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Alt 06.01.2018, 22:47
Nette1973 Nette1973 ist offline
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Standard AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

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Zitat von Nicitzka Beitrag anzeigen
I

Meine Mama ist nur noch schlafend. Ich frage mich, wie kann das sein.
Vor einer Woche hatte sie Knochenschmerzen. Novalgin half nicht, Palliärztin hat ihr ein Morphiumpflaster verordnet.

Kurz darauf fallen die Augen wieder zu.
Ich weine viel und trauere. Habe Angst vor dem was kommt.

Wie habt ihr denn die Situationen gemeistert?
Ich sollte mir was Schönes gönnen und doch bin ich nicht bei der Sache, sehe den Sinn dahinter nicht.
mir ist einfach elend.

Wenn ich bei meinen Eltern bin, dann tätschle ich meine Mama, übernehme die Tätigkeiten (werde heute dort übernachten, damit mein Papa mal schlafen kann), bin ich zuhause, bricht alles über mich herein.

Ich verliere meine Mama – das tut unendlich weh. Hatte ich in den vielen letzten Jahren so viele Probleme mit ihr, jetzt sind wir und näher denn je, und ich bin so traurig.

LG Nicitzka.
Liebe Nicitzka

Es ist lange her, dass ich meinen Vater auf diese Weise verloren habe. Es war sehr intensiv und man braucht viel Kraft. Das "Schöne" und das merkt man erst im Nachhinein, ist die Zeit, die man noch miteinander verbringen kann. Abschied nehmen in Frieden. Wenn man es schafft die Situation so anzunehmen wie sie ist. Eine Trauerbegleiterin hat mir damals gesagt, dass es für den Kranken schön ist, wenn man sie Hand unter seine Hand legt. Er hat dann jederzeit die Möglichkeit, seine wegzunehmen, wenn es zu viel ist oder auch, die Hand unten zu drücken.

Deine Mutter kann dir dadurch Kraft geben. Vielleicht will sie das? Tätscheln ist schwierig. Wahrscheinlich bräuchtest du tätscheln im Moment mehr als sie. Einfach ganz ruhig die Hand unterlegen und annehmen. Ich war erstaunt, welche Ruhe und Frieden reinkam, auch in mich, in uns und wie das gewirkt hat. So wie du es beschreibst ist sie ab und zu wahrscheinlich schon weg. Oft bleiben Menschen in diesem Stadium und bei uns, weil sie merken, dass wir Angst haben und sie das Gefühl haben noch bei uns bleiben zu müssen. Werden wir ruhig, können sie gehen.

Das sind nur meine Gefühle, die hier hochkommen. Weil ich es damals so erlebt habe. Als ich aufgehört habe stark zu sein und gesagt habe, dass ich eine scheiss Angst habe, war plötzlich alles "leicht" und ich habe es genossen, dass ich noch Zeit mit meinem Vater verbringen konnte. Auch wenn er fast nur noch weg da. Es gab noch wache und sehr schöne Momente.

Ich wünsche dir alles Liebe!

P.S. ich vermute, dass sie vom Morphium so weg ist. Das ist normal in diesem Krankheitsstadium. Schmerzen nehmen und wach bleiben geht oft nicht. Sie selbst empfindet das weg sein sicher nicht als unangenehm. Du musst keine Angst haben vor dem was kommt. Sie wird gehen und du wirst dein Leben neu ordnen. Mit viel Trauer und deiner Mama im Herzen. Dort kann sie dir niemand nehmen. Du wirst das schaffen.

Geändert von Nette1973 (06.01.2018 um 22:55 Uhr)