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Alt 08.01.2010, 12:01
flipaldis flipaldis ist offline
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Standard Das Krankenhaus und die Hygiene

Wie ihr wisst, benutze ich diesen Thread ja hin und wieder um mir etwas von der Seele zu schreiben.
Heute geht es um die Hygiene im Krankenhaus.

Einer meiner Hunde wird Morgen einen Eignungstest für den Einsatz als Therapiehund in Krankenhäusern und Altenheimen machen.

Aber was ist mit der Hygiene??????

Von meinem Hund kann ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass er keine Problemkeime mit sich rumschleppt. Ich dagegen habe das KH das erste Mal mit einer nahezu unbeherrschbaren Blasenentzündung, das zweite Mal mit einer Entzündung der unteren Atemwege verlassen. Beides schrie nach dem Einsatz ganz ausgefallener Antibiotika. Oder was war mit dem Putzen der Krankenzimmer? Morgens früh um 7.30 h erschien eine Dame im blauen Kittel, verteilte großzügig ein Schnapsglas voll Wasser auf den 9 qm, wischte es breit und verschwand wieder. Fertig!
Erinnere dich doch mal an die Thrombosestrümpfe. Nachdem sie bei der ersten OP komplett vergessen worden waren, was allerdings erst nach 2 Wochen auffiel, bekam ich sie bei der 2. OP direkt zugeteilt. – Allerdings hatte man die Socken zum Wechseln vergessen. – Super!!! Nach 2 Tagen, bei 38 °C im Schatten habe ich sie mir von den Füßen gerissen und saß , so lange stehen konnte ich noch nicht, gemütlich vor meinem Waschbecken um sie auszuwaschen, als plötzlich ein Arzt reinkam. Der sah, was ich machte und verschwand sofort wieder. Mit Lichtgeschwindigkeit lagen meine neuen Thrombosestrümpfe vor mir. Tut uns sehr leid, haben wir vergessen.
Ach ja, genauso wie das Wechseln des Drainagebeutels?? In meinem Bauch waren noch 2 Schläuche befestigt, durch die mit steter Regelmäßigkeit das Wundsekret in einen Beutel tropfte. Nach 3 Tagen bei den oben erwähnten Temperaturen stank es. Oder ich stank. Mein Sohn weigerte sich mich zu umarmen, Mitpatientinnen rückten unauffällig von mir ab, wenn ich mich irgendwo hinsetzte.
Frage an Stationsarzt:„Können Sie bitte den Drainagebeutel wechseln oder die Schläuche ziehen?“ „Tut mir leid, das muss der Chef entscheiden!“ (Hallo, man muss wirklich 12 Semester Medizin studiert haben und eine 3jährige Facharztausbildung angeschlossen haben, um nicht entscheiden zu dürfen, ob bei einem Patienten ein Beutel gewechelt werden darf. Klar, doch!) Inzwischen war alles so überfüllt, dass das Sekret an den Schläuchen vorbei in die Unterwäsche lief. Und noch ein neues Pflaster drauf. 5 Slips später, wie gut dass meine Mutter regelmäßig mit frischer Wäsche kam und dass ich ausgesprochen geduldig bin, habe ich dem Personal ein Ultimatum gestellt. Entweder ich habe innerhalb von 10 min einen neuen Drainagebeutel oder ich ziehe sie raus.
Zur Sicherheit habe ich 15 min gewartet und erst dann eigenverantwortlich die Schläuche gezogen. Sofort stand ich einer Pfütze eines besonders hygienischen stinkigen Wundsekrets, als tatsächlich der Chef reinkam. (Haben Chefs so an sich, dass sie immer in den ungünstigsten Momenten auftauchen.) Na das war vielleicht ein Aufstand.......
Wie können Sie nur?
Das haben wir hier ja noch nie erlebt?
Was machen Sie eigentlich beruflich, noch nie hat sich ein Patient einen Drain gezogen?

Wenn ich mir das alles noch einmal durchlese und vor meinem geistigen Auge Revue passieren lasse komme ich endgültig zu dem Schluss, dass ich meinem Hund den Einsatz als Therapiehund nicht gestatten kann. Die hygienischen Verhältnisse in den Kliniken sind einfach unzureichend.

In diesem Sinne
ein schönes Wochenende
flipaldis