigentlich egal aus welchem Grund sie nicht auf einen eingehen; es tut einfach nur weh. Dagegen habe ich auch positive Erfahrung gemacht. Meine Kollegin inder Arbeit ist sehr verständnisvoll, hört gerne zu und bietet auch immer wieder an, dass ich mit ihr reden kann wenn es mir schlecht geht. Sie sagt auch ganz offen, dass sie nicht immer nachfragen will, ich soll dann selber auf sie zukommen. Das finde ich total in Ordnung, ich weiss ich kann jederzeit auf sie zählen. Sie hat selber schon viel durchgemacht und ich habe mittlerweile festgestellt, dass die Menschen, die selber schon Betroffene waren oder betroffene Angehörge sind einem mehr helfen können. Kein anderer Mensch kann sich in unsere Lage versetzen (wie Kersti auch selbst von ihrem Freund sagt - übrigens das "echt so schlimm" könnet von meinem Freund stammen!).

Ich nehme keine Tabletten und habe es auch nicht vor. Man kann nie sagen wie sich Situation noch entwickeln wird, aber momentan versuche ich meine Stimmung doch noch mit anderen Dingen "aufzuhellen". Ich wünsche auch euch, dass das gelingt.

@Bine
Ich habe dein Posting schon gestern abend gelesen und hatte schon wieder Tränen in den Augen - ich wollte dann nicht mehr schreiben. Ich hoffe so sehr für euch, dass dein Papa noch eine schöne Zeit mit deinem Tim haben kann. Mein Papa wünsccht sich auch so sehr, dass er doch noch Opa wird. Das würde ihn wahnsinnig glücklich machen. Die Freundin meines Bruders hatte vor 4 Monaten eine Fehlgeburt (ist in der 11 Woche abgegangen) - alle waren happy und mein Papa konnte es auch kaum fassen, dass er Opa werden soll. Um so härter hat es uns getroffen als die schlimme Botschaft kam. Das hätte Papa auch nochmal einen Schub Mut und Kampfgeist gegeben.

Ich werde mich jetzt dann aufraffen und mal einkaufen gehen, der Kühlschrank gähnt. Dann hole ich noch einen leckeren Kuchen bei Papas Lieblingskonditorei (wenn er keine Lust drauf hat ist es auch nicht schlimm) und gehe anschließend zu meinen Eltern. Dann werde ich erfahren was im heutigen Gespräch rausgekommen ist. Drückt mir die Daumen.

Bine, ich denke heute ganz fest an euch und drücke alle Daumen und Zehen, dass beim Onkologen etwas positives rauskommt.

Liebe Grüße
Sandra
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